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FilmLiebeskummer, Hardrock und Ziegengeschrei: „Thor: Love And Thunder“

Film / Liebeskummer, Hardrock und Ziegengeschrei: „Thor: Love And Thunder“
Natalie Portman (l.) als Mighty Thor und Chris Hemsworth als Thor in einer Szene des Films „Thor: Love and Thunder“ Foto: Jasin Boland/Walt Disney Studios/dpa

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Fans von Chris Hemsworth dürfen sich freuen: Der vierte Teil von „Thor“ läuft in den Kinos. Dieses Mal hat der Donnergott Liebeskummer. Obendrein trachtet der Götterschlächter nach seinem Leben. Gut, dass Thors Ex-Freundin (Natalie Portman) Superkräfte erlangt hat.

Zwei gigantische, schreiende Ziegen sind die heimlichen Stars in „Thor: Love And Thunder“. Chris Hemsworth als Donnergott Thor bekommt sie nach einem mehr oder weniger geglückten Rettungseinsatz mit den Guardians Of The Galaxy auf einem fremden Planeten als Dankeschön geschenkt. Fortan sind die beiden Tiere mit ihrem kuriosen Geschrei Thors ständige Begleiter in der abgedrehten Superhelden-Komödie von Regisseur Taika Waititi („Jojo Rabbit“).

Dabei beginnt der 29. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU), der vierte mit Thor als Titelhelden, sehr dramatisch. Irgendwo in der Wüste auf irgendeinem Planeten betet der Sterbliche Gorr (Christian Bale) vergeblich um Regen. Seine kleine Tochter stirbt. Als er kurz darauf von einem Gott verspottet wird, spielt ihm das Schicksal ein Schwert zu, mit dem er Götter töten kann. Als Gorr, der Götterschlächter, macht er seinem Namen fortan alle Ehre. Irgendwann hat er es auf Thor abgesehen.

Der Donnergott (Chris Hemsworth) leidet derweil unter Liebeskummer. Er vermisst seine menschliche Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman). Was er nicht weiß: Sie hat Krebs im Endstadium. Auf der Suche nach Heilung reist Jane nach New Asgaard, wo etwas Unerwartetes passiert. Obwohl Jane keine Göttin ist, wird sie durch die Magie von Thors Hammer zur Superheldin Mighty Thor. Gemeinsam mit Thor, Valkyrie (Tessa Thompson) und dem Steinwesen Korg (Stimme: Waititi) stellt sie sich dem Götterschlächter entgegen. Gorr, den Bale mit Anleihen von Nosferatu wunderbar furchteinflößend spielt, hat nämlich alle Kinder von New Asgaard in seine Schattenwelt entführt.

Nachdem Marvel zuletzt mit Chloé Zhaos langatmigem „Eternals“ fast esoterisch unterwegs war und Sam Raimis „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ Elemente des klassischen Horrorfilms enthielt, hat der Neuseeländer Waititi wieder eine kunterbunte Komödie gedreht, in der sich die Beteiligten offenbar für keinen Gag zu schade waren. Neben den schreienden Ziegen sorgen ein Theaterstück in New Asgaard, in dem Matt Damon und Melissa McCarthy mitspielen, sowie Russell Crowe als selbstverliebter Obergott Zeus für Lacher. Und Thor, der nicht nur für Jane, sondern auch für seinen Hammer Gefühle hegt.

Es gibt auch einige dramatische Momente, schließlich geht es neben all dem bunten Superhelden-Spektakel auch um Krankheit und Verlust. Dass Waititi Tragik und Humor gut unter einen Hut bringen kann, hatte er mit seinem Oscar-prämierten Geniestreich „Jojo Rabbit“ bewiesen. Hier gehen die dramatischen Momente allerdings nicht so nahe, dafür ist „Thor“ insgesamt zu albern. Einige emotionale Szenen gegen Ende des Films wirken zudem langatmig und arg erzwungen.

Die neuen Superhelden-Outfits von Thor und Co. sehen fast so aus, als wären sie von einem Spielzeug-Hersteller entworfen worden. Ein weiteres Manko sind – wie schon bei „Eternals“ und anderen Filmen des Genres – die im Computer generierten, wenig originellen Monster, die teilweise kaum zu erkennen sind. Bombastische Schlachten mit solchen Kreaturen sind bei Marvel mittlerweile viel zu sehr zur Gewohnheit und entsprechend langweilig geworden.

Begleitet wird das effektlastige Treiben von einem rockenden Soundtrack mit 1980er- und 1990er-Jahre-Flair, der mehrere Songs der Hardrock-Ikonen Guns n’ Roses enthält. Der Abspann, der wie üblich eine Szene mittendrin und eine am Ende enthält, wurde im Look der Bandlogos von 80er-Jahre-Gruppen gestaltet. So viel Liebe zum Detail muss man einfach gutheißen.

Seinen grandiosen Vorgänger „Thor: Ragnarok“ kann Waititi zwar nicht toppen, aber mit „Thor: Love And Thunder“ bringt er erneut ein kurzweiliges, visuell beeindruckendes Comic-Abenteuer auf die Leinwand, das man übrigens – anders als das komplizierte „Doctor Strange“-Sequel – auch ohne große MCU-Vorkenntnisse anschauen kann.