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LuxemburgUni.lu-Studie: Ungleichheit zwischen Geschlechtern hat sich in der Pandemie verstärkt – Frauen stärker psychisch belastet

Luxemburg / Uni.lu-Studie: Ungleichheit zwischen Geschlechtern hat sich in der Pandemie verstärkt – Frauen stärker psychisch belastet
„Während des ersten Lockdowns im März und April haben Frauen im Durchschnitt zwei Stunden mehr für die Kinderbetreuung und eine Stunde mehr für die Hausarbeit pro Tag aufgewendet“, schreiben die Forscher der Uni.lu in ihrem Bericht Symbolbild: Pixabay

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Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern haben sich in der Pandemie zuungunsten der Frauen verstärkt. Das geht aus einem Bericht hervor, den Forscher der Uni.lu am Montag veröffentlicht haben. Die Wissenschaftler befassten sich in den letzten Monaten mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden hinsichtlich der psychischen Gesundheit in der Pandemie. Ihre Schlussfolgerung: Frauen würden vornehmlich die negativen Konsequenzen der Pandemie tragen. Dies fordere seinen Tribut: Die psychische Gesundheit von Frauen sei in der Pandemie stärker in Mitleidenschaft gezogen worden als die der Männer. 

„Unsere Daten zeigen, dass die Corona-Pandemie Frauen viel stärker betroffen hat als Männer“, schreiben die Forscher der Uni.lu in einem Bericht über die geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich der psychischen Gesundheit in der Pandemie. Auf zwei Ebenen würden Frauen stärker beeinträchtigt werden als Männer: einmal auf Ebene der psychischen Gesundheit und einmal auf Ebene der konkreten „Zeitnutzung“. Frauen würden somit über weniger Freizeit verfügen, da ihnen in der Pandemie mehr Aufgaben zufallen würden. „Während des ersten Lockdowns im März und April haben Frauen im Durchschnitt zwei Stunden mehr für die Kinderbetreuung und eine Stunde mehr für die Hausarbeit pro Tag aufgewendet“, steht in dem Bericht.

Zu den Ergebnissen sind die Forscher gelangt, nachdem sie im Jahr 2020 in drei verschiedenen Zeiträumen Umfragen gemacht hatten. Die erste Befragung wurde digital in den Monaten April und Mai durchgeführt. 1.007 Personen haben an ihr teilgenommen. Der Zeitpunkt, in dem die Daten erhoben wurden, korrespondiert mit der ersten Corona-Welle und dem vollständigen Lockdown im Frühling. Der zweite Durchgang der Befragung erfolgte dann im Juli und August 2020, als die Lockerung der Corona-Bestimmungen beschlossen wurden. 782 Menschen haben an dieser Umfrage partizipiert. In der dritten Runde wurden 541 Menschen befragt, und zwar im Oktober und November. Zu dieser Zeit wurden wieder restriktivere Maßnahmen beschlossen, um der rapiden Steigerung der Infektionszahlen entgegenzuwirken.

In ihrer Umfrage haben die Forscher folgende Fragen gestellt:

  • Wie viel Zeit haben Sie an einem durchschnittlichen Wochentag für die Betreuung und das Lernen Ihrer Kinder aufgewendet?
  • Wie viel Zeit haben Sie an einem durchschnittlichen Wochentag mit der Hausarbeit verbracht?
  • Wie viel Zeit haben Sie an einem durchschnittlichen Wochentag mit Arbeiten verbracht?
  • Wie viel Zeit haben Sie an einem durchschnittlichen Wochentag mit Freizeitaktivitäten verbracht?

Die Schlussfolgerung, die die Forscher aus den Antworten ziehen, lautet: „Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern scheinen sich während der Pandemie verschärft zu haben, da Frauen überproportional für den Großteil der unbezahlten Aufgaben, einschließlich Kinderbetreuung und Hausarbeit, verantwortlich sind, während sie gleichzeitig ihren Teil der Arbeit auf dem Arbeitsmarkt erledigen.“ Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien laut den Wissenschaftlern „statistisch aussagekräftig“. Auch wenn im Laufe des Jahres und mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen der Zeitaufwand für die unbezahlte Hausarbeit der Frauen abnehme, würde die Differenz zu den Männern bestehen bleiben.

Die Grafik macht deutlich, dass Frauen im Schnitt mehr Zeit aufwenden für Kinderbetreuung und Arbeiten im Haushalt – dabei gehen sie noch immer einer beruflichen Tätigkeit nach. Für Freizeit bleibt dabei weniger Zeit übrig, als das bei den Männern der Fall ist.
Die Grafik macht deutlich, dass Frauen im Schnitt mehr Zeit aufwenden für Kinderbetreuung und Arbeiten im Haushalt – dabei gehen sie noch immer einer beruflichen Tätigkeit nach. Für Freizeit bleibt dabei weniger Zeit übrig, als das bei den Männern der Fall ist. Grafik: Uni.lu

In ihrem Bericht weisen die Forscher darauf hin, dass auch Frauen trotz der zunehmenden häuslichen Pflichten am Arbeitsmarkt teilnehmen. Sie würden fast genauso viel wie Männer arbeiten, während sie weniger Freizeit hätten. Was die berufliche Karriere der Frauen angeht, stellten die Schließungen von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen zudem zum Teil einen Genickbruch dar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den Job zurückkehren, würde nämlich gesenkt. Wie sehr Frauen „im Nachteil“ sind, zeigen folgende Zahlen: „Von den Teilnehmern, die während der Pandemie Urlaub aus familiären Gründen genommen haben, sind 78 Prozent Frauen. Ebenso machen Frauen 75 Prozent der Teilnehmer aus, die ihren Arbeitsplatz aufgrund von der Corona-Pandemie verloren haben.“

„Gender Gaps“ zu Hause und auf der Arbeit

Die starke Beanspruchung der Frauen im Alltag wirke sich laut Forscher auf ihre psychische Gesundheit aus: „Frauen erlebten ein höheres Maß an Stress als Männer, ein höheres Maß an depressiven Symptomen als Männer, ein höheres Maß an Angstsymptomen als Männer und empfanden ein höheres Maß an Einsamkeit als Männer.“ Die Unterschiede seien über den gesamten Erhebungszeitraum bestehen geblieben.

Unter der Doppelbelastung von Beruf und Haushalt leiden Frauen aufgrund der größeren Inanspruchnahme mehr als Männer. Sie empfinden mehr Stress, mehr Einsamkeit. Auch leiden sie verstärkt unter Angstgefühlen und depressiven Verstimmungen.
Unter der Doppelbelastung von Beruf und Haushalt leiden Frauen aufgrund der größeren Inanspruchnahme mehr als Männer. Sie empfinden mehr Stress, mehr Einsamkeit. Auch leiden sie verstärkt unter Angstgefühlen und depressiven Verstimmungen. Grafik: Uni.lu

In dem Papier machen die Forscher darauf aufmerksam, dass die Umfrage-Teilnehmer in „Schlüsselsektoren“ arbeiten und 68 Prozent von ihnen Frauen sind. In diesem Sinne habe die Studie gezeigt, dass „die Arbeit in den ersten Reihen während der Krise ein Risikofaktor für schlechtere psychische Gesundheitsergebnisse ist“. Diese „Gender Gaps“ zu Hause und auf der Arbeit müsse die Politik bei der Überwindung der Krise explizit ansprechen – so das Fazit der Wissenschaftler.