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SchülerartikelArmut: Viel zu wenig besprochen und doch ein wichtiges Thema

Schülerartikel / Armut: Viel zu wenig besprochen und doch ein wichtiges Thema
 Foto: dpa/Stefan Jaitner

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Im Rahmen einer Serie zum Internationalen Tag der Pressefreiheit (3. Mai) haben Schüler im Tageblatt das Wort. Dieser Artikel befasst sich mit dem Thema Armut.

Armut ist ein heikles Thema: Sie ist überall, zu jeder Zeit und jeder einzelne Mensch kann von ihr erwischt werden. In Luxemburg ist es nicht anders. Da fragt man sich dann auch, wie die Politik dazu steht. Ein Interview mit Paul Galles, einem CSV-Mitglied der Abgeordnetenkammer, ermöglichte es, einen Blick darauf zu werfen, wie er zum Thema steht.

Armut ist ein schwieriges Thema. Wir alle kennen das Wort und sind sich seiner Bedeutung bewusst. Und doch sind wir uns viel zu oft nicht über seine Ausbreitung und Präsenz im Klaren. Auch Luxemburg bleibt nicht verschont. Trotz des großen Reichtums des Landes oder gerade wegen der Zahlen fällt uns in vielen Fällen nicht auf, wie stark betroffen wir eigentlich sind. Immerhin sind laut dem europäischen Statistikamt Eurostat im Jahr 2019 28,1% der Erwachsenen in Luxemburg im Alter von 18-24 von Armut bedroht. Luxemburg ist somit auf Platz zwei in der EU. Außerdem leben 17% unserer Bevölkerung im Armutsrisiko

Schockierende Zahlen, die uns wachrütteln sollten, um sich mehr dafür einzusetzen. Zudem wird über Armut in unserer Gesellschaft viel zu wenig diskutiert, da viele Menschen sich davor scheuen, sich zu diesem Thema zu äußern.

So viel zur Gesellschaft, doch was tragen unsere Politiker zu diesem Thema bei? Einen kleinen Einwurf in die Politik gewährte uns Paul Galles, der sich zur Armut geäußert hat, erläutert hat, was man seiner Meinung nach in der Politik tun könnte und wo es Meinungsverschiedenheiten mit anderen Parteien gibt.

Armut hat viele Gesichter

Paul Galles setzt sich ja bekannterweise stark für die Bekämpfung gegen die Armut ein. Doch was hat ihn dazu gebracht, sich mit der Armut auseinanderzusetzen? So lautete auch unsere erste Frage, woraufhin er antwortete, dass er acht Jahre in der Caritas-Organisation gearbeitet hat, die sich für die Armutsbekämpfung einsetzt, und er ist immerhin ein gläubiger Mensch, der das Thema ganz persönlich nimmt.

Paul Galles war lange bei der Caritas aktiv
Paul Galles war lange bei der Caritas aktiv Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Zudem konnte er einmal in Brasilien die Armut in der schlimmsten Lage mit eigenen Augen betrachten, was einen Menschen einerseits schocken kann, andererseits einem den richtigen Ruck geben kann, um sich für die armen Menschen einzusetzen.

Daraufhin wurde er gefragt, was ein Politiker seiner Meinung nach zu diesem Thema beitragen kann. Er erwiderte, es gäbe zwei Dinge, die ein Politiker tun kann:

– Erstens sollte man die Situation von Luxemburg aufklären und die Leute informieren, damit sie sich der vollen Tragweite und bestehenden Gefahr bewusst sind und somit die Leute dazu bringen, sich genauso für die Armutsbekämpfung einzusetzen oder wenigstens dies zu unterstützen.

– Zweitens sollte man eine Vision entwickeln, wie es wäre, mit armen Leuten zu leben, damit die Leute bemerken, welche Schwierigkeiten die Armut im Alltag bietet, und auch erkennen, was es bedeutet, arm zu leben und den Leuten auf diese Weise das nötige Verständnis für diese Menschen geben.

Die dritte Frage bestand darin, was seine Vorschläge sind, wie man Leute aus der Armut herausholen könnte. Er behauptete, man müsse dafür verstehen, dass die Armut zwei Gesichter hat:

– Das erste Gesicht beinhaltet die Menschen, die nichts besitzen, um leben zu können und/oder auf vieles verzichten müssen.

– Das zweite Gesicht spricht von einer Ungleichheit. Es müsste demnach überprüft werden, wie arm Leute im Vergleich zu den anderen Menschen im Land sind: Immerhin soll jeder fünfte laut Paul Galles ungleich behandelt werden im Vergleich zu den anderen.

Um diese Leute aus der Armut rauszubekommen, gibt es demnach drei Möglichkeiten:

– Jede Arbeit sollte so bezahlt werden, dass man vom verdienten Geld leben könnte.

– Man solle den Mindestlohn erhöhen, da Leute nur einen Teil vom Mindestlohn erhalten, und auch den Sozialtransfer erhöhen, um Menschen zu helfen, damit sie sich mehr Sachen leisten können.

– Und zu guter Letzt sollten diejenigen, die weniger Geld besitzen, auch weniger Steuern bezahlen.

Wir wollen (meistens) alle das Gleiche, man ist sich jedoch nicht über die Methode einig. 

Es ist klar, dass man etwas gegen die Armut tun sollte, jedoch ist man sich, wie in jeder Politik, nicht über die Methoden und Herangehensweisen sicher. So sorgt Galles’ Idee, den Mindestlohn zu erhöhen, für Meinungsverschiedenheiten, mit denjenigen, die zu den Arbeitgebern stehen. Andere wiederum ignorieren einfach die 17%, die im Armutsrisiko leben.

Auch mit anderen Parteien gibt es unterschiedliche Meinungen:

– Die LSAP würde sich anscheinend mehr um die Arbeit sorgen wie um die anderen beiden vorhin genannten Punkten.

– Die Grünen stehen zur Meinung, dass, sobald man etwas für die Armen tut, dann sollte man auch was zum Umweltschutz beitragen.

– Die Piratenpartei habe oft keine realistischen Pläne, was Armut angeht.

– Und die ADR fühlt sich nicht betroffen, wenn es um Armut geht, da sie die Meinung vertritt, die Luxemburger haben Vorfahrt.

Damit beendeten wir das Interview mit Paul Galles, der uns einen Blick in die Politik zur Armutsbekämpfung zeigte. Was kann man nun daraus ausschließen? Nun, Armut ist und bleibt ein aktuelles Thema, dem man nicht entgehen kann und sollte, da es jeden betrifft. Zudem sollte uns aber auch bewusst sein, dass die Politik versucht, dagegen anzukämpfen, auch wenn es nicht daraus aussieht. Wir haben noch ein gutes Stück vor uns, jedoch kann jeder auch für sich etwas beitragen.

jung luc
4. Mai 2021 - 8.24

Sehr guter Atikel, den Nagel auf den Kopf voll getroffen.