Rund 500 Kinder aus der Ukraine wurden diese Woche erstmals in Luxemburg eingeschult. Umrahmt werden sie von ukrainischen Betreuern, die in den letzten Wochen vom Bildungsministerium rekrutiert wurden. Die Hürden, die viele der neuen Lehrkräfte dabei meistern mussten, blieben den Kindern glücklicherweise erspart. Dennoch sind sie die Leidtragenden, sollte sich das „Menje“ nicht zu mehr Pragmatismus durchringen können.
Gleich in den ersten Wochen haben die Behörden verlauten lassen, dass man händeringend qualifiziertes Lehrpersonal aus der Ukraine suche. Eile sei geboten, da man die Kinder schnellstmöglich einzuschulen gedenke. Dass seit diesem Aufruf quasi nur ein Monat vergangen ist, grenzt fast schon an ein Wunder. Vor allem, wenn man sich die administrativen Hürden vor Augen führt, die die ukrainischen Bildungskräfte überwinden mussten, um einen Job in Luxemburger Klassenzimmern zu ergattern. Denn: Die in der Öffentlichkeit zelebrierten Offenheit und Pragmatismus stoßen sich hinter den Kulissen an einer kleinlichen Herangehensweise, die vor pedantischer Bürokratie nur so strotzt.
Die Behörden berücksichtigen weder die sprachlichen Barrieren noch die finanzielle und administrative Realität jener Menschen, die gerade erst überstürzt aus einem Kriegsgebiet flüchten mussten. So haben diese Woche viele ukrainische Bildungskräfte ihren Job im Klassenzimmer angetreten, ohne einen blassen Schimmer zu haben, was sie in den letzten Wochen überhaupt an Dokumenten übermittelt, geschweige denn unterschrieben haben.
Vom Antrag zur Anerkennung der Diplome und dem Auszug aus dem Strafregister über die Mitgliedsbescheinigung bei der Sozialversicherung bis hin zu dem halben Dutzend Formularen, die im Laufe der Bewerbung ausgefüllt werden mussten: Sämtliche Dokumente wurden den ukrainischen Bewerbern auf Französisch unterbreitet. Ohne jegliche Erklärung, um was es sich eigentlich handelt. Nicht mal den Arbeitsvertrag konnten die Behörden in einer Sprache vorlegen, die den Bewerbern etwas geläufiger ist. Englisch hätte vollkommen gereicht. Wobei es dem Bildungsministerium wohl kaum an qualifiziertem Personal mangeln dürfte, das sich dieser Übersetzung hätte annehmen können.
Absolute Realitätsferne demonstrieren die Behörden aber bei der Aufforderung, sämtliche Diplome übersetzen, beglaubigen und registrieren zu lassen. Pro Dokument belaufen sich die Kosten auf mehr als 250 Euro. Bei allem Respekt für Vorschriften: Bei Sekundarschulabschluss, Bachelor und Master kommt schnell eine Summe zusammen, die sich viele Flüchtlinge zu diesem Zeitpunkt einfach nicht leisten können. Vor allem da sich in der ukrainischen Flüchtlingsbevölkerung inzwischen herumgesprochen hat, dass das erste Gehalt im Luxemburger Bildungswesen erst nach drei Monaten ausgezahlt wird. So lange müssen die Familien, von denen viele nur mit einigen Koffern nach Luxemburg gekommen sind, auf ein Einkommen verzichten.
Hunderte Kinder aus der Ukraine warten immer noch auf ihre Einschulung. Auch ist die Flüchtlingswelle ungebrochen. Das Unterrichtsministerium ist indessen auf weitere Bewerber aus der Ukraine angewiesen. Vor diesem Hintergrund stünde den Behörden eine gehörige Portion mehr Pragmatismus gut zu Gesicht. Ansonsten gehen künftig auch die ukrainischen Topkräfte an die Privatwirtschaft verloren. Die Kinder haben das Nachsehen. Und mit ihnen auch die Luxemburger Gesellschaft im Allgemeinen.
Amtsschimmel, wir hören dir wiehern! Willkommen in Erbsenzählerburg.
Mindestens 3 Monate auf das erste Gehalt warten.
Das war schon vor 50 Jahren so.
Hat des den Ukraine-Krieg gebraucht damit endlich Remedur geschaffen wird?