Bei Unsicherheit ist Zweifel wichtig. Er dient der Standortbestimmung. Die Kunst der Infragestellung sollte also nicht unterdrückt, sondern gefördert werden. Im Interesse einer mündigen Gesellschaft, damit die nicht auf jene hereinfällt, die die Unsicherheit der Menschen schamlos für ihre Zwecke ausnutzen wollen.
Zweifellos wird nicht genug gezweifelt. Oder falsch gezweifelt? Ja, es ist notwendig, skeptisch zu sein, zu bleiben und nicht alles an- und hinzunehmen, was irgendein(e) Frau oder Herr Wichtig im Brustton der Überzeugung von sich gibt.
Zweifel sollte hehre Absichten haben. Nämlich Unsicherheiten beseitigen, statt welche zu schaffen. Wer vorherrschende Meinungen oder bisher belegte Fakten einfach so, einer beliebigen Lust und Laune folgend, ablehnt, mag vordergründig vielleicht einen kritischen Geist zeigen, vielleicht ist es aber auch nicht mehr als billiges Pöbeln und dem Ziel nicht förderlich.
Noch schlimmer ist, wenn Zweifel bewusst missbraucht wird. Wenn er wie ein Gift eingesetzt wird, um zu verunsichern und zu spalten. Teilen und Herrschen ist ein uraltes Prinzip in Politik und Religion. Auch im Alltag scheint es einigen zu gefallen. Die Begeisterung für sogenannte „alternative Fakten“ ist mehr denn je in Mode. Und nein, sie sind nicht von einem US-Präsidenten erfunden worden, auch wenn der sie gerade auf die Spitze treibt und damit eine zweite Amtszeit ansteuert.
Geschickt bedient sich auch die Wirtschaft des Zweifels, um Unsicherheit zu schaffen. Mit dem Auftrag schickt sie seit Jahrzehnten ihre Lobbyisten los. Ausgestattet mit Milliarden und wissenschaftlichen Untersuchungsberichten, erzählen diese ihre Geschichte. Clever ist vor allem, dass sie es dabei vermeiden, der gegnerischen Seite ans Bein zu pinkeln. Sie behaupten einfach nur das Gegenteil, wieder und immer wieder, weichgespült und mit viel Werbebudget. Das hat Erfolg.
Dass die Rechnung jener, die in Politik, Wirtschaft oder im normalen Alltag Zweifel säen, oft aufgeht, liegt an einer immer komplexer erscheinenden Welt. Aber wohl auch an dem im Tun und Denken leicht zu Bequemlichkeit neigenden Mensch. Der springt nämlich nur allzu gerne auf vermeintlich einfache Botschaften und Antworten an. Eine Rolle spielt sicherlich auch, dass Junge wie Alte nach Individualität streben. Das Kollektiv ist öde. Also sucht man, so oft es geht, nach Unterscheidung und nimmt, auch wenn’s lächerlich scheint, irgendeinen Standpunkt ein. Hauptsache auffallen und anecken.
Sind Pestiziden immer schädlich? Ist Produkt XY besser? Haben Trump oder Putin recht oder verstehen einige sie nur falsch? Ist die Bundesrepublik Deutschland eine GmbH oder ein Staat? Sind Abtreibung oder Impfung prinzipiell richtig, die Atemschutzmaske notwendig, die Aufnahme von Flüchtlingen wichtig? Alles Fragen, bei denen Zweifel angebracht ist.
Um sie zumindest ansatzweise zu beantworten, braucht es vielleicht nur etwas Selbstzweifel? Damit man sich die Frage stellen kann, ob man lieber Teil der Lösung oder Teil des Problems ist? Zweifeln Sie ruhig!
@Günther,
wobei der Zweifel ein gutes Mittel gegen die Ignoranz ist denn wer alles schluckt der glaubt nur zu wissen.
Ignoranz sollte man nicht mit Zweifeln verwechseln.
Aufgeklärte Köpfe raten uns immer alles in Frage zu stellen und Nachforschungen anzustellen. Nach dem Motto:"Wer nichts weiß muss alles glauben" raten uns die Sciencebusters-Truppe eben genau das. Zweifeln und Informationen sammeln um sich eine Meinung zu bilden. Solche Einstellung hätte schon viel Unheil verhindert unter anderem die leidlichen Resultate religiöser Indoktrination.Aber das gilt für alle Lebensbereiche.
Wer zweifelt hat keine feste Meinung und schwänzelt unterwürfig ,feige der den Ton angebenden Zeitgenossen hinterher. Nur nicht auffallen, still halten und nicht gegen den Strom schwimmen .
Zweifeln Sie ruhig
Sehr verehrter Herr Goetz
selbst wenn man Zweifelt fragt man sich nach einiger Zeit ob diese Zweifel berechtigt sind, wie auch immer manchmal ist es zum verzweifeln.
In diesem Sinne ein zweifellos schönes Wochenende.