Die Mehrheit der Bürger der Industriestaaten werden diesen Zugang im ersten Quartal dieses Jahres erhalten, und dann zunehmend auch jene in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen. Dass jetzt so schnell und flächendeckend Impfstoffe bereitgestellt werden, ist nicht nur außerordentlich, sondern auch notwendig, um die Pandemie zu beenden. Ermöglicht wird dies durch eine beispiellose globale Solidarität und die multilaterale Unterstützung von Covax, dem zentralen Mechanismus hinter den globalen Covid-19-Impfbemühungen, der im letzten Jahr von der Weltgesundheitsorganisation und der Impfallianz Gavi (die ich geleitet habe) gegründet wurde.
Covax wird in diesem Jahr zwei Milliarden Impfdosen auf den Weg bringen und damit Menschen in 190 teilnehmenden Ländern und Volkswirtschaften erreichen – unabhängig von ihrer Zahlungsfähigkeit. Tatsächlich sollte es bald genug Impfstoff geben, um bis Mitte 2021 alle Gesundheits- und Sozialarbeiter weltweit zu immunisieren. Und obwohl das Programm auch auf genug Bedenkenträger stieß, ist es bei Regierungen, Wirtschaftspolitikern und Impfstoffproduzenten immer beliebter geworden. Diese schließen sich an, weil sie erkennen, dass Covax die einzig sinnvolle weltweite Lösung für die Covid-19-Krise bietet.
Der erste Schritt
Jetzt, wo wir diesen entscheidenden Punkt erreicht haben, müssen die Spekulationen, ob Covax scheitert, beendet werden. Es ist Zeit, dem Programm die Unterstützung zu bieten, die es benötigt, um tun zu können, wozu es gedacht ist. Die Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen ist dabei nur der erste Schritt. Wird das Coronavirus weiter zwischen Menschen übertragen, werden auch zukünftig viele infiziert, und manche werden sterben. Dann bleibt die Hoffnung, dass Handel, Einkauf und Reisen wieder normalisiert werden, trügerisch.
Um diesen Teufelskreis zu beenden, reicht es nicht, nur einige Menschen in einigen Ländern zu impfen, sondern wir müssen alle Menschen überall schützen. Aber natürlich war es absehbar, dass die Nachfrage das immer noch begrenzte Angebot übersteigt. Werden unter diesen Umständen die höchsten Bieter bevorzugt, wird die Krise nur noch verlängert – auch wenn dem Rest der Welt genug Impfstoff versprochen wird. Impfstoffnationalismus ist genau das Problem, zu dessen Lösung Covax gegründet wurde.
Keine Wiederholung von 2009
Beim Kampf gegen Covid-19 müssen wir eine Wiederholung des Jahres 2009 vermeiden, als eine kleine Anzahl reicher Länder den größten Teil des verfügbaren H1N1-Impfstoffs gegen die Schweinegrippe aufkaufte und den Rest der Welt leer ausgehen ließ. Da es die erste Pflicht aller Nationalregierungen ist, ihre eigene Bevölkerung zu schützen, überrascht es nicht, dass etwa 35 Länder mit Pharmaunternehmen bereits bilaterale Verträge über Covid-19-Impfstoffe abgeschlossen haben.
Hinsichtlich der globalen Impfbemühungen sind diese Abkommen nicht ideal. Obwohl Covax flexibel genug ist, um mit diesem Problem umgehen zu können, ist dies nur möglich, wenn es denselben Zugang zu Impfstoffen bekommt wie die Nationalregierungen. Aber leider sehen wir bereits, wie einige Regierungen viel mehr Dosen kaufen als sie brauchen, was in dieser kritischen Anfangsphase den Druck auf das globale Angebot verstärkt.
Einige dieser Länder haben angedeutet, dass sie ihre überschüssigen Bestellungen spenden wollen. In diesem Fall müssten diese zusätzlichen Dosen so schnell und fair weitergeleitet werden wie möglich. Der beste Weg für die Geberländer, um dies zu gewährleisten, führt über den AMC-Mechanismus von Gavi/Covax (Advance Market Commitment), der eingeführt wurde, um dafür zu sorgen, dass auch die Menschen in den 92 Ländern geringen und mittleren Einkommens Zugang zu Covid-19-Impfstoffen bekommen.
An einem Strang gezogen
Bis jetzt hat Covax durch Verträge mit Herstellern einiger der vielversprechendsten Impfstoffkandidaten den Menschen in diesen Ländern etwa eine Milliarde Dosen gesichert. Aber es werden noch viel mehr benötigt. Alle Hersteller müssen sich bemühen, ihre Impfstoffe für Covax verfügbar und erschwinglich zu machen, damit sie rechtzeitig global verbreitet werden können. Einige Unternehmen haben dies bereits getan, und die zwei Milliarden Dollar, die das AMC-Programm von Covax 2020 benötigte, wurde von internationalen Geldgebern bereitgestellt. Aber 2021 sind weitere fünf Milliarden erforderlich, und im Dezember haben die Vereinigten Staaten im Rahmen ihres zweiten Covid-19-Erleichterungsprogramms vier Milliarden Dollar an Gavi gezahlt.
Im letzten Februar hätte noch niemand gedacht, dass wir zum Jahresende mehrere zugelassene Impfstoffe haben und in der Lage sind, diese Vakzine gleichzeitig an reiche und arme Länder zu verteilen. Aber die internationale Gemeinschaft hat an einem Strang gezogen und zu diesem Zweck eine Plattform entwickelt. Alles, was das Covax-Programm jetzt noch braucht, ist genug weltweite Unterstützung, um seine Arbeit zu beenden.
* Ngozi Okonjo-Iweala war Vorsitzende der Impfallianz Gavi und Sonderbotschafterin der Afrikanischen Union für Covid-19.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff.
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ENDLICH LEBTE DIE GLOBALISIERUNG !!!!
Ab jetzt ziehen wir alle am selben Strang . Hoffentlich hält er !!!