Es hätte eine – auf dem Papier – weitaus historischere WM-Qualifikationskampagne werden können, doch die Luxemburger Fußballnationalmannschaft kassierte am letzten Spieltag eine 0:3-Heimniederlage gegen Irland und musste ihren dritten Tabellenplatz an den gleichen Gegner abgeben. Dieses Gefühl von „Da war mehr drin“ schleicht sich seit ein paar Jahren durch die Geschichte der „Roten Löwen“, die noch immer auf ihren großen Durchbruch warten müssen. Zweimal reichte es trotz guter Aussichten zuvor nur zu Platz zwei in der Nations League.
Wer die Entwicklung der Nationalelf nicht oder nur sporadisch verfolgt, kann möglicherweise nicht nachvollziehen, wie viel Frust sich in den letzten Monaten aufgestockt hat. Teilweise ging es grausam oder ungerecht in der WM-Quali zu. Erst am Sonntag wurde ein Handspiel des Gegners im eigenen Strafraum nicht geahndet, während der FLF-Auswahl ein Tor wegen eines doch sehr leichten Fouls aberkannt wurde. Zudem ging dem ersten Treffer der Iren ein mehr als strittiger Freistoß voraus. Situationen wie diese gab es im Laufe der Kampagne noch weitere – wie der zu Unrecht gegebene Strafstoß zugunsten Portugals vor einem Monat.
Während diese Szenen in der Algarve keinen Einfluss auf den Ausgang der Partie hatten, gilt dies nicht für den Abschlusstermin im Stade de Luxembourg. Die Aufbruchsstimmung wurde in den letzten Monaten von Schiedsrichter- oder VAR-Entscheidungen gedämpft, weshalb der Nationaltrainer Luc Holtz seinem Ärger mehrmals bei Pressekonferenzen Luft machte.
Die Zeiten der hämischen Kommentare und massiven Schadenfreude bei Niederlagen sind dagegen endlich vorbei. Mit den eigenen Ansprüchen und dem steigenden Interesse ist auch die Erwartungshaltung an die „Roten Löwen“ gewachsen. So erntete der Coach in den sozialen Medien auch viel Kritik für die Entscheidung, Champions-League-Torschütze Sébastien Thill zweimal nicht in die Startelf beordert zu haben. Denn diese Kampagne wurde intensiv verfolgt. Über ein halbes Jahr haben die Nationalspieler ihre Anhänger mitgerissen und sich selbst hohe Ziele gesteckt. Der Traum, überhaupt auf einem dritten Platz in dieser starken Gruppe A abzuschließen, platzte erst am letzten Spieltag.
Zwar gab es nicht das erwünschte Fußballfest im proppenvollen Stadion, doch die Enttäuschung darüber darf bei dem WM-Quali-Rekord von neun Punkten nicht allzu groß sein. Dafür war die Qualität der internationalen Auftritte zu hoch. Noch nie war die spielerische Leistung, mit der die „Roten Löwen“ konstant über Monate hinweg auftraten, so beeindruckend. Spielwitz, Geniestreiche, kollektive Glanzstunden – die Fans der Nationalmannschaft kamen phasenweise richtig auf ihre Kosten und zahlten es mit großer Präsenz zurück.
Im Dezember erfährt Luxemburg, welche die nächsten Gegner in der kommenden Nations League sein werden. Auf die Euphorie rund um die Fußballnationalmannschaft werden weder die lange Pause bis Juni noch das am Ende deutliche 0:3 gegen Irland größeren Einfluss haben. Die Katerstimmung nach diesem Abschlusstermin dürfte bereits verflogen sein, bevor die Namen der nächsten Gegner überhaupt bekannt sein werden.
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