Es gehe wieder bergauf, erzählt Kevin Geniets am Mittwochnachmittag nach dem belgischen Eintagesrennen Dwaars door Vlaanderen (1.UWT). Der luxemburgische Landesmeister hat sich die Zeit genommen, die Fragen des Tageblatt im Team-Hotel zu beantworten. Dass es wieder bergauf gehe, impliziert gleichzeitig, dass es in den letzten Wochen nicht so lief, wie er es sich erhofft hatte. Und daraus macht Geniets kein Geheimnis – offen und authentisch. „Seit einem Monat ging so viel schief“, sagt Geniets. „Irgendwann wird es dann zu viel.“
Das Eröffnungswochenende in Belgien verpasste er wegen einer Covid-Erkrankung, bei Paris-Nice (2.UWT) stürzte er gleich zweimal und kurz vor dem E3 Saxo Bank Classic, das er nicht beendete, wurde er krank. Nach seiner Corona-Erkrankung verspürte der 25-Jährige drei Tage lang große Müdigkeit. Eine Woche verbrachte er ohne Rad, nach seinen beiden Stürzen bei Paris-Nice vergingen vier weitere Tage ohne Rad. „Ich bin schon auf der dritten Etappe von Paris-Nice schwer gestürzt und bin trotzdem positiv geblieben. Ich konnte nachts kaum schlafen, weil ich alles offen hatte. Dann kam der Sturz mit der Werbetafel, zehn Minuten vor dem Start. Mein Knöchel bereitet mir seitdem Probleme.“
Im Winter habe er viel investiert – dass es nun nicht nach seiner Vorstellung läuft, frustriert ihn. Doch seit Gent-Wevelgem am vergangenen Sonntag blickt er wieder optimistisch in die Zukunft. „Es geht besser, das spüre ich“, sagt er. „Ich möchte immer das Positive sehen. Mit all dem, was in letzter Zeit passiert ist, kann ich stolz auf mich sein.“
Sein 67. Platz am Mittwoch spielte für ihn keine Rolle. „Wir sind als Team hier“, erklärt Geniets. „Ich sprinte nicht um einen 40. Platz. Taktisch war ich einfach nicht gut, deswegen konnte ich keine Platzierung einfahren.“ Geniets betont, dass die Teamleistung immer an oberster Stelle stehe, er ist mit seinen Mannschaftskameraden zufrieden. Stefan Küng fuhr auf Platz sechs, Valentin Madouas verpasste die Top Ten als Elfter nur knapp.
Große Nervosität im Peloton
Am Kanarieberg löste sich Küng vom Feld – als Unterstützung hatte er mit Mathieu van der Poel (Alpecin-Fenix), Victor Campenaerts (Lotto Soudal), Thomas Pidcock und Ben Turner (beide Ineos) prominente Mitfahrer. Die Gruppe machte Jagd auf die fünfköpfige Ausreißergruppe des Tages, in der sich unter anderem Nils Politt (Bora-hansgrohe) befand. Geniets fuhr in der Gruppe hinter Küng und leistete dort Zerstörungsarbeit. „Es ging darum, die Tempoarbeit zu behindern“, sagt Geniets. „Danach wollte ich in die Gruppe springen, aber ich hatte nicht das Glück, da reinzukommen.“
Ganz vorne fuhr die Gruppe um Van der Poel auf die Ausreißer auf, am Ende setzte sich der Niederländer in seinem ersten Einsatz in diesem Jahr in Belgien durch. Der 27-Jährige verwies Tiesj Benoot (Jumbo-Visma) und Thomas Pidcock (Ineos) auf die Ehrenplätze.
Auffällig, war an diesem Tag, dass das Peloton erneut große Nervosität zu haben schien. Viele Stürze waren auf den TV-Bildschirmen zu sehen – getroffen hatte es auch Alex Kirsch (Trek-Segafredo). Der 29-Jährige stürzte früh und beendete das Rennen. Etwa eine Stunde nach der Zieleinfahrt konnten die Sportlichen Leiter der US-amerikanischen Mannschaft nichts Genaueres zu seinen Verletzungen sagen – auch nicht, ob ein Start am Sonntag bei der Flandern-Rundfahrt gefährdet ist. „Es gab extrem viele Stürze“, stellte auch Geniets fest. „Es gibt Tage, da hat man Angst. An solchen Tagen bremst du etwas mehr – sobald du das dann tust, ist das Rennen gelaufen.“
Eine Analyse des Rennens gab es bei Ag2r-Citroën kurz nach dem Rennen. „Das Fazit war ähnlich wie bei den letzten Rennen“, sagt Bob Jungels (Ag2r-Citroën), der das Rennen auf dem 70. Platz beendete. „In den wichtigen Momenten sind wir nicht gut platziert. Ich habe persönlich Schwierigkeiten, mich zu platzieren. Ich hänge zu viel am Ende der Gruppe. Ich hoffe, dass es am Wochenende besser geht.“ Die Beine seien gut, erklärt der 29-Jährige. „Ich verliere viel zu viel Energie, die ganze Zeit hinten zu fahren. Aber die Platzierungen sind wichtiger – wenn einer ein Rezept dafür hat, soll er es mir geben“, so Jungels abschließend.
Am kommenden Sonntag sollten Geniets, Jungels und auch Tom Wirtgen (Bingoal Pauwels Sauces WB) bei der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) starten. Auch Kirsch ist für das Rennen geplant – abzuwarten bleibt, ob er Verletzungen von seinem Sturz am Mittwoch davontrug.
Ergebnis
76. Dwars door Vlaanderen, Eintagesrennen in Belgien, Roeselare – Waregem (183,7 km):
1. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix) 4:05:39 Stunden, 2. Tiesj Benoot (Belgien/Jumbo-Visma) 0:01 Minuten zurück, 3. Thomas Pidcock (Großbritannien/Ineos Grenadiers) 0:05, 4. Victor Campenaerts (Belgien/Lotto Soudal), 5. Nils Politt (Deutschland/Bora-hansgrohe), 6. Stefan Küng (Schweiz/Groupama-FDJ), 7. Kelland O’Brien (Australien/BikeExchange), 8. Ben Turner (Großbritannien/Ineos), 9. Jan Tratnik (Slowenien/Bahrain-Victorious), 10. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE) alle gleiche Zeit, … 67. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 4:12, … 70. Bob Jungels (Luxemburg/Ag2r Citroën) gleiche Zeit
DNF Alex Kirsch (Luxemburg/Trek-Segafredo)
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