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EditorialEuropäische Bürokratie stürzt Luftfahrt ins Verderben

Editorial / Europäische Bürokratie stürzt Luftfahrt ins Verderben
Vertreter der Luftfahrtbranche beschweren sich über zum Teil sinnfreie Anreisebestimmungen, die bei einer Nutzung von Auto, Bus und Bahn entfallen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ach, Europa. Bei dir ist manchmal der Wurm drin. Aktuell machst du deinem Ruf des phlegmatischen Bürokratiemonsters wieder mal alle Ehre. Ein Europa der Bürger willst du sein, ein Förderer grenzenloser Verbraucherfreundlichkeit. Dein jüngster Ausrutscher aber unterhöhlt nicht nur den Glauben der Bürger in den europäischen Verbraucherschutz, sondern auch das Vertrauen in die angeschlagene Luftfahrtbranche – mit entsprechenden Folgen für die Airlines.

Stein des Anstoßes sind die Einreisebestimmungen für Flugpassagiere, die von Land zu Land unterschiedlich ausfallen. Die Ausgangslage ist meist die gleiche: Vor ihrer Ankunft müssen Passagiere mit einem Testbefund den Beweis erbringen, dass sie nicht an Covid-19 erkrankt sind. Von der Testpflicht ausgenommen sind vollständig geimpfte Passagiere sowie Menschen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums von einer Corona-Erkrankung genesen sind.

Diese Bestimmungen gelten für alle EU-Staaten. Nur was die Meldeprozeduren und Fristen angeht, weichen sie voneinander ab. Manche Staaten verlangen eine digitale Registrierung vor dem Abflug, andere bestehen auf strengere Fristen, was die Gültigkeit der Impf- und Genesungszertifikate anbelangt. Auch werden die Bestimmungen laufend angepasst, was die Suche nach korrekten Informationen noch erschwert.

Für zusätzliche Verwirrung sorgt dieser Tage die Webseite der Luxair, auf der sämtliche Einreisebestimmungen der angeflogenen Flughäfen aufgelistet werden. Betroffenen Passagieren dürfte nämlich aufgefallen sein, dass manche dieser Informationen stark von den offiziellen Angaben der jeweiligen Länder abweichen.

Der nationalen Fluggesellschaft sind die Hände gebunden: Sie muss sich an die Verordnungen der europäischen Luftfahrtbehörde Eurocontrol halten. Andernfalls drohen strenge Geldstrafen. Nur: Die Angaben von Eurocontrol geben nicht immer die jüngsten Entwicklungen in den jeweiligen EU-Staaten wieder. Im Gegensatz zum Austausch mit den europäischen Gesundheitsbehörden wird die Kommunikation mit anderen Institutionen sträflich vernachlässigt. So gehen etwa Behörden wie Eurocontrol, die im Kampf gegen die sanitäre Krise keine Rolle spielen, beim Informationsfluss leer aus.

Eine zentrale Informationsstelle gibt es genauso wenig wie eine einheitliche Herangehensweise in der Öffentlichkeitsarbeit. Jedes Land kocht sein eigenes Süppchen, unerfahrene Internetnutzer gehen leer aus. Denn: Die gewünschten Informationen sind nicht immer auf den ersten Klick verfügbar. Oft müssen sich die Nutzer durch mehrere Seiten und Rubriken kämpfen, bevor sie den Teufel im Detail entdecken. Indessen strotzt die von Brüssel gepriesene Webseite „Reopen Europe“ (Motto: „Die Wiedereröffnung der EU informiert über die geltenden Maßnahmen, um Ihnen dabei zu helfen, Ihr Recht auf Freizügigkeit auszuüben“) nur so von veralteten Angaben und falschen Informationen – „Google Translate“ sei Dank.

Für die meisten Passagiere sind die jüngsten Auswüchse der europäischen Bürokratie mit Ungewissheit und zeitaufwendigen Recherchen verbunden. Manche Kunden mussten aber bereits die Heimreise antreten, weil sie am Findel nicht die nötigen Dokumente vorzeigen konnten. Für die bereits von der Pandemie arg gebeutelte Luftfahrtbranche sind die Folgen dramatisch. Unter den Unzulänglichkeiten der EU leidet nämlich nicht nur das Vertrauen in die Fluggesellschaften. Mit teils sinnfreien Auflagen werden die Kunden zusätzlich in Richtung Auto, Bus und Bahn abgedrängt, die von vielen Anreisebestimmungen bereits entbunden wurden. Das Klima bedankt sich. Die Wirtschaft weniger.

Rosie
1. November 2021 - 12.48

Die EU ist nicht zuständig weil die Länder so gewollt haben.

Also regt Euch jetzt nicht drüber auf, Eure Souveränität wurde bewahrt, das gibt's nicht kostenlos.

Rosie
29. Oktober 2021 - 13.22

Et kommen net vill Leit mam Auto aus Korea oder China.

d'MIM
29. Oktober 2021 - 11.45

"Unzulänglichkeiten der EU" wen wundert's noch?

Klod
29. Oktober 2021 - 11.27

Vernuenftiger artikel...mich wundert zumals,dass die lobby der EU fluggesellschaften so schwach aufgestellt ist und sich anscheinend nicht gegen diese diskriminierung gegenueber bahn und bus durchsetzen kann.
Ein persoenliches beispiel...ich bin diese woche ueber den flughafen brussel zurueck gekommen und musste ein fast unzumutbares plf formular ausfuellen..etwas was bahnreisenden zum glueck erspart bleibt.