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EditorialSchonfrist für viele Vereine: Über die 2G-Pflicht im Luxemburger Sport und den Fall Joshua Kimmich

Editorial / Schonfrist für viele Vereine: Über die 2G-Pflicht im Luxemburger Sport und den Fall Joshua Kimmich
In den meisten Mannschaftssportarten geht der Spielbetrieb erst frühstens in einem Monat weiter; Zeit für bisher Unentschlossene, sich doch noch impfen zu lassen Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Es wird ruhiger ab kommendem Wochenende in der luxemburgischen Sportwelt werden. Die meisten Mannschaftssportarten verabschiedeten sich am vergangenen Sonntag in die Winterpause. Es ist zugleich auch eine Schonfrist für viele Vereine, denn das Jahr endet mit einem großen Fragezeichen. Die Corona-Pandemie hatte die letzten zwölf Monate über ihre Auswirkungen auf den nationalen Sport, regelmäßig mussten Anpassungen gemacht werden, auch wenn dies oftmals mit viel Mehraufwand verbunden war. Gerade deshalb konnte der Spielbetrieb in den letzten Monaten aber ohne große Ausnahmen komplett aufrechterhalten werden.

Panik bei den Vereinen löste vor zwei Wochen dann jedoch die Ankündigung aus, dass mit der Einführung des kommenden Covid-19-Gesetzes für den gesamten luxemburgischen Amateursport die 2G-Pflicht gelten wird – dies für alle Sportler ohne Profivertrag ab ihrem 19. Lebensjahr. Abgestimmt wird aber erst in dieser Woche, sodass die noch unentschlossenen Sportler aus der BGL Ligue (geplante Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 6. Februar), der AXA League (in der Titelgruppe der Herren geht es am 29. Januar weiter) oder auch der Novotel League (Wiederaufnahme des Ligabetriebes am 15. Januar) nun Zeit haben, sich doch noch für eine Impfung zu entscheiden. Einzig im nationalen Basketball steht an diesem Freitag, Samstag und Sonntag noch einmal ein kompletter Spieltag auf dem Programm. Eine große Pause wird es danach auch nicht geben, denn in der Meisterschaft geht es bereits wieder in der ersten Januar-Woche weiter. Gerade im Basketball geht man von einer eigentlich hohen Impfquote aus – wie hoch, dürfte sich nun in den kommenden Tagen zeigen.

Dass sich junge Sportler fit genug fühlen, eine Covid-19-Erkrankung zu überstehen, und sich somit noch nicht für eine Impfung entschieden haben, scheint auf der einen Seite verständlich. Doch auch im Profisport gibt es immer mehr warnende Beispiele, wie nicht zuletzt der Fall Joshua Kimmich zeigt. Kein anderer Sportler dominierte bei unseren deutschen Nachbarn in den letzten Wochen so die Schlagzeilen wie der Fußballer des FC Bayern München. Angefangen mit der Nachricht Ende Oktober, dass er noch nicht geimpft sei, über Quarantänen, die er als Kontaktperson von positiv getesteten Personen hinnehmen musste, bis hin zu seiner eigenen Corona-Infektion. Ganz ohne Folgen hat er diese letztendlich nicht überstanden, Wasserablagerungen in der Lunge machen ein Comeback in diesem Kalenderjahr für Kimmich nicht mehr möglich.

„Vielleicht musste ich auch erst das durchleben, was ich jetzt durchlebt habe. Natürlich, rückblickend gesehen, würde ich gerne die Entscheidung des Impfens früher treffen, aber zum damaligen Zeitpunkt war es mir eben nicht möglich“, erklärte der Sportler in einem Interview mit dem ZDF nun seine anfängliche Skepsis. Generell sei es für ihn schwierig gewesen, mit seinen Ängsten und Bedenken umzugehen. Seinen Impftermin möchte er jetzt so schnell wie möglich nachholen. Schadenfreude und Spott bekam Joshua Kimmich in den letzten Wochen reichlich, diese sind jedoch mehr als fehl am Platz. Seine Meinungsänderung verdient vielmehr Anerkennung. Vielleicht schafft Kimmich am Ende ja etwas, was Experten nicht geschafft haben, und sein Fall überzeugt bis dato unentschlossene, gesunde junge Menschen dazu, sich schließlich doch für eine Impfung zu entscheiden. Auch in vielen luxemburgischen Sportvereinen würde man das begrüßen.