Tageblatt: Drei Tage, 60 Konzerte, 600 Musiker … nachdem das „Fräiraim“-Festival 2020 und 2021 wegen Corona zweimal abgesagt werden musste, scheinen die Musiker jetzt wirklich heiß darauf zu sein, am kommenden Wochenende endlich auf der Bühne zu stehen.
Serge Schonckert: Ja, eigentlich war das „Fräiraim“-Festival ein Projekt, das als 15-jährige Jubiläumsfeier der Philharmonie gedacht war. Wir wollten den einheimischen Künstlern und denen aus der Großregion ein Forum bieten, sich innerhalb dieses Festivals zu zeigen. Wir hatten damals bereits über 200 Projekte auf dem Tisch. Dass das so lange dauern sollte, konnte damals niemand wissen. Wir wollten das Projekt aber auf keinen Fall fallen lassen und sind jetzt froh, dass fast alle, die sich 2020 gemeldet hatten, dabei sind. Aber in der Zwischenzeit sind auch neue Projekte und Künstler hinzugekommen. Allerdings sind leider auch einige Initiativen Corona zum Opfer gefallen. Und jetzt hoffen wir, dass es kurzfristig zu keinen weiteren Ausfällen wegen Corona kommt.
Wer konnte sich denn bewerben?
Jeder nichtprofessionelle Musiker. Das heißt, Amateure wie auch semiprofessionelle Musiker, also Musiker, die nicht ausschließlich von ihrer Kunst leben. Alle Gattungen sind vertreten: Folk, Blues, Jazz, Chanson, Rap, Chorgesang, Klassik … Das geht von sehr kleinen Ensembles mit zwei Musikern hin zu Symphonieorchestern und großen Chören, wo bis zu 250 Leute auf der Bühne stehen. Wir haben sogar Heavy Metal kombiniert mit Orgel. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt. Und vielleicht, wer weiß, kann man dieses Festival sogar irgendwann einmal wiederholen. Aber zuerst müssen wir abwarten, wie es dieses Jahr läuft.
Da scheinen mir aber eine kolossale Koordination und Logistik dahinterzustecken.
Auf jeden Fall. Unsere Techniker und der ganze Backstage-Bereich sind enorm gefordert. Alleine 35 Techniker kümmern sich um die verschiedenen Bühnen, also in Sachen Beleuchtung, Verstärkung sowie Auf- und Abbau. Alles muss ja immer wieder neu angepasst werden. Instrumente müssen aufbewahrt und aufgestellt werden, nichts darf verloren gehen, alles muss geordnet sein. Und alles muss in einem gewissen Timing ablaufen. Da ist jeder Mitarbeiter gefordert.
Auf wie vielen Bühnen wird denn gespielt?
Wir haben sechs verschiedene Bühnen: der große Saal der Philharmonie, der Kammermusiksaal, der Saal von Espace-Découverte, der in einen Club mit Lightshow umgewandelt wird, der kleine Salon Philaphil, der Balkon als DJ-Lounge mit Cocktailbar und, außerhalb, eine Open-Air-Bühne auf der Plaza. Zudem gibt es zwei „walking acts“ mit Alphorn resp. Akkordeon im Foyer, wo die Musiker umhergehen und spielen, wo etwas los ist und wo es besonders schön klingt. Die ganzen Konzerte sind zudem so programmiert und aufeinander abgestimmt, dass man kein Konzert verpasst. Außer einmal zwei Konzerte, die parallel laufen, aber vom Stil grundverschieden sind.
Und die gesamte Organisation obliegt der Philharmonie oder gibt es noch andere Partner?
Nein, das „Fräiraim“-Festival ist eine Eigeninitiative der Philharmonie und wird ausschließlich von uns betreut und finanziert. Die Vorbereitungen und die Programmation wurden von einem Zwei-Mann-Team, das immer im Gespräch mit unserem Direktor Stephan Gehmacher war, geplant und organisiert. Seit April wurde das Team für die praktische Umsetzung auf acht Personen erhöht, wobei jeder seinen Arbeitsbereich und seine Verantwortung hat. Da sind aber die ganzen Techniker und Backstage-Leute nicht mit eingerechnet. Auch nicht die Gastronomie.
Da allerdings arbeiten wir neben dem Restaurationsbetrieb Cocottes für den Innenbereich mit einem Partner zusammen, und zwar mit Yumm-Festival, wobei man wissen muss, dass das Yumm-Festival (ww.yumm.lu) ein Foodtruck-Festival ist, bei denen die Trucks aus ganz Europa kommen und Spezialitäten anbieten. Es gibt also nicht nur Burger. Und so kann jeder von jedem profitieren. Und da sonntags eher ein Familientag mit entsprechenden Konzerten ist, rechnen wir mit einem großen Zulauf, was dann auch gut für das Yumm-Festival ist.
Ein letztes Wort?
Wir freuen uns alle riesig darauf, den Leuten zu zeigen, was Luxemburg auf musikalischer Ebene so alles zu bieten hat. Ein Höhepunkt wird sicher das erste Konzert des neugegründeten Amateur-Symphonieorchesters „Orchestre de la place de l’Europe“ sein, das seit ein paar Monaten regelmäßig zusammenkommt und ein tolles Programm vorbereitet hat. Alle am Festival teilnehmenden Amateurmusiker können sich somit öffentlich und vor hoffentlich großem Publikum zeigen, anstatt wie oft nur vor wenigen Zuhörern zu spielen. Ich denke, die Stimmung wird toll werden und es wird vor Musik nur so brodeln. Und jeder ist natürlich herzlich eingeladen. Das ganze Festival ist gratis und es brauchen keine Plätze reserviert zu werden. Alle Informationen gibt es nur digital, wir wollten keinen Papiermüll und haben deshalb auf Broschüren, Flyer und Plakate verzichtet. Die Webseite (www.fräiraim.lu) ist sehr übersichtlich und lädt zum Scrollen ein. Ich bin überzeugt, hier auf dem „Fräiraim“-Festival findet jeder etwas, das ihn musikalisch anspricht.
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