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ForumDas Tabuthema „Regel“ erhält Eintritt in die politische Debatte

Forum / Das Tabuthema „Regel“ erhält Eintritt in die politische Debatte
 Foto: dpa/Annette Riedl

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Da die Petition mit der Forderung für zwei zusätzliche Urlaubstage im Monat im Falle von schmerzhaften Regelblutungen das erforderliche Quorum an Unterschriften erreicht hat, wird nun am 6. Oktober eine Debatte in der Abgeordnetenkammer stattfinden. Einen nicht zu unterschätzenden Erfolg hat die Petition bereits jetzt schon zu verbuchen: eine gesellschaftliche Debatte um das Tabuthema „Regel“!

Ein Tabuthema, gleichwohl die Regel 50% der Menschheit betrifft, da diese im Schnitt zusammengerechnet fast sieben Jahre ihres Lebens blutet. Außerdem zieht die Monatsblutung nicht immer spurlos an jedem vorbei: Viele Menschen sind vom prämenstruellen Syndrom (PMS), von leichten bis schweren Schmerzen und Stimmungsschwankungen betroffen und leiden darunter. Warum also ist die Thematik um die Regel und ihre unangenehmen Begleiterscheinungen, welche so präsent im Leben vieler ist, ein Thema, über welches „man“ nicht spricht?

Um dieses Tabu endlich brechen zu können, ist eine solche gesellschaftliche Debatte und die Tatsache, dass das Thema um die Regel Eintritt in den politischen Diskurs findet, unumgänglich und wichtig. Es braucht die Erschaffung eines Raumes für eine offene Diskussion, um darüber aufzuklären, dass Schmerzen und PMS Menschen bei der Arbeit einschränken können, und um falsche und veraltete Glaubenssätze wie „Eine Frau, die ihre Tage hat, ist nicht sauber und anstrengend“ zu entkräften.

Risiko des Missbrauchs

Daher sollte, für die meisten FeministInnen, der Vorschlag eines Menstruationsurlaubes eigentlich ein Grund zur Freude sein – käme einem die Realität nicht in die Quere. Der Vorschlag eines Menstruationsurlaubes, so logisch er als Lösung für bestimmte Probleme auf den ersten Blick scheinen mag, könnte in der Praxis dazu führen, dass die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts sich verschlimmert.

Warum? Weil leider das Risiko des Missbrauchs nicht zu unterschätzen ist. Auf der einen Seite ArbeitgeberInnen, die einen triftigen Grund haben werden, weniger oder gar keine Frauen mehr einzustellen. Die Einführung eines Menstruationsurlaubes könnte dazu führen, die allgemeine Belastbarkeit und Stärke von Frauen infrage zu stellen, gleichwohl der Tatsache, dass Frauen im Rest ihres Zyklus viel leistungsfähiger sind.

Auf der anderen Seite ArbeitnehmerInnen, die sich systematisch die beiden freien Tage Urlaub nehmen werden, selbst wenn sie an keinerlei Beschwerden leiden. Auch wenn es die Sache nicht vereinfacht, die Regelblutungen einer jeden Frau sind individuell! Manche haben keine Beschwerden, andere nur ein paar Stunden und wieder andere weit über zwei Tage hinaus. Außerdem gibt es Unterschiede im Alter beim Eintreten der Menopause und dem Verlust der Regelblutungen – behalten Frauen dennoch Anspruch auf die zwei Tage Urlaub?

Keine angemessene Lösung

Auch wenn es als FeministIn schwer ist, es sich einzugestehen. Eine solche Maßnahme würde zu unüberbrückbaren Problemen führen: Wenn ein-e ArbeitgeberIn elf Arbeitnehmerinnen beschäftigt, könnte eine solche Reglung dazu führen, dass eine weitere Person eingestellt werden müsste, um die 22 Tage „Urlaub“ der anderen elf Personen auszugleichen. Dies könnte nicht nur dazu führen, dass weniger Frauen eingestellt werden, sondern auch, dass zusätzliche Kosten für den/die ArbeitgeberIn anfallen würden und dies zu Einsparungen an anderen Stellen führen könnte.

Zwei Tage zusätzlicher Urlaub sind in diesem Fall nicht die angemessene Lösung, die Debatte, die durch diese Forderung ausgelöst und politisch wurde, ist es schon, vor allem um andere Lösungsansätze zu finden.

Forderungen an die Medizin

Eine Forderung wäre, dass in der Medizin der weibliche Körper nicht länger dem des Mannes gleichgestellt wird und die Recherche spezifisch weiblicher Erkrankungen und Beschwerden viel stärker vorangetrieben wird als bisher. Außerdem brauchen wir unbedingt geeignetere Alternativen zu Ibuprofen gegen die Schmerzen, wirkungsvolle Therapien gegen Endometriose und medizinische Studien über PMS. Schlussendlich muss das Tabu um die Regel gebrochen werden, indem ein offener Dialog in Schulen, auf der Arbeit und in der Familie stattfindet. Es muss zur Normalität werden, dass Frauen untereinander und mit Männern über ihre Periode reden können, dass man ein Tampon offen einer anderen Frau überreicht und es nicht mehr, als sei es eine verbotene Droge, heimlich der anderen zusteckt. Frauen mit Beschwerden müssen über diese reden können und sich dementsprechend problemlos krankschreiben lassen können.

HTK
29. September 2021 - 9.53

Unglaublich.Luxemburger Probleme müsste man haben.Darum beneidet uns die ganze Welt. Aber als Widerholung: Was hindert eine Frau daran zum Arzt zu gehen und sich krankschreiben zu lassen? Ob die Kasse den Ausfall bezahlt oder der Arbeitgeber...