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EditorialRussen-Bashing erinnert an Rhetorik aus der Schwurbel-Szene

Editorial / Russen-Bashing erinnert an Rhetorik aus der Schwurbel-Szene
Ein Demonstrant wird in Moskau verhaftet, weil er den Krieg in der Ukraine kritisiert Foto: AFP/Kirill Kudryavtsev

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„Russe raus aus Lëtzebuerg! D’Welt wäert et ni vergiessen.“ Solche Briefe erhalten Luxemburgs russische Mitbürger in ihrem Briefkasten. Solche und ähnliche Aussagen zirkulieren auch in den sozialen Netzwerken. Hört doch auf damit! Das ist billiger Rassismus unter dem Deckmantel der aktuellen Situation. Der Hass auf Wladimir Putin sollte keineswegs in Russen-Bashing ausarten. Was bitteschön können russische Expats in Luxemburg dafür, wenn ein Irrer in Moskau in das Nachbarland einfällt?

Manche Aussagen erinnern an die Rhetorik aus der Schwurbel-Szene. Das Motto: Hauptsache beleidigen, dazu eine Portion Fremdenhass und als Beilage die pathetische Ermahnung, dass die Welt es nie vergessen wird, oder so ähnlich. Rassismus kommt nicht gut an, das wissen auch die Rechtsextremen. Deshalb können sie ihn entweder unter Gleichgesinnten frei ausleben oder aber einen in ihren Augen triftigen Vorwand finden, auf den sie sich berufen können, damit ihre rassistischen Aussagen auch außerhalb dieser Kreise salonfähig werden. Sie wollen einen Applaus dafür ernten und nicht in der braunen Schmuddelecke abgestellt werden.

Die Covid-Krise haben sie für ihre Zwecke instrumentalisiert. Das Gleiche tun sie jetzt mit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine. Ihnen ist es wohl egal, dass die Mehrheit russischer Staatsbürger gegen Putins Krieg ist. Ihren Unmut auf Demos kundtun dürfen die Menschen in Russland nicht. Darauf stehen Gefängnisstrafen. Manche tun es trotzdem. Russische Medien dürfen das Wort „Krieg“ nicht abdrucken oder aussprechen. Ja, Putins Regime unterdrückt das Volk. Und nicht erst seit dem 24. Februar. Eigentlich sollte den Strippenziehern, Anführern und überzeugten Mitläufern das Bashing gelten. Aber nicht der allgemeinen Bevölkerung, nicht den Expats. Wir alle durchleben zurzeit eine schwierige Phase der Geschichte. Aber dies sollte keine Entschuldigung für gezielten Fremdenhass sein.

Auf die Pandemie folgt der Krieg. Wir schlittern sozusagen von einer Krise in die nächste, wobei erstere noch gar nicht ausgestanden ist. Das macht uns allen zu schaffen. Irgendwie haben wir uns in Europa alle in ein mehr oder weniger bequemes Nest gelegt und den Krieg als Erzählungen unserer Vorfahren abgestempelt. Jetzt wurden wir wachgerüttelt. Noch geschwächt von einer Pandemie, die uns seit über zwei Jahren in den Knochen sitzt, kündigt sich nun ein Krieg in Europa an. Nicht weit von Luxemburg. Das Irreale wird Realität.

Wer hätte 2019 gedacht, dass eine weltweite sanitäre Krise ausbricht und bis mindestens 2022 anhält? Wer hätte gedacht, dass wir seit dem 24. Februar 2022 am Fuß eines möglichen dritten Weltkriegs – so wie es eine luxemburgische Abgeordnete jüngst formulierte – stehen würden? Alle sind irgendwie nervös, wütend oder ängstlich. Auch Außenminister Jean Asselborn wählte in einem Interview auf Radio 100,7 die falschen Worte, als er von der „physischen Eliminierung“ Putins sprach. Für seinen Lapsus entschuldigte er sich anschließend.

Unterdessen decken sich manche Leute fleißig mit Jodtabletten ein. Diese sind so etwas wie das Klopapier am Anfang der Pandemie: ein Must-have für den Fall der Fälle. Dabei raten „Santé“ und Apothekerverband von einer präventiven Einnahme dringend ab. Wie war das noch mal mit dem Entwurmungsmittel für Pferde? Oder war das nur für Ochsen? Auf jeden Fall haben die meisten Ärzte den Menschen ebenfalls davon abgeraten. Doch manche glaubten, es besser zu wissen.

Miette
4. März 2022 - 22.16

Putin ist nicht Russland. Russland lebt und besteht aus Menschen. Putin ist ein Unmensch.

michel
4. März 2022 - 14.48

exzellenten Artikel ! kann Iech nemmen recht gin.

HTK
4. März 2022 - 11.03

Kleinkarierter geht´s wohl nicht.Es sind doch nicht die Russen.Es ist Putin und sein System.Auch er selbst ist ein Kind des Systems.Kein Volk ist mehr manipuliert und ausgeblutet worden(Stalin,UdSSR) als die Russen.Als Apparatschik Karriere gemacht und dann an die Macht,die KGB-Laufbahn kann da nur nützlich sein.Kritiker verschwinden oder werden tot aufgefunden und Großmütter schelten ihre demonstrierenden Enkel Vaterlandsverräter. So werden Marionetten gemacht.

Fern
4. März 2022 - 9.44

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