Auf dem Weg zum Untergang des Römischen Reiches wird es immer dunkler. Wer am Ende des Rundgangs in der Finsternis angekommen ist, hat rund 150 Jahre spätantiker Geschichte erlebt: von der Hoch-Zeit der Kaiserresidenzen mit Thermen, Glas- und Goldkunst zurück zu Holzhäusern, Schrottmünzen und dem Plumpsklo. Eine Ausstellung in der einstigen Römerstadt Trier geht erstmals einem großen Rätsel der Weltgeschichte nach: Wie und warum ist das Römische Reich, das kulturell so hoch entwickelt war, untergegangen?
Rund 700 Exponate von 130 Leihgebern aus 20 Ländern sind vom 25. Juni bis 27. November bei der rheinland-pfälzischen Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ in drei Museen zu sehen. Das Rheinische Landesmuseum Trier als Hauptstandort der Sonderschau nimmt die historische Entwicklung im vierten und fünften Jahrhundert in den Blick. Die einzelnen Räume seien farblich „wie eine untergehende Sonne gestaltet“, sagt Museumsdirektor Marcus Reuter. „Bis am Ende im ganz schwarzen Raum dann die Sonne untergegangenen ist.“
Top-Leihgeber haben Objekte angeliefert. Darunter der Marmor-Kopf einer Aphrodite aus dem Archäologischen Nationalmuseum Athen, der Torso einer purpurfarbenen Porphyr-Kaiserstatue aus Ravenna, Mosaike aus Nordafrika oder ein Löwenköpfchen aus Bergkristall aus dem Mittelaltermuseum in Paris. „Das wird normalerweise gar nicht ausgeliehen“, sagt Reuter. Anderes kommt aus dem Louvre, dem British Museum in London, aus deutschen und rheinland-pfälzischen Häusern – und eigenen Beständen. „Das ist ganz großes Kino“, meint Reuter.
Noch ist es hell, als die Schau eine Bestandsaufnahme des Römischen Reiches um das Jahr 350 zeigt. Da gab es vier Kaiser, die sich immer wieder neue Residenzen suchten – und viel Wert auf die Loyalität ihrer Beamten und Generäle legten. „Man versuchte sie mit Geschenken wie Silberplatten oder Goldfibeln bei der Stange zu halten“, sagt Reuter und zeigt auf ein aufwendiges Diatret-Glasgefäß, von dem es weltweit gerade mal sechs Stück gibt.
Putsche und Bürgerkriege
Doch dann ziehen Schatten auf: Nicht nur die Kaiser bekriegen sich, sondern Generäle putschen gegen ihre Kaiser. Und Germanen, die plötzlich auch in der römischen Armee Karriere machen können, sorgen für neue Machtstrukturen. Es kommt zu Bürgerkriegen: „Das Reich zerfleischt sich zusehends selbst. Das schwächt die römische Armee“, sagt Reuter. Hinzu kommen immer mehr Attacken von Völkern von außerhalb – mit Plünderungen.
Im orangefarbenen Raum zeigt eine Multimediastation eindrucksvoll über einen Zeitstrahl, wie es im weströmischen Reich immer mehr Kriege gab. „Ab dem Jahr 400 geht es im Westen wirklich bergab“, sagte Reuter. Dunkelrot ist es, als Rom geplündert wird. Besucher hören Feuerknistern und Pferdewiehern vor einem projizierten Flammenmeer. In der Vitrine liegen verschmolzene Münzklumpen, die jüngst auf um 410 datiert wurden und weltweit erstmals zu sehen sind. Und am Ende der 14 Räume – das weströmische Reich zerfällt – steht ein großer schwarzer leerer Thron.
Für den Archäologen ist klar: Die innerrömischen Bürgerkriege plus wiederholte Angriffe von germanischen Völkern an verschiedenen Ecken des Reiches sind die beiden Hauptfaktoren für das Ende des Reiches. „Eine eindeutige Antwort wird es aber nie geben.“ Andere Theorien zum Niedergang wie Klimawandel oder Bleivergiftung seien wenig wahrscheinlich. Insgesamt gebe es über 700 Theorien.
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