In der Tat, die traditionelle Künstlervereinigung versucht seit einigen Jahren wieder attraktiver nach außen und nach innen zu werden, was so viel heißt wie: Die Mitglieder sollen mehr Möglichkeiten haben, ihre Werke zu präsentieren, und durch Ausschreibung neuer Kunstpreise sollen mehr Genres in den Fokus gerückt werden. Erste Initiative dieser Erneuerungsbewegung war die Veranstaltung eines Preises für Skulptur (die Ausstellung der zweiten Auflage wird Mitte des Jahres in der „Galerie Schlassgoart“ organisiert). Auch haben seit einiger Zeit die im traditionellen „Salon du CAL“ ermittelten Preisträger die Gelegenheit, sich im Escher Pavillon in den „Nonnewisen“ mit einer Einzelausstellung vorzustellen.
„Open Circle“ und Fotopreis
Nach Aufstockung der Mitglieder durch abgeänderte Aufnahmebedingungen, hat sich der Vorstand zu weiteren Öffnungsaktionen entschlossen. So werden in den nächsten Wochen im Rahmen der Operation „Open Circle“ drei gestandene Künstler mit drei jüngeren Kollegen im Dialog gemeinsam Werke in bereits genannter Galerie in der Minette-Metropole präsentieren. Es handelt sich hierbei um drei für diese Gelegenheit gebildete Teams. Man darf auf diesen CAL-Beitrag zum Programm der europäischen Kulturhauptstadt gespannt sein. Doch damit nicht genug.
Hat der CAL vor vielen Jahren bereits eine für Fotografen reservierte Expo organisiert, so wurde nun, in enger Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung von Clerf, der „Prix de la photographie – Clervaux Cité de l’image“ ausgerufen. Dieses Zusammenspiel mit der Abteistadt Clerf, die bekanntlich durch die international bekannte Sammlung „Family of Man“ von Edward Steichen sowie zusätzliche Vorhaben in Sachen Lichtbild, auch im öffentlichen Raum, einen internationalen Ruf genießt, dient der Förderung der Fotokunst. Der Fotografie als Kunstgattung wird auch durch Luxemburger Beteiligung am europäischen Monat der Fotografie im April und einer eigenen Beteiligung an den Fotowochen im französischen Arles mittlerweile mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Der von der Gemeinde Clerf und dem CAL ausgelobt heimische Preis für Fotografie rundet diese Bemühungen ab.
Gemischte Expo mit 72 Künstlern
Als eine Art nachgereichtes Sahnehäubchen auf der Geburtstagstorte – der CAL feierte 2021 sein 125. Jubiläum – darf die Organisierung der „Frühjahrs- Expo“ des CAL gewertet werden. Diese Geste in Richtung junger Talente und gestandener Mitglieder soll „der Integration und der Vermischung der Künstler – Generationen“ in Luxemburg gelten und der Förderung junger Kreativität dienen. Neben Einzelwerken werden hier auch im Atelier-Kollektiv geschaffene Kunstwerke gezeigt, wobei bewusst auch „ateliers protégés“ einbezogen worden sind.
Kurator Roland Hermann hat unter dem Motto „Faux pas“, ein im Laufe der Geschichte vielschichtig interpretierter Begriff, den man heute locker mit „ins Fettnäpfchen treten“ ausdeuten könnte, Werke von 15 CAL-Mitgliedern, 23 jungen Talenten und 34 Künstlern aus drei „ateliers protégés“, ergo insgesamt 72 Künstlern zusammengestellt. Rund 260 Werke in diversen Techniken und Formaten werden auf 160 laufenden Metern in einer 600 m2 großen Halle präsentiert. Das Ergebnis ist nicht uninteressant, da sich einige Künstler in der Tat eher außerhalb der bewährten, „seriösen“ Kunstpfade bewegen, andere wiederum das vorgegebene Motto zu einer eher humorvollen Erweiterung ihres Kunsthorizontes genutzt haben, derweil die zumeist bewährten Künstler diesen speziellen „Kunst-Griff“ im traditionellen Sinne ausgelegt und hochwertige Werke vorgelegt haben.
Entstanden ist eine spannende Ausstellung, die sowohl ästhetische Höhepunkte als auch befremdend wirkende Beiträge aufweist – eine Art Reise auf schmalem und delikatem Grat zwischen Eintauchen in die menschliche Psyche, echtem Schalk so mancher Zeitgenossen, und einer Auseinandersetzung mit der Kunst als Lebenselixier und kultureller Bereicherung in diesen unseren schweren Zeiten. Das Einführungscredo des CAL-Präsidenten Marc Hostert, „Konscht fir ons all“, dürfte diesbezüglich voll und ganz zutreffen. Es ist eine Ausstellung voller Überraschungen, wobei jeder sich wohl das ihm Genehme herauspicken dürfte. Auch wenn das Prinzip der gezielten Vermischung der Kreativen unterschiedlichen Alters und diverser Herkunft nächstes Jahr aufrechterhalten wird, so dürfte das Thema wohl ändern und sich künstlerisch neue Perspektiven auftun. Ein „Fehltritt“ oder „faux pas“ ist diese Ausstellung voller Frühlingsgefühle jedoch nicht.
INFO
„Faux pas – Exposition printemps du CAL“
12.-20.3.2022
Montags bis freitags 14.00-18.30 Uhr
Samstags u. sonntags 10.00-19.00 Uhr
„Tramsschapp“, Limpertsberg
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