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StromleitungenWarum in Deutschland ein Umspannwerk für Luxemburg entstehen soll

Stromleitungen / Warum in Deutschland ein Umspannwerk für Luxemburg entstehen soll
(Symbolbild) Foto: dpa/Jens Büttner

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Luxemburg braucht Strom. Immer mehr Strom. Um die Versorgung künftig zu gewährleisten, soll im Raum Ralingen/Aach in der Region Trier ein neues Umspannwerk gebaut werden. Und eine neue Stromtrasse bis ins Großherzogtum.

Creos und Amprion machen gemeinsame Sache. Nein, es geht dabei nicht um griechische Sagengestalten. Bei Amprion und Creos handelt es sich um Netzbetreiber. Die deutsche und die luxemburgische Firma kämpfen eben nicht gegen irgendeine Kreatur, sondern gegen einen drohenden Energienotstand in Luxemburg. Deshalb soll eine neue Höchstspannungsleitung zwischen den beiden Ländern gebaut werden, berichtet der Trierische Volksfreund.

Amprion und Creos

Laut Definition ist Amprion  ein Übertragungsnetzbetreiber, der die Infrastruktur der überregionalen Stromnetze zur elektrischen Energieübertragung operativ betreibt, für bedarfsgerechte Instandhaltung und Dimensionierung sorgt und allen Stromhändlern/-lieferanten Zugang zu diesen Netzen gewährt. Amprion entstand aus der RWE Transportnetz Strom und gehört heute mehrheitlich einem Infrastrukturfonds der Commerz Real.

Die Creos Luxembourg S.A. ist Betreiber von Stromnetzen und Erdgasleitungen in Luxemburg. Das Unternehmen plant, errichtet und betreibt Hoch-, Mittel- und Niederspannungsstromnetze sowie Hoch-, Mittel- und Niederdruckgasleitungen. Ein Großteil der in Luxemburg verbrauchten Energie stammt aus dem Ausland.

Die neue Verbindung soll mit einer Leistung von 380 Kilovolt (kV) betrieben werden. Das ist für den Hausgebrauch viel zu viel. Deshalb werden neue Umspannwerke gebaut. Eines im luxemburgischen Bofferdingen nördlich von Luxemburg-Stadt. Das andere irgendwo zwischen Aach und Ralingen.

Zwar lautet die offizielle Bezeichnung der neuen Anlage Umspannanlage Aach (siehe Grafik). Nach Auskunft von Nancy Kluth, Pressesprecherin von Amprion, ist dieser Name gewählt worden, da dort die neue Leitung Stromverteilpunkt Aach an das bestehende Stromnetz angeschlossen werden soll. „Momentan befinden wir uns in Gesprächen mit Grundstückseigentümern, insbesondere im Bereich der Gemeinde Ralingen“, sagt die Sprecherin.

Was macht eine Umspannanlage?

Für die neue Anlage, in der die eingehende Spannung in andere Spannungen transformiert wird, werden rund neun Hektar Fläche benötigt. Das ist weniger als die Umspannanlage bei Niederstedem unweit von Bitburg. Eine mit der neuen Anlage bei Aach und Ralingen vergleichbare Anlage steht seit vergangenem Jahr bei Rommersheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Durch das Umspannen wird laut Pressestelle die elektrische Energie von der Höchstspannungsebene über mehrere Umspannanlagen und Ortsnetzstationen auf die haushaltsübliche Spannung „heruntertransformiert“.

In der neuen Umspannanlage wird künftig elektrische Energie in den Spannungsebenen 380/220-kV transformiert und verteilt. Darüber hinaus wird die Anlage auch Stromkreise aus Luxemburg aufnehmen, was sie laut Nancy Kluth „zu einem Drehkreuz der transnationalen Stromversorgung“ macht.

Mögliche Hochspannungsleitung in Deutschland
Mögliche Hochspannungsleitung in Deutschland Foto: TV/Typoserv

Warum die bestehenden Strommasten rund um Trierweiler nicht genutzt werden können

Mit einer Umspannanlage allein ist es jedoch nicht getan. Es müssen auch die entsprechenden Leitungen zwischen den Aach/Ralingen und Bofferdingen her. Strommasten gibt es rund um Aach und Trierweiler schon heute genug. Unter anderem die zwischen Ayl und Trierweiler, die Betreiber Westnetz erneuern möchte. Und auch eine, die schon heute nach Luxemburg führt. Als Laie könnte man annehmen, dass da einfach die Leitungen für die neue 380 kV-Leitung drangehangen werden können. Doch so einfach geht das nicht. Auf den bestehenden Masten ist dafür kein Platz, sagt Kluth.

Wo soll die neue Stromtrasse verlaufen?

Und noch etwas spricht dagegen, dass bestehende Masten genutzt werden. Noch ist gar nicht klar, wo die Leitungen für das gemeinsame Vorhaben von Creos und Amprion verlaufen werden. Auf einer Informationsseite zum Projekt ist ein ganzer Reigen von möglichen Trassen zu sehen. Einige laufen südlich an Trierweiler vorbei, einige zwischen Trierweiler und Fusenich. Wieder andere laufen von Trier aus gesehen rechts der B 51 Richtung Aach/Ralingen, die Mehrheit links der Bundesstraße. Dieser bunte Strauß an Möglichkeiten hat seine Ursache darin, dass es noch ein weiter Genehmigungsweg ist, bis die Masten stehen und bis im Umspannwerk Strom transformiert wird. Noch ist offen, welche Trasse gewählt wird. 2027 soll jedoch alles fertig sein, sagt die Amprion-Sprecherin.

Die Genehmigung für Umspannanlage und Freileitung wird in getrennten Verfahren beantragt. „Innerhalb der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung hat Amprion bereits eine Projektvorstellung für die Träger öffentlicher Belange veranstaltet und Bürger-Infomärkte in Aach und Langsur angeboten. Auch auf Gemeinderatssitzungen wurde das Projekt bereits vorgestellt“, sagt Nancy Kluth.

In Deutschland können sich Bürger im Rahmen des Genehmigungsverfahrens an verschiedenen Stellen beteiligen, etwa durch Einreichen von Stellungnahmen während des Planfeststellungsverfahrens. Das läuft ähnlich wie bei den Genehmigungsverfahren für den Moselaufstieg oder einem Flächennutzungsplan einer Verbandsgemeinde. Die Kosten liegen nach derzeitiger Schätzung von Amprion bei 30 bis 40 Millionen Euro für das Leitungsbauprojekt. Auf luxemburgischer Seite sollen nach aktuellem Stand rund 50 Millionen Euro investiert werden. Die Leitung ist mit rund 30 Kilometern viel länger als die in Deutschland. Im Großherzogtum sollen bis 2026 rund 100 bis zu 60 Meter hohe Masten entstehen.

Zurück nach Deutschland. Es wird nicht nur gebaut. Amprion möchte die bestehende Umspannanlage Quint abbauen. Diese befindet sich noch am Ortsausgang des Stadtteils Richtung Zemmer.

Maxima
16. Februar 2022 - 11.45

@Jemp "Wie wärs, wenn Creos mal ordentlich dicke Kabel in unseren Wohnstrassen verlegen würde, damit sie den Leuten den Antrag auf eine Ladestation für ihr kleines E-Auto nicht verweigern müssten?" Bei Iech an der Pampa rentéiert dat sech net, dofir war jo awer d'Bauplaz méi bëlleg.

Jemp
15. Februar 2022 - 18.19

Wie wärs, wenn Creos mal ordentlich dicke Kabel in unseren Wohnstrassen verlegen würde, damit sie den Leuten den Antrag auf eine Ladestation für ihr kleines E-Auto nicht verweigern müssten? Es ist völliger Unsinn, wenn der Minister die E-Autos bezuschusst und gleichzeitig CREOS das Laden zuhause quasi verbietet. Oder geht es darum, dass alle an den sehr seltenen und chronisch besetzten Ladestationen Strom zum Wucherpreis (~50 ct/Kwh, statt zuhause 17 ct) tanken sollen? Sowieso sollte man doch lieber einfach zugeben, dass nach den Plänen einiger grüner Fundis mittelfristig Privatautos nicht mehr toleriert werden sollen.

Milla
15. Februar 2022 - 15.28

Wieso nicht? Da ist ja auch unsere Bauernzentrale, die Bauern liefern da ihre Milch hin und auf der anderen Seite des Landes steht unser Möbelhaus in Arlon.