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Editorial„Die empathischsten und sympathischsten Menschen“: Roy Welpenblick flirtet mit Schwurblern

Editorial / „Die empathischsten und sympathischsten Menschen“: Roy Welpenblick flirtet mit Schwurblern
Roy Reding und Fernand Kartheiser erhoffen sich die Unterstützung der Schwurbler und Impfverweigerer für 2023 Foto: Editpress/Tania Feller

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„Die empathischsten und sympathischsten Menschen auf Gottes Erdboden“: So hat Roy Reding vom Tageblatt porträtierte Schwurbler genannt. In seiner Rede am Dienstag präsentierte sich der ADR-Abgeordnete als mitfühlender und besorgter Bürger, der sich heldenhaft – komme, was wolle – für die unterdrückte Minderheit einsetzt. Was für ein Glück, dass die Luxemburger Politik noch wenigstens einen Menschen hat, der erkennt, wer die Leidtragenden der Pandemie sind.

Und zwar jemand wie Peter Freitag, der Premierminister Xavier Bettel als megalomanischen Diktator bezeichnet und über Facebook dazu aufruft, sich während der kommenden Proteste nicht an die Vorgaben der Regierung zu halten. Oder jemand wie Jean-Marie Jacoby, der am Donnerstag einen Facebook-Beitrag mit „Will die Regierung Krieg?“ anfing. Gut, dass Reding in seiner Rede betont hat, dass diese Menschen nicht für Hetze und Hass stehen – sonst könnte man sich doch glatt Sorgen machen.

Also: Entweder Herr Reding empfindet diese Aussagen als „sympathisch und empathisch“ oder er genießt das aktuelle Klima, um sich die Stimmen von Schwurblern und Impfverweigerern zu sichern. Redings Aussage „ich werde auch weiterhin allen Menschen eine Stimme geben, die als Faschisten, Antisemiten und ‚casseur’ verunglimpft werden“ lässt jedenfalls tief blicken – und macht Angst.

Während sich Roy Welpenblick für die Tageblatt-„Opfer“ einsetzt, erfüllt ADR-Kollege Fernand Kartheiser die Rolle des unnachgiebigen Rebellen. Vor allem gegen die fiese Presse weiß sich der Ex-Doppelagent zu wehren. „Es ist kein Wunder, dass viele Menschen die sozialen Medien als zuverlässiger sehen als einen Teil der Presse“, proklamierte Kartheiser am Dienstag in der Chamber. – Nein, nicht viele Menschen. Eine Minderheit glaubt lieber unwissenschaftlichen Blödsinn, anstatt Journalismus zu vertrauen.

Diese Aussage von Kartheiser ist typisch für die momentane Rhetorik der ADR. Er behauptet etwas, das Wählerstimmen bringt und Zweifel sät: Verschwörungstheorien werden nicht öffentlich unterstützt, angedeutet wird allerdings, dass es Menschen gibt, die kritischem Journalismus nicht vertrauen. 

2023 droht ein Wahlkampf à la Trump. Opferrolle einnehmen: check. Sich als einziger Volkssprecher präsentieren: check. Presse diskreditieren: check. Schwurbler verteidigen: check. Die ADR hat Blut geleckt – und das alles mit der Hilfe der Impfmuffel und sogenannter Libertärer. Umso mehr sollte das aufgeklärte Luxemburg endlich aufwachen und seine Stimme erheben: Nur so schaffen wir es aus dieser Pandemie, nur so beschützen wir die Vulnerabelsten unserer Gesellschaft – nur so gebieten wir den Rechtspopulisten Einhalt.