Augen zu und durch. Wer bei den Corona-Maßnahmen noch den Durchblick hat, darf sich glücklich schätzen. Was gilt wo, wann und für wen? Entscheidungen wirken nach wie vor unausgegoren. Keine gute Voraussetzung, wenn man Menschen vom eingeschlagenen Kurs überzeugen möchte. Die ganze Sache bleibt schwer nachzuvollziehen. Das führt zu Frust, Ärger und – Ängstlichkeit. Im Ausland und in Luxemburg.
Ein Beispiel aus dem Großherzogtum ist die Diskussion um die Impfpflicht vergangene Woche im Parlament. Viele wurden von der Regierung um ihre Meinung zu dem Thema gebeten. Scheinbar aber interessierten die Minister sich nicht wirklich für die von vielen in kurzer Zeit ehrenamtlich geleistete Arbeit. Es habe keine echte Debatte über eine Impfpflicht gegeben, die Maßnahmen seien einfach so mitgeteilt worden. Das sagte die sehr enttäuscht wirkende Präsidentin der nationalen Ethikkommission am Montagmorgen bei RTL. Zu erwähnen ist, dass diese Kommission nicht gegen eine Impfpflicht an sich ist, sondern gegen eine sektorielle – aus guten Gründen. Julie-Suzanne Bausch wirkte resigniert. Das dürfte für viele gelten, die sich Gedanken machen und dann ignoriert werden. Auch das ist Cancel Culture. Wer aber Meinungen unterdrückt, hat schon verloren.
Resignation überkommt einen auch beim Blick über die Grenzen. Zu sehen ist ein Flickenteppich an Corona-Maßnahmen, die sich zudem chamäleonhaft fast täglich verändern. Ankündigungen wechseln sich ab. Mal sorgen sie für leichte Hoffnung, mal für schlimmere Befürchtungen. Die einen reden von Lockerung, die anderen von der Gefahr eines neuen Lockdowns. Ein Ende der Pandemie wird in Aussicht gestellt, es wird aber auch vor einer möglichen Verschlimmerung gewarnt. Die Impfung wird diskutiert, die Validität des Zertifikats, auch das Verfallsdatum, ob und wann ein Booster kommt, ob und wann trotzdem noch Testzertifikate nötig sind. Wer eine Reise antritt, verbringt viel Zeit mit dem jeweils geltenden Regelwerk, unter besonderer Berücksichtigung kurzfristiger Änderungen.
Nein, es geht nicht darum, sich um die zu sorgen, die eigentlich keine Regeln beachten wollen, weil sie den Nutzen infrage stellen und an der Pandemie selbst zweifeln. Es geht um die anderen, die große Mehrheit, eine leider oft schweigende. Jene, die guten Willens sind, aber fast verzweifeln, wenn sie sich ein vollumfängliches Bild verschaffen wollen.
Gut ist das nicht, richtig auch nicht. Da das Virus nicht verschwinden wird, man also damit leben muss, wäre es wirklich angebracht, für klare Regeln zu sorgen. Nicht nur in Luxemburg, sondern in der ganzen Europäischen Union – mindestens. Warum ist das nicht möglich? Wahrer Fortschritt ist, wenn Wissenschaft, Ethik und Recht überall gleich sind und wenn sie vollumfängliche Sicherheit schaffen statt Unsicherheit.
Der Mensch ist Mensch, auch weil er auf andere Menschen zugehen möchte. Die Rückkehr zur Normalität muss deshalb eine organisierte Tour werden, keine Tortur. Kein heilloses Durcheinander mit permanentem Rätselraten. Noch ist Zeit. Der Beruhigung aufgeregter Gemüter wäre es förderlich.
In Dänemark werden alle Beschränkungen ab dem 1. Februar aufgehoben, Covid als eine Krankheit wie alle andere heruntergestuft. Gut dass es immer noch Vernünftige Völer und gar Entscheidungsträger gibt. Sollten wir auch hier machen.
Es tut richtig gut, auch mal wieder einen Artikel zu lesen, in dem Vernunft und Objektivität im Vordergrund stehen und nicht Panikmache, Schuldzuweisungen, Hetze und Verunglimpfung von Andersdenkenden. Zum blinden Vertrauen in die Wissenschaft: "Ich weiss, dass ich nichts weiss" (Sokrates) sollte auch hier gelten. Denn die Wissenschaft ist zum Guten, aber auch zum Schlechten fähig!