Der Autor Guy Helminger hat den diesjährigen „Prix Servais“ für seinen Roman „Lärm“ erhalten. Das teilt die „Fondation Servais“ am Montagmorgen in einem Pressekommuniqué mit. Den Preis vergibt die Stiftung seit mittlerweile dreißig Jahren, ausgezeichnet wird laut ihr damit „das bedeutendste literarische Werk, das im vergangenen Jahr erschienen ist“. Bei der Bewertung würden die Qualität der Sprache, die Originalität des Themas und die Art und Weise, wie es behandelt würde, berücksichtigt. Der Preis ist mit 6.000 Euro dotiert.
Die Jury begründet ihre Wahl folgendermaßen: „Mit Lärm ist Guy Helminger ein unterhaltsamer und intelligenter Roman gelungen, der sich sowohl durch die Vielfalt seiner Themen als auch durch den Reichtum seiner Figuren und seiner narrativen Struktur auszeichnet.“ Die Ehrung durch die „Fondation Servais“ wird dem Autor schon zum zweiten Mal zuteil, Laureat wurde er erstmals im Jahr 2002.
Bedeutung des Schreibens verhandelt
Im Zentrum von „Lärm“, das bei capybarabooks erschien, steht der Versuch einer Rekonstruktion der Lebensgeschichte des lärmempfindlichen Psychotherapeuten Konrad Schnittweg, angeblicher Urheber eines Drohbriefs, der Machenschaften weltweit anklagt. Der Roman besteht aus einer Sammlung von Zeugenaussagen, Befragungen, Sitzungsprotokollen von Patienten Schnittwegs, journalistischen Artikeln, Tagebucheinträgen, Monologen und Romanauszügen, die der Autor Helminger in 50 Fragmenten auf eine strukturierte Art nebeneinanderstellt – „nicht als Festlegung, nicht als Biografie“, weil, so zeigen es die verschiedenen Aussagen und Berichte, die Identität des Menschen Schnittweg „nicht aus etwas Ganzem, sondern aus einer Ansammlung von Akzidenzien“ besteht.
Sie wollen mehr über „Lärm“ erfahren? Das Tageblatt hat den Roman für Sie rezensiert:
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„Durch diese polyphone Aneinanderreihung unterschiedlicher Textsorten werden mehrere Leserinstanzen erreicht und verschiedene Deutungen der Romanhandlung ermöglicht“, unterstreicht die Jury in ihrem Presseschreiben. Auch erweise sich die thematische Relevanz des Romans als vielschichtig. Faszinierend sei die Bandbreite der in der Aktualität verankerten Themen, wie die Modalitäten politischen Engagements oder der neoliberale Wirtschaftsdiskurs und die damit verbundenen ökonomischen Experimente. Neben der zentralen Frage nach der Beschaffenheit von Wahrheit spielten Reflexionen über Literatur und die Bedeutung des Schreibens eine wichtige Rolle.
Auch „Prix d’encouragement“ verliehen
Auf der Shortlist standen dieses Jahr neben Guy Helminger auch Paul Mathieu („À bord“, Éditions Phi, 2021), Jean Portante („Frontalier“, Hydre Éditions, 2021), Jeff Schinker („Ma vie sous les tentes“, Hydre Éditions, 2021) und Nora Wagener („Was habe ich verpasst“, Éditions Guy Binsfeld, 2021). In der Jury saßen die Vorsitzende Jeanne E. Glesener, Simone Beck, Odile Linden, Claude Mangen, Pierre Marson, Alex Reuter, Shari Schenten, Aimée Schultz und Sebastian Thiltges.
Auch ein „Prix d’encouragement“ wurde vergeben, er ging an Julien Jeusette für das Manuskript „Vies provisoires“. Die Jury bezeichnet den Text als ein „dystopischer Roman, dessen stilistische Qualität und komplexe Struktur die Auslöschung der individuellen Schicksale in einer totalitären Gesellschaft widerspiegeln“.
Preisträger des „Prix Servais“ seit 1992
Roger Manderscheid (1992), Pol Greisch (1993), Jean Portante (1994), Joseph Kohnen (Prix spécial; 1995), Lex Jacoby (1996), Margret Steckel (1997), José Ensch (1998), Jhemp Hoscheit (1999), Pol Schmoetten (2000), Roland Harsch (2001), Guy Helminger (2002), Jean Sorrente (2003), Claudine Muno (2004), Jean-Paul Jacobs (2005), Guy Rewening (2006), Lambert Schlechter (2007), Anise Koltz (2008), Pol Sax (2009), Guy Rewenig (Tania Naskandy; 2010), Jean Krier (2011), Gilles Ortlieb (2012), Pol Greisch (2013), Nico Helminger (2014), Roland Meyer (2015), Jean Portante (2016), Nora Wagener (2017), Nico Helminger (2018), Elise Schmit (2019), Francis Kirps (2020), Ulrike Bail (2021).
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