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KonzertThe Offspring in der Rockhal: Anfang Juni wird’s punkig

Konzert / The Offspring in der Rockhal: Anfang Juni wird’s punkig
Kevin Wasserman (mittig) und Bryan Keith „Dexter“ Holland (links) sind Urgesteine des Punkrock. Ihre Musikkarriere begann Mitte der achtziger Jahre. Archivfoto: Editpress/Julien Garroy

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The Offspring werden bald wieder nach Luxemburg kommen. Lange war es ruhig um die Punkrocker, bis sie sich vergangenes Jahr mit einer neuen Platte zurückgemeldet haben. Doch taugt die etwas? Und wie hat es die Band damals eigentlich bis ganz nach oben geschafft? Zeit, diese Fragen unter die Lupe zu nehmen. 

Punkrock massentauglich machen: Das haben The Offspring in den neunziger Jahren besser als jede andere Band geschafft. Mit Erfolgsalben wie „Smash“ haben sie ihren Weg in den Mainstream gefunden und damit das ruppig-rebellische Musikgenre einem Millionenpublikum zugänglich gemacht. Mittlerweile sind Frontmann Bryan Keith „Dexter“ Holland und Gitarrist Kevin Wasserman, genannt „Noodles“, seit über dreißig Jahren im Musikbusiness: Die Anfänge der Band, deren sonstiges Line-up sich immer wieder verändert hat, reichen bis in die Mitte der Achtziger zurück. Dem Punkrock sind sie die Musiker dabei immer treu geblieben.

Gerade befindet sich The Offspring wieder auf Tournee, und die gute Nachricht für Fans lautet: Auch in Luxemburg legen die Punkveteranen einen Zwischenstopp ein. Am 7. Juni spielen sie in der Rockhal, und man darf gespannt sein auf die Show, die angesichts der langjährigen Bühnenerfahrung der Band und dem vielleicht etwas näselnden, aber doch noch immer soliden Gesang von Dexter Holland gute Unterhaltung verspricht. Da viele Zuschauer mit Songs wie „Can’t Repeat“, „The Kids Aren’t Alright“ oder „Self Esteem“ und aufgewachsen sind, dürfte der Auftritt beim Publikum auch eine große Portion Nostalgie heraufbeschwören. Doch wann haben The Offspring eigentlich ihren Durchbruch geschafft? Und kann ihr letztes Album „Let The Bad Times Roll“, das 2021 erschien, qualitativ an frühere Erfolgsalben wie „Americana“ anknüpfen? Vor dem Konzert lohnt sich neben einem kleinen Rückblick auf die Vergangenheit der Band auch eine Begutachtung ihrer aktuellen Platte.

An die Spitze der Charts katapultiert

Wenn man sich mit dem Werdegang der Band mit dem bekannten Schädel-Logo beschäftigt, muss man zunächst wissen: The Offspring hießen nicht immer so. Manic Subsidal nannten sich Dexter Holland und Greg Kriesel, als sie 1984 eine Band gründeten. Weil dieser Name jedoch schwer zu merken war, tauften sie die Punkrocker zwei Jahre später auf The Offspring um. In der Zwischenzeit war Kevin Wasserman eingestiegen und die Männer hatten gemeinsam erste Erfahrungen auf der Bühne gesammelt. Bei einem kleinen Indie-Label veröffentlichten sie 1989 dann ihr erstes Album „The Offspring“. Ihr nächstes Album „Ignition“ erschien bei Epitaph Records, es sollte sich nach ihrem Massenerfolg über eine Million Mal verkaufen.

The Offspring gingen mit Pennywise und Lunachicks auf US-Tour und spielten auch in Europa, doch der bahnbrechende Erfolg kam dann erst 1994 mit der Veröffentlichung ihres dritten Albums „Smash“. Quasi über Nacht wurden The Offspring zu einer Sensation. Auslöser war die Single-Auskopplung „Come Out Play“, die manchmal auch „Keep ‹Em Separated“ betitelt wird. Der Song wurde häufig im Radio gespielt und landete sogar auf der Nummer 1 der „Modern Rock Tracks“-Hitliste des Billboard Magazines, wodurch ein breites Publikum auf die Band aufmerksam wurde.  Fun Fact: Der Satz „Keep ‹Em Separated“, der mehrmals im Song zu hören ist, war Frontmann und Songwriter Holland – der 2017 in Molekularbiologie promovierte – eingefallen, als er im Labor Erlenmyerkolben mit heißen Flüssigkeiten kühlte.

Wegweisend für andere Bands

Dass sich „Smash“ elf Millionen Mal verkaufte, öffnete den Kaliforniern neue Türen. Sie unterschrieben einen Plattenvertrag bei Columbia Records, bei dem, zumindest in den USA, 1997 auch ihr viertes, weniger bekanntes Album „Ixnay on the Hombre“ erschien. Schon ein Jahr später folgte das sehr erfolgreiche, Comic-hafte „Americana“. Auch wenn andere Bands, die in den Neunzigern und frühen Zweitausendern durchstarteten, bei der Frage nach ihren musikalischen Einflüssen selten auf The Offspring referierten, gelten poppig-freche Songs wie „Pretty Fly (for a White Guy)“ richtungsweisend für Bands wie Blink-182 oder Sum 41, die sich zwischen Punkrock, Skate-Punk und Pop-Punk bewegten (und bewegen).

Ihren Zenit hatten The Offspring um die Jahrtausendwende schon erreicht. Nach „Americana“ veröffentlichten sie noch zwei Alben, die auf eine mehr oder weniger breite Hörerschaft trafen: „Conspiracy of One“ (2000) und Splinter (2003). Dass „Rise and Fall, Rage and Grace“ (2008) und „Days Go By“ (2012) nicht mehr jene Wirkungskraft innehatten, mag zu einem nicht unerheblichen Teil daran liegen, dass das Punkrock-Genre allgemein mit dem Beginn des neuen Jahrtausends zu schwächeln begann. Innerhalb der Musikrichtung bleibt The Offspring bis zum heutigen Tag mit über 40 Millionen verkauften Platten aber weltweit die kommerziell erfolgreichste Band.

Das letzte Album enttäuscht

Mit „Let The Bad Times Roll“ haben sich The Offspring vergangenes Jahr nun nach neun Jahren Funkstille zurückgemeldet. Ist denn da, wo The Offspring drauf steht, noch immer The Offspring drin? Die Antwort lautet: Jein. „Army of One“, „Breaking of Bones“ und „Hassan Chop“ dürften wohl am ehesten dem vertrauten Offspring-Sound gleichkommen, plätschern aber eher dahin, als dass sie für ordentlich Krawall sorgen. Beim Hören der Platte gewinnt man überhaupt immer wieder kurz den Eindruck, hier wäre eine grandiose Coverband am Werk gewesen – und nicht The Offspring selbst. Die Lieder klingen wie unglaublich gute, aber wenig profilierte Nachahmungen des originalen Offspring-Tunes.

Die Enttäuschung wächst, je länger man ins Album reinhört, denn seine zweite Hälfte flacht gehörig ab. Auf Filler wie „In The Hall of The Mountain King“ hätte man ebenso getrost verzichten können wie auf die balladeske (und geradezu verschandelte) Neuaufnahme von „Gone Away“. Auf der Deluxe Edition, die auf Spotify zu hören ist, findet man auch eine Live-Aufnahme von „The Opioid Diaries“, mit dem The Offspring die akute Opioidkrise in den USA kommentieren. Irritierend erscheint diese zusätzliche Bestückung der Platte, weil der Song musikalisch nichts Außergewöhnliches zu bieten hat – dass sie ihn trotzdem wählten, unterstreicht die relative Schwäche des Albums.

Nicht Fisch, nicht Fleisch

„We Never Have Sex Anymore“ schlägt mit seinem gewollt provokanten Text in die gleiche Kerbe wie das frühere „Spare Me The Details“, nur dass es bei dem neuen Lied um ein Paar geht, das nicht mehr miteinander schläft. Typisch für den Punkrock sind solche rotzig-frechen Songs, doch abgesehen von ihrem grundsätzlich problematischen, weil misogynen Gehalt, stößt einem hier der Songinhalt besonders sauer auf. Immerhin bemäkeln The Offspring mit dem Opener „This Is Not Utopia“ und seinem Followup-Song „Let The Bad Times Roll“ auch den früheren, frauenfeindlichen US-Präsidenten Trump. Zwar greifen sie Trump nicht explizit wegen seiner Haltung zu Frauen an, aber wirkt es dennoch etwas schräg, wenn sie ihn als „Machiavelli“ bezeichnen und sagen, Amerika sei „kein Utopia“ – gleichzeitig dann selbst für ein paar Cheap-Laughs mit sexistischen Alt-Herren-Witzen um sich schmeißen.

„It’s important for us to not come across as political, I never want to be preachy“, sagte Dexter Holland in einem Interview mit der Forbes-Zeitschrift, und das ist letztlich vielleicht das größte Problem von „Let the Bad Times Roll“: Die Band möchte nicht politisch sein, auch wenn sich zu politischen Themen äußert. Das Resultat: Ein Haufen Gemeinplätze und extrem vage Aussagen, die man in die eine oder andere Richtung ausdeuten kann. Man würde meinen, The Offspring wollte es jedem ihrer Fans recht machen, egal wo er oder sie sich im politischen Spektrum verortet.

Für jeden soll etwas dabei sein

In „This Is Not Utopia“ heißt es zum Beispiel: „flags are waving / Poor and weak, we extend this streak“ – dann aber wird von den „roots of America“ und den „roots of hysteria“ gesprochen. Sollen sich die Menschen nun zusammentun und streiken oder werden hier die Kapitolstürmer aufs Korn genommen? Man weiß es nicht so recht, und fast scheint es so, als ob das auch so gewollt wäre. Der Rest wird dann mit klischeehaften wie hohlen Aussagen wie „Now how long must we wait / Until love conquers hate / And heal these hearts?“ aufgefüllt. Auch hier bedienen The Offspring jedes Lager: jenes, das hoffnungsvoll nach Veränderung ruft, und jenes, das der Ansicht ist, dass ohnehin alles den Bach heruntergeht und man deswegen auch gleich jegliche Sorge wie jeglichen Optimismus bleiben lassen kann. „Let me know when you decide / Apathy or suicide / Oh, baby, let the bad times roll“, singt Dexter Holland im Titelsong des Albums.

Das Fazit: Das Songwriting von The Offspring lahmt bei „Let The Bad Times Roll“ nicht nur, es ist auch konfus, da, so der endgültige Eindruck, die Band nicht weiß, was sie ihrem Publikum eigentlich mit dem Album mitteilen möchte. Mag das nun am Alter oder an der „Mainstreamisierung“ von The Offspring, die übrigens nie wirklich politischen oder aktivistischen Punkrock gespielt haben, liegen – ihr neuestes Album wird jedenfalls nicht als Glanzstück ihrer Diskographie in die Musikgeschichte eingehen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Punkrock-Ikonen während des Konzerts am 7. Juni vor allem auf ihre früheren Hits konzentrieren werden, denn deswegen pilgern wohl schließlich die meisten Fans bis in die Konzerthalle in Esch/Belval.