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Kopf des TagesSuperstar und super Kumpel – Ed Sheerans Pop-Märchen, Folge fünf

Kopf des Tages / Superstar und super Kumpel – Ed Sheerans Pop-Märchen, Folge fünf
 Foto: dpa/Joel C Ryan/Invision

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Ed Sheerans Pop-Märchen, Folge fünf

Aus dem Pub in die Stadien: Ed Sheerans Erfolgsgeschichte ist ein fast unglaubliches Pop-Märchen. Auch auf seinem neuen Album setzt der britische Superstar im Titel wieder ein Zeichen. Weitere Hits am Fließband sind wohl programmiert.

Es muss sich derzeit sehr gut anfühlen, Ed Sheeran zu sein. Knapp drei Jahre ist der Brite inzwischen offenkundig glücklich verheiratet, seit kurzem Vater einer kleinen Tochter, anerkannt und beliebt bei prominenten Kollegen von Taylor Swift über The Weeknd bis zu Elton John. Und nicht zuletzt ist er der momentan erfolgreichste Singer-Songwriter der Welt, mit Alben in Millionen-Auflage und milliardenfach gestreamten Liedern – ein Gitarrenmann, der vor gut zehn Jahren noch in Pubs spielte und jetzt Stadien ausverkauft.

Im Interview gibt der vierfache Grammy-Gewinner dann auch noch so überzeugend den freundlichen Knuddelbär, dass man sich irgendwann bang fragt, ob ein so märchenhaft perfektes Musikerleben wirklich wahr (oder doch nur inszeniert) sein kann. Der mit Spannung erwartete fünfte Sheeran-Longplayer (ab 29. Oktober) dürfte an den positiven Vibes des Superstars aus Halifax in England wohl wenig ändern – ein neuer Triumph ist für den 30-Jährigen quasi programmiert.

Die ersten daraus veröffentlichten, raffiniert auf den globalen Markt zugeschnittenen Lieder kündigten bereits einen weiteren riesigen Album-Hit an. Die Gitarrenballade „Visiting Hours“ zeigte erneut seine Qualitäten als gefühlvoller Sänger – das bisschen Gospel-Kitsch ließ sich verschmerzen. Zwei Singles mit modischen Elektro-Beats und Ohrwurmmelodien wurden dann zu weltweiten Abräumern.

„Bad Habits“ belegte nahezu überall den Spitzenplatz der Hitparaden – fast 200 Millionen Abrufe bei YouTube und mehr als 585 Millionen Streams bei Spotify zwischen Juni und Oktober, das schafft derzeit kaum ein anderer Popmusiker. „Shivers“ steuert seit September auf eine ähnliche Hit-Größenordnung zu, auch dieser Song wurde bei Spotify schon weit über 160 Millionen Mal abgerufen. Man muss kein Prophet sein für die Annahme, dass unter den anderen elf Stücken des vom Plattenlabel vorab wie ein Kronjuwel bewachten neuen Sheeran-Albums noch mehr Volltreffer sind. 

Erneut hat Sheeran die Platte mit einem mathematischen Zeichen benannt: Sie heißt „=“, im Englischen ausgesprochen als „equals“. Nach dem Debüt „+“ (2011), „x“ (2014) und „:“ (2017) war das „No. 6 Collaborations Project“ (2019) ein Zwischenschritt – nun nimmt der Sänger seine ungewöhnliche Albumtitel-Serie wieder auf.

Apropos Serie: Wie auf einer perfekten Perlenschnur reihen sich die bisherigen Erfolgsalben des Sängers, der 2017 mit gerade mal 26 Jahren von Prinz Charles die Auszeichnung „Member of the Order of the British Empire“ (MBE) erhalten hatte. In seiner Heimat kamen alle vier bisherigen Studiowerke seit 2011 auf Platz 1, in den USA immerhin drei davon. 

Dabei wirkt dieser Star auch in seinen jüngsten Auftritten so normal wie nur möglich. T-Shirt, schwarze Cargo-Hose, Sneaker – so kreuzte Sheeran im September zum RTL-Interview auf. Dort erzählte er, dass seine Frau Cherry „montags und dienstags“ arbeite und dass sein größtes Glück Töchterchen Lyra sei: „Ich liebe es, Vater zu sein. Es ist einfach das Beste.“ In Corona-Zeiten sei er sogar wieder öfter unerkannt durch den Alltag gekommen: „Ich fahre in England U-Bahn, trage nur die Maske. Und niemand denkt: ‚Ah, das ist Ed Sheeran.’ Die Menschen glauben, das ist einfach nur irgendein Rothaariger.“

Diese Bodenständigkeit hatte Sheeran schon in seinem bisher größten Single-Erfolg „Shape Of You“ (2017) betont – im Text des Liebesliedes trat er als prima Kumpel auf, der für private Kontaktanbahnungen den Tresen einer Tanzfläche vorzieht: „The club isn’t the best place to find a lover so the bar is where I go …“

Ob das neue Album, das auch sehr persönliche Themen wie Vaterschaft, Verlust oder das Festhalten an einer langen Beziehung beschreiben soll, den bisherigen Erfolg nochmals übertrifft? Die Chancen auf einen üppigen Tonträgerverkauf in den Wochen bis Weihnachten sind jedenfalls nicht schlecht.

Sheerans Glückssträhne ist allerdings, das betont er gelegentlich bei aller Bescheidenheit, auch hart erarbeitet: „Ich habe in den letzten paar Jahren ungefähr 230 Songs geschrieben“, verriet er kürzlich dem Magazin GQ. „Man muss in einem regelmäßigen Schreibfluss sein – wie wenn man einen Muskel trainiert. Es ist für mich tägliche Praxis.“ Und wie schätzt er selbst das aktuelle Ergebnis ein? „Zuallererst soll sich diese Platte wie eine warme Umarmung anfühlen.“ Einfach ein netter Kerl, dieser Ed Sheeran. (dpa)