Die ADR fordert eine komplette Aufhebung der Corona-Maßnahmen für den 1. März – und beweist mal wieder, dass Opportunismus in der ADR-Gebrauchsanleitung Kapitel 1 bis 11 umfasst. „Freiheitstag“ soll das Ganze heißen. Schön, bei dem Namen schlägt das nationalistische Wählerherz doch etwas schneller. Doch die „Alternativ Demokratesch Reformpartei“ erhofft sich mit diesem Schachzug nicht nur, den eigenen Anhängern ein Leckerli in den Mund zu stopfen, sondern auch, die etwas moderateren Menschen für sich zu gewinnen. Die Sehnsucht nach Normalität soll wohl die Bleistifte in den Wählerkabinen kommendes Jahr in Richtung ADR locken.
Als Hauptgrund für die Aufhebung der Maßnahmen nennt die ADR die „angespannte“ gesellschaftliche Situation. Dass die ADR ein paar Ölfässer in ihrer Zentrale stehen hat, die gerne einmal angezapft werden, um den Inhalt ins gesellschaftliche Feuer zu gießen, wird natürlich nicht erwähnt. Denn die ADR lebt von – und spielt mit – der „angespannten“ Situation. Ob sie sich also wirklich eine entspanntere Gesellschaft wünscht, kann jeder für sich selbst entscheiden.
Zugegebenermaßen: Die Zeichen für weitere Lockerungen stehen gut. Selbst verschiedene Gesundheitsexperten wie Claude Muller sind der Meinung, dass man die Maßnahmen zurückfahren kann. Viele Krankenhausbetten auf den Intensivstationen sind leer, Großbritannien und Dänemark haben alle Einschränkungen abgeschafft und die Luxemburger Regierung scheint selbst erste Lockerungen anzupeilen. Die ersten Gerüchte dazu machen bereits seit Montag die Runde – kurz bevor die ADR am Dienstag dann ihre „Freiheitsforderung“ stellte. Warum konnte die Partei mit ihrer Forderung nicht bis Freitag, also nach den Ankündigungen der Regierungsparteien, warten?
Böse Zungen könnten nun behaupten, dass sich die ADR – als gefeierter Gegner vieler Maßnahmen – nicht erlauben kann, erst nach der Regierung das Ende der Pandemie in Aussicht zu stellen. Also „schnell, schnell“ Pressemitteilung raus, damit die Partei nicht reaktiv wirkt, sondern aktiv den Ton angibt. Wenn – oder falls – am Freitag die ersten Lockerungen angekündigt werden, kann die ADR einfach sagen: „Unser Druck hat gewirkt, aber das reicht uns nicht.“ Und ist dann mal wieder im Gespräch.
Jetzt heißt die Devise jedenfalls abwarten: Was wird die Regierung am Freitag ankündigen? Erste Schritte zur Normalität erhoffen sich wohl auch Nicht-ADR-Wähler. Aber wie wäre es mit einem genauen Weg aus der Pandemie heraus – also ein Plan, der definiert, welche Maßnahmen bei welchen Zahlen gelockert oder wieder eingeführt werden? So könnten die Menschen dann die Zickzack-Fahrt der Regierung eher nachvollziehen und es gäbe ein Ziel, das jeder anvisieren könnte. Das ist keine neue Idee, aber vielleicht kommt die Forderung auch irgendwann bei der Regierung an. Natürlich kann immer eine neue Variante auftauchen, die uns einen Strich durch die Rechnung macht.
Dann ist die Frage, wie optimistisch man nach zwei Jahren Pandemie und Maßnahmen-Achterbahn noch sein kann … oder sein will.
Lieber Einschränkungen als deren (einseitige) Definition von "Freiheit"...
Wenn die Lockerungen kommen,und das werden sie,muss die Kartheisertruppe sagen können: " Hey.Das habt ihr uns zu verdanken." Denn in Wirklichkeit käme das Land ganz gut ohne die Nationalisten zurecht denn viel haben wir ihnen nicht zu verdanken.