Nein, der europäische Dachverband des Fußballs – kurz UEFA – besteht nicht nur aus gutherzigen Samaritern, deren primäre Zielsetzung es ist, sich in den Dienst der kleinen Ligen und Klubs zu stellen. Mit der Einführung der Conference League, des dritten Europapokals, ging es den Gründungsvätern nämlich in erster Linie um eins: noch mehr Geld. Die zusätzlichen Begegnungen, die aufgrund der Aufstockung der Teilnehmer an dem weiteren Turnier herausspringen, steigern Einnahmen bei Fernsehrechten und bieten noch mehr Platz für die Visibilität der Sponsoren. Uneigennützig wäre definitiv anders.
Und richtig viel Lust auf den kleineren Bruder des kleinen Bruders (namens Europa League) hatten nicht alle. Der deutsche Bundesligist Union Berlin sicherte sich sein Ticket für die Play-offs der Conference League erst am letzten Spieltag. Torschütze war Max Kruse, der ein paar Tage vorher im Sky-Interview meinte: „Europa League hätte ich Bock drauf. Conference League hätte ich keinen Bock drauf, ich weiß nicht mal, was das ist.“
Mit seiner Meinung bezüglich des neuen Wettbewerbs, der sich hinter der Champions League und der Europa League ansiedelt, steht Kruse als Stimme für die Vereine der großen Fußballnationen Europas nicht alleine da. Betroffen von der Umstrukturierung sind nämlich auch die sogenannten mittleren Ligen, die ihre bisherigen Startplätze in der Europa League mit der Geburt der Conference League verloren haben. In Österreich genießt das neue UEFA-Modell keinen guten Ruf. Immerhin sammelte das Linzer Stadtmagazin Begriffe wie „Europacup für Arme“, „Blech-Cup“, „dritte Liga“ oder auch noch „Masse statt Klasse“.
Den Luxemburger Vertretern kann die abwertende Haltung gegenüber der Conference League egal sein – allen voran der Escher Fola, die dabei ist, ein neues Kapitel Vereinsgeschichte zu schreiben. Die Spieler um Trainer Sébastien Grandjean werden am Donnerstag eines der wichtigsten Spiele ihrer Karriere bestreiten. Den Traum von einer Teilnahme an der Gruppenphase des Europapokals hat sich aus nationaler Sicht bislang nur der F91 Düdelingen erfüllen können.
Mit einer möglicherweise so schnellen Wiederholung eines internationalen Herbstes hatte wohl niemand gerechnet – und doch macht es der neue Modus, inklusive des „Auffangbeckens“ in der Conference League nach einem Champions-League-Aus, mittlerweile realistischer. Die Fola hat sich auf diese Weise seit Juli rund eine Million Euro an UEFA-Aufwandsentschädigungen erspielt und den Luxemburger Fußball wieder auf der europäischen Länderkarte platziert.
Jetzt stehen noch zwei richtungsweisende Spiele im Wert von insgesamt drei Millionen Euro bevor – die für eine Teilnahme an der Gruppenphase ausgeschüttet werden. Summen, die für Play-off-Teilnehmer wie Tottenham oder AS Rom vielleicht nach wenig Mehrwert im Profialltag klingen, für einen BGL-Ligue-Verein aber möglicherweise zum langfristigen Erfolg beitragen können. Aus nationaler Sicht hat sich in diesem Sommer im Endeffekt nur der Name des Wettbewerbs geändert. Die Schere zwischen Europapokalteilnehmern wird auch weiter auseinandergehen – egal, wie das Turnier heißt.
Umso verbissener wird auch in diesem Jahr wieder darum gekämpft werden, am Saisonende zu den Glücklichen zu gehören, die sich für die Königsklasse oder den „Blech-Cup“ qualifizieren.
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