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EditorialPartielle Quarantäne war eigentlich nicht vorgesehen

Editorial / Partielle Quarantäne war eigentlich nicht vorgesehen
Wenn sich ein Schüler innerhalb einer Klasse infiziert, dann befindet sich diese Klasse im Szenario 1 des Maßnahmenkatalogs. Bis zur „Rentrée“ war für diesen Fall eigentlich keine Quarantäne vorgesehen. Danach hat sich dies geändert: Eine Ausnahmeregelung setzt Schüler und Lehrer nun in eine partielle Quarantäne. Eine neue Maßnahme, die bei Akteuren und Instanzen viel Kopfzerbrechen ausgelöst hat. Foto: dpa/Sven Hoppe

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Wir haben ein Problem. Zur neuen „Rentrée“ hat Bildungsminister Claude Meisch mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation versprochen. Man habe aus der Zeit des Lockdowns und jener danach gelernt. Die partielle Quarantäne, in welche Lehrer und Schüler nun gesetzt werden können, zeigt allerdings, dass sowohl die Instanzen als auch die einzelnen Akteure nicht mehr wirklich durchblicken. Transparenz und gute Kommunikation sehen anders aus.

Bei der partiellen Quarantäne handelt es sich um eine Ausnahmeregelung, die anhand einer Einigung zwischen Bildungs- und Gesundheitsministerium ausgesprochen werden kann. Lehrer und Schüler gehen weiterhin in die Schule, müssen dort strengere sanitäre Maßnahmen beachten und stehen die restliche Zeit – also in ihrer Freizeit – unter Quarantäne. Sie dürfen außer für den Unterricht nicht ihr Haus verlassen.

Im Stufenmodell, welches das Bildungsministerium am 4. September vorgestellt hat, war zu diesem Zeitpunkt keine partielle Quarantäne vorgesehen. Im Infobrief, der vor der „Rentrée“ an die Lehrer geschickt wurde, stand explizit, dass in Szenario 1, wenn ein Kind innerhalb einer Klasse positiv getestet wird, „im Prinzip keine Quarantäne ausgesprochen wird“. Das Gleiche stand in den FAQ auf der Seite des Bildungsministeriums. Später wurde ebendieser Satz entfernt. Wieso wurde dies geändert?

Tatsächlich war bei der Vorstellung der neuen sanitären Regeln am 4. September keine Quarantäne für Szenario 1 vorgesehen. Dies hat das Bildungsministerium auf Tageblatt-Nachfrage bestätigt. Zusammen mit der „Santé“ habe man damals festgehalten, dass Lehrer und Schüler im Szenario 1 weiter in die Schule gehen sollten, weil die sanitäre Situation dies erlaube. Weiter sagt das Bildungsministerium, dass diese Entscheidung auf Basis der Feststellung getroffen wurde, dass das Infektionsrisiko an den Schulen bis dahin als sehr gering eingestuft wurde. Somit könne das Recht auf Bildung weiter garantiert werden.

Heißt das nun, dass das Infektionsrisiko an Schulen nicht mehr, wie noch am 4. September, als sehr gering eingestuft wird? Diese Frage könnte man logischerweise aus der Antwort des Ministeriums ableiten. Das würde dann auch die neue Ausnahmeregelung der partiellen Quarantäne erklären. Davor war keine Quarantäne vorgesehen, nur strengere sanitäre Maßnahmen während der Schulzeit. Bei der jetzigen partiellen Quarantäne kommt noch der Hausarrest dazu.

Diese Regelung ist auf viel Unverständnis gestoßen. Bei einem ersten positiven Coronafall an einer Grundschule, bei dem die ganzen Mechanismen während eines Wochenendes in Gang gebracht werden mussten, ging so einiges schief (siehe T vom Mittwoch). Niemand wusste so recht, was zu tun sei. Wer muss wen anrufen? Wer sollte wem welche Daten zuschicken? Präzise Vorgaben, was in welchem Fall wann, wie und von wem gemacht werden soll, fehlten gänzlich. Es werden noch weitere positive Fälle an den Schulen auftauchen. Irgendwann wird auch jeder wissen, was zu tun ist. Doch hätte dies eigentlich von Anfang an klar geregelt sein sollen. Aber nicht nur präzise Vorgaben sind wichtig, auch deren Kommunikation. Den Akteuren „um Terrain“ muss man diese auf verständliche Weise mitteilen.

Zu Recht haben in den vergangenen Tagen die Gewerkschaften SEW/OGBL und Feduse genau dies gefordert. Dass es ein Problem gibt, ist nun auch Gesundheitsministerin Paulette Lenert zu Ohren gekommen, wie sie am Mittwoch vor versammelter Presse zugab. Da es sich bei der partiellen Quarantäne in den Schulen jeweils um individuelle Fälle handele, werde man diese nun einzeln überprüfen und sich die nötige Zeit nehmen, diese zu analysieren, so Lenert. Es sei wichtig, dass die Maßnahmen der partiellen Quarantäne richtig verstanden und angewandt würden. Sollten neue Entscheidungen oder Anpassungen nötig werden, dann werde das auch passieren.

Statt von Anfang an auf präzise Vorgaben, Transparenz und gute Kommunikation zu setzen, wird nun im Nachhinein festgestellt, was schiefgelaufen ist – um es dann wieder geradezubiegen.

Tarchamps
24. September 2020 - 13.34

Genau, so wie 'ein bisschen schwanger' in der Natur nicht vorgesehen ist.