Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) haben am Dienstag gemeinsam eine schnelle Ausbruchsbewertung zu dem länderübergreifenden Ausbruch von Salmonellen im Zusammenhang mit Schokoladenprodukten, die in der Fabrik des Süßwaren-Riesen Ferrero in Arlon hergestellt wurden, herausgegeben.
„Bei den meisten Fällen handelt es sich um Kinder unter zehn Jahren, von denen viele ins Krankenhaus eingeliefert wurden“, heißt es in einer Pressemitteilung des ECDC vom Dienstag. Auch in Luxemburg hat es einen Fall gegeben, bei dem die betroffene Person hospitalisiert wurde. Das geht aus einer Grafik der Ausbruchsbewertung hervor (siehe weiter unten).
Bis zum 8. April seien bereits 150 Fälle aus neun Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (Luxemburg, Belgien, Frankreich, Deutschland, Irland, Niederlande, Norwegen, Spanien und Schweden) gemeldet worden – 119 davon konnten bestätigt werden, 31 gelten als Verdachtsfälle. Der erste bekannte Fall stamme aus Großbritannien und sei am 21. Dezember vergangenen Jahres gemeldet worden.
Die luxemburgische Lebensmittelbehörde hat am 5. und 6. April öffentliche Warnungen herausgegeben und eine Reihe an Ferrero-Produkten bzw. Kinder-Produkten (Kinder-Schokolade sind Süßwaren der italienischen Firma Ferrero) zurückgerufen. Anschließend wurden 23 Proben entnommen und am 7. April analysiert, heißt es in dem Bericht. Darin habe man allerdings keine Salmonellen nachweisen können.
Warnung der Luxemburger Behörden
„Nachdem die belgischen Behörden der Ferrero-Produktionsstätte in Arlon die Genehmigung entzogen haben, wird der Rückruf von Ferrero-‚Kinder‘-Produkten auf alle Produkte der Reihe aus der Ferrero-Produktionsstätte in Arlon ausgeweitet“, heißt es am 8. April in einer Mitteilung des Luxemburger „Commissariat du gouvernement à la qualité, à la fraude et à la sécurité alimentaire“.
Dieser erweiterte Rückruf, der von Ferrero gegenüber den luxemburgischen Behörden bestätigt worden sei, betreffe somit die folgenden Ferrero-Produkte in Luxemburg:
Kinder Surprise,
Kinder Surprise Maxi,
Kinder Mini Eggs,
Kinder Mix Mini Eggs,
Schoko-Bons,
Kinder Schoko-Bons White,
Kinder Mix Peluche,
Kinder Happy Moments,
Kinder Mix Adventskalender
Der Rückruf gilt für alle genannten Produkte, unabhängig von Chargen oder Haltbarkeitsdaten.
Weitere Details finden Sie hier.
Sollten in Luxemburg weitere Produkte zu dieser Liste hinzukommen, werden diese hier veröffentlicht. Die luxemburgischen Behörden empfehlen den Verbrauchern erneut, die betreffenden Produkte nicht mehr zu konsumieren.
Folgende Verkaufsstellen in Luxemburg sind von der Lebensmittelwarnung betroffen:
Aldi, Auchan, Cactus, Colruyt, Delhaize, Match, Monoprix, Rewe XL, Luxairport, große Einzelhandelsketten und verschiedene Tankstellen. Auch diese Liste kann noch aktualisiert werden.
Ferrero rät Menschen, die eins der betroffenen Produkte gekauft haben, davon ab, diese zu konsumieren. Stattdessen solle man das Produkt aufbewahren und den Ferrero-Kundendienst kontaktieren: Consumer.Service.benelux@ferrero.com oder unter der Nummer +32 800 21042
fgg/WiR
Ferrero-Fabrik in Arlon stellt Produktion ein
„Ein belgischer Betrieb“ (die Studie nennt an keiner Stelle explizit den Namen der Fabrik und die Schokoladenmarke) habe im Dezember 2021 bei einer Eigenkontrolle Salmonellen in einem Buttermilch-Behälter Salmonellen nachgewiesen. Der Betrieb habe daraufhin einige Hygienemaßnahmen getroffen und verstärkte Probenahmen sowie Untersuchungen der Produkte und der Arbeitsumgebung veranlasst. Nach negativen Salmonellen-Testergebnissen vertrieb die Fabrik ihre Schokoladenprodukte wieder in ganz Europa und über den ganzen Globus, heißt es in der ECDC-Mitteilung.
Die Analysen seien den belgischen Behörden allerdings nicht mitgeteilt worden, sagt Patrick Hau von der Luxemburger Lebensmittelbehörde in einem Interview mit Radio 100,7. Da die Firma im Dezember die Möglichkeit hatte, ihre Produktion zu isolieren und ihre Produkte nicht auf den Markt zu bringen, sei die Firma wohl davon ausgegangen, dass sie den Vorfall den Behörden nicht melden müsse.
Ende März hätten Wissenschaftler es schließlich doch geschafft, die Salmonellen-Infektionen auf Belgien zurückzuführen. Das geht aus der ECDC-Pressemitteilung hervor. Seit dem 2. April würden die zuständigen belgischen Behörden nun Warnungen für die öffentliche Gesundheit herausgeben. Ferrero habe inzwischen in verschiedenen Ländern einen freiwilligen Rückruf von bestimmten Produkten durchgeführt. Am 8. April habe die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit zudem amtliche Kontrollen in der Fabrik durchgeführt und dem Unternehmen die Produktionsgenehmigung entzogen. Ferrero habe darüber hinaus alle aus Arlon stammenden Produktladungen zurückgerufen – unabhängig von ihrer Chargennummer oder ihrem Verfallsdatum.
Laut ECDC und der EFSA sind weitere Untersuchungen in der Produktionsstätte in Arlon erforderlich, „um die Ursache, den Zeitpunkt und mögliche Faktoren für die Kontamination zu ermitteln, einschließlich der Bewertung der Möglichkeit einer breiteren Verwendung von kontaminiertem Rohmaterial in anderen Verarbeitungsbetrieben“, geht aus der Mitteilung hervor.
Durch die weltweit eingeleiteten Rückrufe solle das Risiko weiterer Infektionen zwar verringert werden – dennoch sei es wahrscheinlich, dass Fälle unentdeckt bleiben, da molekulare Typisierungen, also das Erstellen eines mikrobiellen Fingerabdrucks, nicht in allen Ländern routinemäßig durchgeführt werden, schreibt das ECDC.
„Eine Salmonellen-Erkrankung äußert sich innerhalb weniger Tage nach der Infektion mit Durchfall und Bauchschmerzen, manchmal mit Erbrechen und leichtem Fieber“, teilt die deutsche Verbraucherzentrale mit. Bei gesunden Menschen klingen die Beschwerden demnach in der Regel nach einigen Tagen wieder ab. In bestimmten Fällen könne es jedoch zu schweren Krankheitsverläufen kommen, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern, alten Menschen und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem.
LINK Weitere Informationen zur Salmonellose finden Sie hier: https://www.ecdc.europa.eu/en/salmonellosis
Einbußen im Ostergeschäft
„Selbstverständlich rechnen wir mit Einbußen in unserem Ostergeschäft“, teilte Ferrero Deutschland am Montagabend auf Anfrage der Deutsche Presse-Agentur mit. Etwa sieben Prozent aller weltweit hergestellten Kinder-Produkte werden in dem Werk in Arlon produziert.
Inzwischen ermittelt laut Ferrero auch die Staatsanwaltschaft in dem Fall: „Wir haben vor wenigen Stunden erfahren, dass die Staatsanwaltschaft der belgischen Provinz Luxembourg eingeschaltet wurde“, hieß es am Montag in der Erklärung des Konzerns weiter. „Wir sind von ihnen noch nicht kontaktiert worden. Wir stehen ihnen weiterhin zur Verfügung und werden mit den Behörden uneingeschränkt zusammenarbeiten.“
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