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EditorialDrogenkriminalität repressiv bekämpfen ist zwecklos

Editorial / Drogenkriminalität repressiv bekämpfen ist zwecklos
 Foto: Editpress/Isabella Finzi

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In der Diskussion um die Sicherheit im hauptstädtischen Bahnhofsviertel liegt die Vermutung nahe, dass der Philosoph Norbert Campagna mit seiner Behauptung, der Einsatz privater Sicherheitsleute sei ein „Medienstunt“, recht hat. Laut Bürgermeisterin Lydie Polfer musste die Polizei zugeben, dass Festnahmen von Kleinkriminellen nicht viel nützen, weil es selten zu Strafverfolgungen durch die Staatsanwaltschaft, geschweige denn zu Verurteilungen kommt. Wenn die Polizei den Kleinganoven nichts anhaben kann, was sollen dann die Privaten ausrichten, die noch weniger Befugnisse haben? Die Dealer werden sich kaum von den Privatsheriffs einschüchtern lassen, allerhöchstens ihren Standort wechseln. Die Maßnahme wird vielleicht das subjektive Sicherheitsgefühl der Anwohner stärken, die Wurzel des Übels aber bestehen bleiben.

Das Drogenproblem lässt sich nicht durch eine massive Sicherheitspräsenz lösen. Sie wird den „Markt“ nur verlagern. Und dann beginnt das Spiel von neuem in anderen Vierteln: morgen in Bonneweg, übermorgen auf Howald, usw. Doch wollen wir eine Gesellschaft, wo an jeder Ecke ein Polizist steht? Wohl kaum. Es bleibt die Feststellung: Repression ist nutzlos. Seit Jahrzehnten wird ohne Erfolg, doch mit hohen Kosten überall auf der Welt versucht, das Drogenproblem auf repressive Art zu lösen. Auf den Philippinen z.B. geht der Präsident seit vier Jahren brutalst gegen den Drogenhandel vor. Trotz Tausender von Toten werden immer noch Drogen konsumiert und verkauft.

Die Antwort auf die Frage, warum das so ist, ist einfach. Der Drogenhandel funktioniert wie jeder andere Markt nach der einzigen Regel von Angebot und Nachfrage. Und der Konsum illegaler Drogen ist genauso wenig einzudämmen wie z.B. der Alkoholkonsum. Nur Träumer glauben noch an eine drogenfreie Gesellschaft.

Das Drogenproblem wird ohne radikales Umdenken nicht zu lösen sein. Das einzige Mittel, um in einer Marktwirtschaft einen Anbieter (Dealer) erfolgreich zu bekämpfen, ist, eine bessere Qualität zu einem niedrigeren Preis anzubieten. Die Freigabe aller Drogen (z.B. harte Drogen auf Rezept in der Apotheke, Cannabis im Tabakladen) ist die einzige Möglichkeit, Dealer von der Straße zu vertreiben. Ohne Kunden geht jedes Geschäft bankrott. Ein legaler Verkauf von Drogen nimmt dem organisierten Verbrechen zudem sein Haupteinkommen. Durch den folgenden Preissturz sind Konsumenten nicht mehr gezwungen, sich auf illegale Weise Geld zu verschaffen, ergo sinkt auch die Beschaffungskriminalität.

Es gibt bereits Beispiele im Ausland, an denen sich Luxemburg orientieren kann. In Portugal wurden im Jahr 2001 der Besitz und Konsum von Drogen entkriminalisiert. Das gilt bis zu einer Menge von 25 Gramm Cannabis, zehn Pillen LSD oder Ecstasy, zwei Gramm Kokain oder einem Gramm Heroin bzw. Crystal Meth. Wer beim Besitz dieser Drogen erwischt wird, begeht keine Straftat, sondern eine Ordnungswidrigkeit. Medienberichten zufolge ist das Konzept auch erfolgreich gegen Drogenkriminalität. Auch in den USA findet ein Umdenken statt. Als erster Bundesstaat wird Oregon Strafen für harte Drogen abschaffen. Warum also nicht auch Luxemburg?

J.C.Kemp
14. Dezember 2020 - 19.22

@Familljepapp: Das ist gefühlsdudeliger und zudem rechter Quatsch. Das 'gute' Elternhaus produzierte vom Massenmörder bis zum KZ-Aufseher über das ganze Spektrum. Auch aus 'schlechten' Elternhäusern kommen grosse Menschen.

Familljepapp
14. Dezember 2020 - 8.58

Wenn der Staat eine familienfreundliche Politik betreibt, dh Eltern die Möglichkeit gibt sich zeitlich und finanziell um ihre Kinder zu kümmern, dann ensteht kein Drogenproblem. Kein Jugendlicher kommt auf die schiefe Bahn wenn er ein gutes Elterhaus hatte.

harry
12. Dezember 2020 - 12.31

@j.scholer, gerettet scheint mir doch ein relatif subjektiver Begriff zu sein, persönlich kann ich sagen dass ich keine Rettung von meiner Sucht möchte, da ich meinen Kosum voll und ganz geniesse.

Sie würden mich also aus dem Gesundheits- un Sozialsystem auschliessen, dies obwohl ich seit 20 Jahren meine Steuern zahle, genauso wie meine Krankenkassen Beiträge... um eine Allgemeinheit zu schützen die wissentlich Ihre eigene Gesundheit verspielt auf verschiedenste Arten und Weisen...

J.Scholer
11. Dezember 2020 - 12.15

@Hary: Ein Süchtiger sieht nur die Strapazen einer Therapie , den Verzicht seiner Sucht und stellt die Zahlen der Therapieerfolge in den Fokus die ihm von Nutzen sind.Wird nur ein Süchtiger gerettet , ist dies ein Erfolg. Bei den Rückfälligen solchen die sich Therapien verwehren ist Hopfen und Malz verloren, sollte man sich überlegen sie aus Kostengründen der Folgen , Spätfolgen für die Allgemeinheit aus Gesundheits-, Sozialsystemen auszuschließen.

harry
11. Dezember 2020 - 11.22

@j.scholer, interssanter weise legen ihre beispiele nahe dass dies Strukturen nicht funktionieren.. da zumindest 2 ihrer beispiele, Canada und die USA freier und freier werden im umgang mit sogenannten drogen, allen voran Cannabis.
Deutschland schleicht auch vorsichtig vorwerts in diesem sinne..
Russland naja.. würde ich in egal welcher form nicht als parade beispiel ansehen..

Und da in diesen 4 Ländern auch solche Strukturen wenig bis gar keinen Einfluss auf das Konsum verhalten haben.. scheint ihr Argument nicht sehr standhaft..
mfg

de Prolet
10. Dezember 2020 - 19.43

Langer Rede, kurzer Sinn, ohne scharfe Repression kriegt man die Drogenkriminalität nicht in den Griff. Die Aussage " Leute in Ihrem Alter haben mit dem dämlichen Krieg gegen Drogen angefangen" ist eine Beleidigung , Respektlosigkeit und Frechheit. Da kann einer sehen wohin der Drogenkonsum führen kann.

Leila
10. Dezember 2020 - 13.01

Das Ei des Kolumbus! Was hindert die Gesetzgeber daran, Portugals Beispiel zu folgen? Es I S T die Lösung, nichts anderes!

J.Scholer
10. Dezember 2020 - 12.57

@ Ferdinand: Da ich eher zur Generation gehöre wo die Drogen im Trend der Mode konsumiert wurden , glaube ich nicht in ihr Raster einzuordnen einordnen zusein. Nun was die Kosten des Strafvollzuges angeht ,könnte ich auch argumentieren die Abhängigen unsere Gesundheits-,Sozialsystem extrem belasten. @ Harry: Was nun Konsumenten anbelangt habe ich nicht von Repression geschrieben, sondern Strukturen mit Regeln,Arbeit,Strenge....Der Fleckenbühler Hof in Deutschland ein Beispiel.Natürlich gibt es noch härtere Einrichtungen in den USA, Kanada oder auch Russland ( das Kloster Ploschtschanskaja Pustyn)

harry
10. Dezember 2020 - 12.30

Korrekt! Liberalisieren und Informieren und Eigenverantwortung beibringen!
Persönlich konsumiere ich bereits seit 24 Jahren Drogen, ohne das geringste Problem (Gesund, Fit, fester Job, 0 Schulden etc..) abgesehen von einigen kleinen Zusammentreffen mit der Repression sowie Schwarzmarktbedingten Qualitäts Schwankungen.

@J. scholer, hätten sie denn ein paar beispiele solcher Länder?
mir ist kein einziges bekannt das mit repression ein problem gelöst hätte.
Danke im voraus! :)

Ferdinand
10. Dezember 2020 - 12.26

@J.Scholer

"Das Drogenproblem lässt sich nur lösen ,man die Dealer mit harten Strafen ohne Bewährung bestraft."

Nein, dann müssen wir jedes Jahr ein neues Gefängnis bauen und unser Geld verplempern um die durchzufüttern während sie in einer Zelle fernsehen.

Die Drogen sind kein 'Problem', das Drogenverbot ist eins.
Leute in ihrem Alter haben mit dem dämlichen 'Krieg gegen Drogen' angefangen.

HTK
10. Dezember 2020 - 9.15

Die von der Womens Lib durchgesetzte Prohibition hat auch nicht funktionniert.Im Gegenteil ,sie hat damals viele Menschenleben gekostet. Erst durch die Liberalisierung des Alkoholkonsums wurde dieser Krieg gestoppt. Alkohol tötet zwar noch immer,aber auf Freiwilligenbasis resp. durch Unverstand.

J.Scholer
10. Dezember 2020 - 8.55

Das Drogenproblem lässt sich nur lösen ,man die Dealer mit harten Strafen ohne Bewährung bestraft.Die Konsumenten , in vielen Ländern mit Erfolg angewandt, in Strukturen einbindet , wo ein geregelter Ablauf des Tages mit Arbeit ,Therapie und strengen Regeln über unbestimmte Zeit das Maß ist. Dem Konsumenten sollte man klar machen nach dem Scheitern der Therapie , es keine zweite Chance geben wird.Das Umdenken , wie das Beispiel Oregon , scheint mir falsch, denn der Drogenkonsumenten auf Grund seiner labilen Einstellung nur durch Einhaltung von Regeln in die Gesellschaft zurückgeführt werden kann. Beim Dealer erübrigt dicht die Diskussion,nur die härte des Gesetzes zählt.