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Kopf des TagesSchriftsteller Heinz Strunk wird gelassen 60 – Fasten statt Feiern

Kopf des Tages / Schriftsteller Heinz Strunk wird gelassen 60 – Fasten statt Feiern
Heinz Strunk bei einem Interview in seiner Wohnung Foto: dpa/Christian Charisius

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Seit 2020 ist der Schriftsteller und Musiker Heinz Strunk so produktiv wie lange nicht. Bücher, Theater, Hörspiele, Podcast – er brauchte das, sagt er, um während der Pandemie nicht in ein Loch zu fallen. Am 17. Mai wird der Hamburger 60 Jahre alt. Und feiert eher nicht.

Wenn Heinz Strunk auf die vergangenen Jahrzehnte seines Lebens zurückschaut, kommt ihm der Satz „Ich bereue nichts“ nicht über die Lippen. Abgesehen davon, dass dem Hamburger diese Antwort viel zu weichgespült ist, fällt ihm einfach auch etwas ein, das er gern anders gemacht hätte. „Ich wünschte, ich wäre heute zehn Jahre jünger“, sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Gerade in der Zeit zwischen 20 und 40 habe sich bei ihm so wenig getan. „Hätte ich mal einfach mit der Schriftstellerei früher angefangen.“ Denn das mache er durchaus effektiv, von Spaß will er dabei nicht gleich reden. Stattdessen sei das Schreiben eines Buches für ernstzunehmende Schriftsteller „harte Quälerei“, der Text absorbiere sehr lange wie ein schwarzes Loch Energie. „Erst in seinen letzten zehn bis zwanzig Prozent strahlt er dann Energie ab und der Text gewinnt an Musikalität.“

Acht Romane hat er auf diese Weise geschrieben. Seine bekanntesten sind „Fleisch ist mein Gemüse“ und „Der goldene Handschuh“. Mit seinem jüngsten, dem toxischen Liebesroman „Es ist immer so schön mit dir“, war er für den Deutschen Buchpreis nominiert. Hoffnungen auf den Hauptpreis hatte er kaum. „Das Entscheidende war die Nominierung, also die Anerkennung, dass es preiswürdig ist.“ Er schätze es zudem, dass seine Bücher bereits von Anfang an vom Feuilleton ernst genommen wurden.

Das nächste Buch, „Ein Sommer in Niendorf“, kommt in wenigen Wochen raus und ein Bilderbuch aus dem Käse-Abenteuerland hat er in petto. Es läuft bei Heinz Strunk. Feiern wird er das dennoch nicht. Seinen 60. Geburtstag auch nicht. „Ich hab das seit den Kindergeburtstagen nicht mehr gemacht.“ Zudem ist er da mitten in einer Fastenphase.

Das tut Strunk immer wieder mal. Auch, „um in meinem Alter noch halbwegs in Shape zu bleiben“. Diesmal vor allem, um körperlich fit zu sein für die zweite Auflage seines ironischen Fotokalenders mit ihm als halbnacktem Modell. „Fantasies 40 plus, erotisch durchs Jahr 2020 mit Heinz Strunk“, war der Titel des ersten Kalenders. Der Nachfolger „Maximise your Life – lebensoptimierende Maßnahmen“ wird nun im Juni fotografiert.

Mit der 60 an sich hat er kein Problem mehr. „Als ich noch ein Kind war, waren 60-Jährige für mich ein Opa, automatisch. Der klare Schritt ins Alter.“ Und als dieser runde Geburtstag nun langsam in sein eigenes Blickfeld geriet, wurde ihm deshalb zunächst auch kurz mulmig. „Aber jetzt, wo er kurz bevor steht, hat sich das auf eine schwer zu erklärende Art verflüchtigt.“

Dass es für Strunk, der auch als Teil des Trios „Studio Braun“ und als Schauspieler („Fraktus“) Kult geworden ist, derzeit so rund läuft, liegt auch an der Corona-Pandemie. „Das war für mich eine katastrophale Zeit. Ich hatte das Gefühl, mein Leben bricht auseinander und löst sich so auf. Die einzige Möglichkeit, da proaktiv gegenzuhalten, war noch mehr zu arbeiten. Und jetzt zahlt sich das alles aus. Das ist schon enorm.“ Strunk ist dankbar. Fast schon zufrieden. Sein Terminkalender ist voll. Mehrere Dutzend Lesungen, Pläne für eine Serie für einen Streamingdienst, Auszeit bei seinem Freund Rocko Schamoni an der Ostsee.

Schamoni zählt Strunk auch als einen der Menschen auf, dank derer er überhaupt erst da landen konnte, wo er jetzt ist. „Ich hatte immer ein paar Leute, die mich gefördert haben oder durch deren Verbindungen ich weitergehen konnte.“ Darüber hinaus hält er es eher nicht mit Cliquen oder Geklüngel. „Ich war nie so ein Cliquentyp.“ Stattdessen baut er auf Freunde aus alten Zeiten. „Die habe ich. Wenige. Aber sie sind wichtig.“

Den einen, einzigen Ratgeber hat Strunk indes nicht. „Beraten lasse ich mich ganz gern von vielen. Da bin ich das Gegenteil von beratungsresistent.“ Gerade, wenn er Neues ausprobiert, was Strunk immer wieder mal tut. „Ich bin immer daran interessiert, etwas zu machen, was ich noch nicht gemacht habe. Das ist ja mein Job. Seit 40 Jahren ist es mein Job, Ideen zu haben. Und zum Glück klappt das ganz gut. Und das hat auch Gott sei Dank noch nicht nachgelassen.“