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Editorial / Würdevolles Wohnen im Alter
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Mit dem Spruch „Es ist nicht wichtig, wo du wohnst, sondern wie du wohnst“ warb vor Jahren ein Möbelhersteller für seine Waren. Der Werbefachmann, der sich den Spruch ausdachte, hatte dabei wohl kaum die Wohnungsnotlage im Sinn. Das „Wo“ ist schon lange für viele zweitrangig, da die Wahl von den finanziellen Möglichkeiten eingeschränkt ist.

Der Konsumentenschutz (ULC) weist in einer rezenten Pressemitteilung darauf hin, dass es mit dem Dach über dem Kopf noch lange nicht getan ist. Er kritisiert die aktuelle Situation in Seniorenheimen scharf: Nicht nur gebe es ungenügend freie Unterkünfte, was lange Wartezeiten nach sich ziehe, sondern darüber hinaus seien die sanitären Zustände in einigen Heimen unzumutbar: Entgegen der gesetzlichen Bestimmung verfügten 271 Unterkünfte über keine eigene Toilette, 495 über keine eigene Dusche. Auch wenn dies vom Gesetz nur für jene Einrichtungen vorgesehen ist, die nach 2010 gebaut wurden, bleibt es im doch so reichen Luxemburg, wie die ULC schreibt, „schlichtweg ein Skandal“, denn auch in der Welt der Seniorenheime gilt: Mehr Wohnraum gibt es nur für mehr Geld.

Viele Senioren trifft die Wohnungsproblematik besonders hart, weil mit vorgeschrittenem Alter die speziellen Ansprüche an eine Wohnung steigen. Genügend Plätze in Altersheimen sind eine Sache. Es mangelt daneben aber auch an einem diversifizierten Wohnungsangebot für Senioren, um ihnen ein zufriedenes und gesundes Wohnen zu ermöglichen. 

Die Caritas hatte voriges Jahr ihren Almanach dem Thema „Altern“ gewidmet, in einem Kapitel wurde sogar speziell der Zusammenhang zwischen „wohnen“ und „gut altern“ unter die Lupe genommen.

Jemand, der vor 50 Jahren in Rente ging, hatte andere Ansprüche als ein Rentner von heute. Zudem hat ein 65- oder 70-Jähriger ganz andere Bedürfnisse als ein 80-Jähriger. Jedoch weder der freie Wohnungsmarkt noch das Angebot in den Seniorenheimen kommt der Nachfrage an der benötigten Vielfalt nach. Die Lösungen, die von sozialen Akteuren für Senioren gefordert werden, unterscheiden sich kaum von denen, die allgemein gegen die Wohnungskrise befürwortet werden: Entschiedener gegen Spekulation vorgehen, ungenutzten Wohnraum verbieten und alternative Wohnmöglichkeiten, wie Wohngemeinschaften, fördern. Letztere sind z.B. gut dazu geeignet, um sozialer Vereinsamung vorzubeugen.

Die Lebenserwartung steigt, und damit auch die Zeit, die wir als  Rentner verbringen. Zudem wird es in Zukunft auch mehr und mehr solche mit niedrigen Pensionen geben, warnte die Caritas. Für sie wird nicht nur ein Eigenheim unerschwinglich bleiben, sondern auch die Unterkunft in einem Altenheim.

Ein Skandal ist nicht nur ein Zimmer ohne WC und Dusche in einem Heim für monatlich 2.500 Euro; es ist auch ein Skandal, dass im offiziellen Diskurs unserer Politiker Wohnen allgemein als Grundrecht gepriesen wird, ebenso wie das Recht auf würdevolles Altern, doch gleichzeitig diese Grundrechte auf dem Altar der freien Marktwirtschaft geopfert werden.

grenzgegner
29. August 2021 - 20.18

Mehr als 42.000 Millionäre sprechen doch eine eindeutige Sprache. Es gibt viele Menschen, die sich ein goldenes Näschen verdient haben, meist, weil es in der Familie Grund und Boden gab.

Es ist bedrückend, wenn eine einheimische Bevölkerung ohne die "Gnade der richtigen Geburt" außen vor bleibt; wenn junge Familien das Land verlassen und Alte ihre letzten Jahre in Armut verbringen müssen.

Abhilfe schaffen nur staatliche Eingriffe und Umverteilung: höhere Steuern für hohe Einkommen und Vermögen, Deckelung von Mieten und Grundstückspreisen, Spekulationssteuern usw.

Das ist aber in Luxemburg politisch nicht durchsetzbar.

Willi
29. August 2021 - 14.27

@Wieder Mann
Mehr kann man nicht mehr dazu sagen,
all Kommentare sind überflüssig.

schullerpiir
29. August 2021 - 9.27

Gesetze nach schweizer Muster traut sich hier kein "Politiker"! In der Schweiz ist der Verkauf an Ausländer streng reglemengiert. In Wohnungen aus Spdkulationsgründen investieren ist fast unmöglich. Aber, ausser Schönwetterreden können unsere Helden nichts vorweisen.

Wieder Mann
27. August 2021 - 16.23

Diese Regierung hat bewiesen was die Senioren ihnen wert sind . Null und nichtig ist diese Spezies , ausrangiert auf das Abstellgleis , mit der Motion „ d‘Mellechkouh vun der Natioun „.

Laird Glenmore
27. August 2021 - 11.39

Ich sehe das Problem im gesamten Wohnungsbereich d.h. betreutes Wohnen und das im ganz normalen Immobilienmarkt.
Die Gier der Menschen nach noch mehr Geld ist bei manchen größer als der Verstand nach außen spielen sie den meisten vor was sie alles aus Humanitären gründen machen, die Wahrheit ist sie machen nichts außer ihren Mitmenschen für manchmal herunter gekommene Immobilien das Geld aus der Tasche zu ziehen und da unsere eigenen Landsleute sich dieses nicht leisten können und ins benachbarte Ausland ziehen müssen werden die überteuerten Immobilien eben an Ausländer vermietet bzw. verkauft, soviel zur Solidarität gegenüber ihren eigenen Landsleuten, es ist wie beim Klerus " Selber Fressen macht Fett ".
Meine lieben Immobilienbesitzer DAS LETZTE HEMD HAT KEINE TASCHEN, man kann nichts mitnehmen wir gehen so wie wir gekommen sind " NACKT ".

Realist
27. August 2021 - 8.15

Wie sollte eine Regierung denn auch auf die abwegige Idee kommen, dass die Thematik "Wohnen und Betreuung im Alter" irgendwie wichtig sein sollte, bei einem gefühlten Altersdurchschnitt von 55 bei der autochthonen Bevölkerung?

jung luc
27. August 2021 - 8.05

Unsere Regierung bekümmert sich nicht um dieses Problem, genau wie auch um die Probleme der Jugendarbeitslosigkeit, den zu hohen Mieten, den Preis bei Ankauf von Immobilien von jungen Leuten. Mit einer DP ist dieses auch kaum möglich.