Sollte das Schweizer Stromnetz urplötzlich zusammenbrechen, drohe ein für die Bevölkerung wie für die Wirtschaft lähmender „Blackout“: eine Kettenreaktion im Netz mit automatischen Abschaltungen und damit ein Kurzschluss für die ständig steigenden elektrischen Dienstleistungen. Viele Menschen verkennen deren Unentbehrlichkeit.
Käme es zu einem längeren Stromausfall in der Schweiz oder etwa in Luxemburg, funktionierte fast nichts mehr. Keine Beleuchtung, keine Heizung. Kein Internet mehr. Computer ständen still. Die Batterie fürs Handy oder den Tesla könnte nicht mehr aufgeladen werden. Züge oder Tram kämen zum Erliegen, Lifte ebenfalls. Alle Küchengeräte funktionierten nicht mehr. Der Proviant im Kühlschrank oder in der Tiefkühltruhe begänne zu vergammeln. Kurz, bei einem sich hinziehenden „Blackout“ würde all das, was wir Zivilisation nennen, schnell zusammenbrechen.
Solche totalen Stromausfälle gab es schon. 1998 legte eine riesige Strompanne über einen Tag lang die Stadt New York, die Staaten Neu Englands sowie die kanadische Provinz Ontario total lahm. Einen noch längeren Blackout könnte ein Cyber-Krieg bewirken. Im Golfkrieg gelang es den USA 1991 mit einigen gezielten Bomben, Iraks Stromversorgung zu 85% zu zerstören.
Heute könnten Cyber-Viren aktiviert werden. Die Amerikaner schleusten sogenannte „Stuxnet“-Viren in Irans Nuklearanlagen sowie in deren Steuerungsanlagen für die Wasserversorgung ein.
Das ist keine fantasievolle „Science Fiction“. Es häufen sich Hacker-Attacken auf Stromnetze. Etwa im Dezember 2015 und wiederum im Dezember 2016 auf die Stromversorgung der Ukraine. Deshalb ist in den Augen der Schweizer Zivilschützer die Gefahr sehr real. Die auch vor einem Totalausfall beim Mobilfunk warnen. Immer mehr Zahlungsflüsse laufen über die Smartphones. Da bei Stromausfall Geldautomaten keine Scheine mehr ausspucken, kann der Handel empfindlich gestört werden.
Stecker raus?
Sollte es gar zu einem größeren Konflikt zwischen China und den USA kommen, würden die vielen militärischen Satelliten aktiviert. Mit dem Ziel, die Kommunikationen des Gegners sowie dessen Energie- und Wasserversorgung zu behindern oder zu zerstören.
Die USA des Donald Trump verhinderten mit allen Mitteln den Verkauf von Hard- und Software für die 5-G-Telefonie durch den chinesischen Mobilfunk-Ausstatter Huawei. Sie unterstellten den Chinesen den Einbau von „kybernetischen Trojanischen Pferden“ in die Kommunikationsnetze des Westens. Amerikanische Huawei-Konkurrenten sind wohl willigere Träger von geheimer US-Software und eingeschleusten Viren.
Die „Fee Elektrizität“, welche der Menschheit so viele Dienste leistet, hängt ab von der kontinuierlichen Erzeugung des Stroms bis hin zur Steckdose. Elektrischer Strom muss praktisch zeitgleich zum Verbrauch erzeugt werden. Es gibt nur wenige Möglichkeiten zum Speichern von Elektrizität.
Weil die Nachfrage in kurzer Zeit enorm schwanken kann, sind Stromproduzenten und Netzbetreiber in einem ständigen Versorgungs-Wettlauf. Das europäische Verbundnetz sorgt für einen permanenten Austausch zwischen den Staaten. Wobei die über Hochspannungsleitungen zirkulierenden Elektronen nicht nach Produktionsart ausgefiltert werden können. Man mag zwar für „Grünen Strom“ zahlen, bekommt dennoch öfters Nuklearstrom.
Dilemma der Energieversorgung
Am 8. Februar 2012 war es in Frankreich um 19 Uhr bitterkalt. Die Nacht war angebrochen. Das nationale Netz erlebte einen historischen Gipfel mit über 102 Gigawatt Nachfrage. Es kam zu einem Tagesverbrauch von 2,26 Terawattstunden. EDF schaffte es, die Versorgung aufrechtzuerhalten, da Frankreich gut mit Kernkraftwerken und Stauseen bestückt ist. Die Spannung im Netz wurde durch den Einsatz folgender Kapazitäten gesichert: 59 GW Nuklear; 14 GW Wasserkraft; 8 GW Erdgas; 5 GW Kohle; 5 GW Öl; 1,7 GW Windkraft; 0,6 GW Biomasse. Importe brachten zusätzliche 7,3 GW Kapazität. Die Sonnenenergie lieferte keinen Beitrag. Es war stockdunkel!
Am 13. April dieses Jahres erfolgte das Gegenteil. Am Ostermontag herrschte sehr sonniges und sehr windiges Wetter. Die Windkraft lieferte 20%, die Sonnenenergie 10% der Produktion von Elektrizität. Weil die meisten Franzosen sowie die Betriebe bedingt durch den Corona-Lockdown wenig Strom benötigten, gab es massive Überkapazitäten. Obwohl die Atommeiler sofort ihre Produktion drosselten. Was die Flexibilität dieses Energieträgers unter Beweis stellte. Dennoch wurde der Netzbetreiber das Überangebot an Strom nicht los. In ganz Europa herrschten zu Ostern optimale Wetterverhältnisse für die Erneuerbaren. Deren Überproduktion die Preise für Elektrizität in den negativen Bereich drückten. Man musste zahlen, um seinen Strom zu verkaufen. Viel sauber erzeugter Strom verpuffte.
Beide Episoden zeigen das Dilemma der Energieversorgung im Zeitalter der angestrebten „Dekarbonisierung“.
Wer den Gebrauch der fossilen Energien (Kohle, Erdöl, Erdgas) zurückdrängen will, landet automatisch bei einem „Umbau“ zugunsten von immer mehr Stromverbrauch.
Vor 50 Jahren wurden die Schmelzen noch mit 4,5 Millionen Tonnen Koks befeuert. Niemand sorgte sich damals um Feinstaub oder CO2-Ausstoß. Das änderte sich in den 90er Jahren. Die klassischen Hochöfen wurden von Elektroöfen abgelöst. Die aus der Minette gewonnenen Eisenerze wurden durch Schrott ersetzt. Die perfekte Kreislauf-Wirtschaft, mit bloß immer mehr elektrischer Kraft.
Nicht nur in der Industrie kommt verstärkt Strom zum Einsatz. Die von der EU angestrebte „Digitalisierung“, mit AI-Robotern, Home-Office, Visio-Konferenzen, PC, Handy und Co. schluckt vermehrt Strom. Letztes Jahr nutzten rund 5 Milliarden Menschen einige 35 Milliarden elektronischeGeräte. Dafür wurden 5% des weltweiten Energieverbrauchs benötigt. Der Bedarf für die Fertigung der digitalen Instrumente nicht eingeschlossen.
Nun soll der Transportsektor umgekrempelt werden. Die Verbrennungsmotoren von über einer Milliarde Autos sollen Elektroantrieben weichen. Selbst Fahrräder oder Roller werden zunehmend elektrisch angetrieben. In Luxemburg blättert das Umweltministerium für Elektro-Protzmobile gar 8.000 Euro hin. Deren globale Öko-Bilanz mehr als diskutabel ist. Ein „Tesla Model S“ schleppt eine Batterie von 544 kg mit sich herum. Diese enthält 16 kg Nickel, 15 kg Lithium, 10 kg Kobalt – deren Gewinnung viel Energie frisst und nicht gerade umweltschonend ist.
Laut NZZ (30.10.20) stecken selbst in einem zertifizierten „Fairphone“ mehr als 10.000 Komponenten, gefertigt aus 40 verschiedenen Rohstoffen. Die in den verschiedensten Teilen der Welt gewonnen und in anderen Teilen gefertigt werden. Was aufwendige Transporte zwischen allen Kontinenten erfordert.
Blackout beim Denken
Laut der Internationalen Energie-Agentur (IEA) werden zurzeit 20% des globalen Energiebedarfs durch Elektrizität abgedeckt. Der IEA zufolge wird die Nachfrage nach elektrischer Kraft bis 2040 um mindestens 50% steigen. Bedingt durch die zunehmende Digitalisierung und die Abkehr von fossiler Energie.
Wind und Solar werden zwar leistungsfähiger und kostengünstiger. Doch bleiben sie unbeständig. Marc Fontecave, Professor am „Collège de France“, notiert in seinem aufschlussreichen Buch „Halte au catastrophisme! Les vérités de la transition écologique“: „Le facteur de charge moyen (rapport entre la puissance produite et celle qui est installée), en France, est de 23% pour l’éolien et seulement de 13% pour le solaire photovoltaïque).“
Wenn Energieminister Claude Turmes eine Solaranlage oder eine Windmühle einweiht, fehlt nie der Hinweis auf die zigtausend Haushalte, nunmehr versorgt mit erneuerbarer Energie. Leider nie das ganze Jahr über. Wenn die Sonne nicht scheint oder Windstille herrscht, muss die Spannung im Netz durch andere Stromträger erhalten bleiben. Am schnellsten zu mobilisieren sind Kohle, Gas oder Nuklear. Der von der Bundesrepublik gewollte Ausstieg aus der Atomenergie zwang Deutschland zum Ausbau seiner Kohlekraftwerke. Mit einem Anstieg des deutschen CO2-Ausstoßes.
Wasserkraft wäre eine saubere Alternative. Doch sind Pumpspeicherwerke und Stauseen nicht endlos multiplizierbar. Laut Professor Fontecave müsste Frankreich bis 2040 weitere 800 Staubecken bauen, um mit Wasserkraft die bei dem zusätzlichen Bedarf an Elektrizität verbundenen Schwankungen im Netz auszubalancieren.
In Luxemburg bietet die Wasserkraft nur eine geringe Leistung. Esch/Sauer, Vianden, Rosport sind kaum zu duplizieren. Allein um die 50.000 Elektro-Autos, welche bis Ende 2020 auf unseren Straßen laufen sollten, mit Strom zu versorgen, wären mindestens 30 weitere Anlagen wie das Rosporter Wasserkraftwerk erforderlich. Wie soll unser Land sein Ziel von 100% Erneuerbaren und Null CO2-Ausstoß je erreichen?
Creos rechnet jedenfalls mit einer Verdreifachung unseres Bedarfs an elektrischer Kraft bis 2040. Weil der meiste Strom weiterhin importiert werden muss, sind neue Hochspannungsnetze in Planung. Mit wachsendem Widerstand.
Dass Luxemburg wie die Schweiz in absehbarer Zukunft mit größeren Strompannen rechnen muss, hat bei der nationalen Politik bisher nur einen „Blackout“ im Denken produziert.
* Robert Goebbels ist ehemaliger LSAP-Minister und Europaabgeordneter.
Was Corona nicht alles bewirken kann, womöglich noch einen Supergau.
Gegen alle möglichen Unkenrufe wiederhole ich die Aussage des "Urvaters" der Grünenbewegung,des Biologen und Autors (Gaia's Rache ) James Lovelock. Wenn wir weg von fossilen Brennstoffen wollen (sofort) und bis zur Fertigstellung der ersten Thermofusionsreaktoren,bleibt die Atomkraft die zuverlässigste und sauberste Energiequelle. Lovelock stellte sich zur Verfügung einen ausgediehnten Brennstab,fachgerecht in seinem Garten zu entsorgen und daraus noch während 100 Jahren sein Haus und das ganze Dorf mit Strom zu versorgen. Wind- und Sonnenenergie sind zu unbeständig wie im Artikel erwähnt. Also richtig.Unsere schöne neue Welt könnte jederzeit( Sonnenflares z.B.((Kanada)) zusammenbrechen mit den undenkbaren Konsequenzen.