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AusstellungGeschichte einer Verfolgung: „LGBTIQ+ History in Luxembourg“

Ausstellung / Geschichte einer Verfolgung: „LGBTIQ+ History in Luxembourg“
Unter anderem die Verfolgung homosexueller Männer während der Besatzungszeit wird thematisiert Foto: Simone Mathias

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Pünktlich zum Auftakt der Pride-Wochen wurde diesen Montag im Escher „Bâtiment 4“ eine Ausstellung eröffnet, die einen Einblick in die Lebenswirklichkeit von Menschen der LGBTIQ+-Gemeinschaft in Luxemburg gibt. Organisiert wurde die Wanderausstellung von Rosa Lëtzebuerg in Zusammenarbeit mit dem Resistenzmuseum.

Die Ausstellung beginnt mit dem Jahr 1795, als es durch den „Code Napoléon“ zu einer gesetzlichen Entkriminalisierung von gleichgeschlechtlichen Handlungen kam, und spannt den Bogen bis 2015, als eine Ehe- und Adoptionsreform für gleichgeschlechtliche Paare beschlossen wurde.

Die Erforschung der queeren Geschichte ist in Luxemburg im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern noch ein sehr junges Forschungsgebiet. Bisher gab es lediglich eine Ausstellung von der Vereinigung Rosa Lëtzebuerg, in der die Anfänge der homosexuellen Bewegung in den 1980er- und 1990er-Jahren dokumentiert wurden. 2018 erschien ein Artikel von Renée Wagener mit dem Thema „Witz und Tabu“ in der woxx. Seit 2021 befassen sich die Historiker Jérôme Courtoy und Daniel Thilman mit der Verfolgung homosexueller Männer in Luxemburg während der deutschen Besatzung, ein Themenbereich, der in der heutigen NS-Aufarbeitung in Luxemburg weitestgehend ignoriert wurde.

Behandelt wird in der soeben im Escher „Bâtiment 4“ eröffneten Ausstellung unter anderem die Verfolgung von Schwulen und Lesben, aber auch die Entstehungsgeschichte von Gruppen und Bewegungen, die sich für die Rechte der LGBTIQ+-Community einsetzten. Dargestellt werden auch die Forderungen nach Gleichberechtigung und Akzeptanz in der Gesellschaft.

Heute ist in den meisten westlichen Industrieländern gleichgeschlechtliche Liebe kein Skandal mehr. In vielen Ländern können Homosexuelle staatlich anerkannte Lebenspartnerschaften eingehen. Anderorts werden sie nach wie vor oft diskriminiert oder sogar bestraft, wie zum Beispiel vor kurzem in Nigeria, wo drei Homosexuelle zur Steinigung verurteilt wurden. 

Individuelle Schicksale

Ein besonderes Thema der Ausstellung ist die Verfolgung homosexueller Männer während der Besatzungszeit. Im Mai 1940 nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurde in Luxemburg sofort NS-Recht eingeführt. Darunter auch der Paragraf 175: Dieser Paragraf, den es seit 1872 im Deutschen Reich gab, stellte Beziehungen zwischen Männern unter Strafe. Die Nationalsozialisten verschärften 1935 das Gesetz nochmal. Ab hier galten homosexuelle Männer als Bedrohung für den Fortbestand des deutschen Volkes, was auch erklärt, warum lesbische Beziehungen nicht bzw. weniger oft unter Strafe gestellt wurden. Da diese Beziehungen für den „Volkskörper“ als weniger schädlich angesehen wurden, konnten doch die Frauen für die Fortpflanzung weiterhin zur Verfügung stehen. Die meisten lesbischen Frauen gingen Tarn-Ehen ein oder begaben sich ins Exil, um jeder Bestrafung zu entfliehen.

Hingegen wurden in Luxemburg homosexuelle Männer ab 1941 verfolgt: Ungefähr zwanzig von ihnen wurden verurteilt, sie bekamen oft mehrjährige Haftstrafen oder wurden in Konzentrationslager gesteckt. Ihr Kennzeichnung im KZ war ein „Rosa Winkel“. Jean B. ist genau dies widerfahren. Er wurde im Mai 1942 über Luxemburg ins KZ Sachsenhausen deportiert und unter der Häftlingsnummer 42465 als Homosexueller eingestuft. Er wurde in Block 14 (Isolierung) einquartiert und im Rahmen der Mordaktion vom 3. Juli 1942 hingerichtet. Offizielle Todesursache: „Schussverletzung bei Fluchtversuch“.

Ein weiteres und sicherlich in Luxemburg wenig bekanntes Schicksal ist das von Christopher Isherwood, dem Autor von „Goodbye to Berlin“, sicherlich besser bekannt durch das Musical „Cabaret“, das mit Liza Minnelli verfilmt wurde. Er flüchtete vor den Nazis 1933 mit seinem deutschen Freund Heinz Neddermeyer aus Berlin und floh durch ganz Europa. 1937 gelangten sie, unabhängig voneinander, über mehrere Umwege nach Luxemburg. Sie quartierten sich in einem Hotel in Luxemburg-Stadt ein und wurden durch ein aus Frankreich stammendes Denunzierungsschreiben des Landes verwiesen. Neddermeyer wurde von der Gestapo verhaftet und zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt. Isherwood emigrierte 1939 in die USA, wo er auch 1986 starb.

Eine Verfolgungsgeschichte unter vielen anderen.

Infos

Wann?
Öffnungszeiten: 12 bis 22 Uhr
Wo?
Bàtiment 4, Esch/Alzette