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EditorialDie Entwicklung des Luxemburger Landes am Beispiel Kufa

Editorial / Die Entwicklung des Luxemburger Landes am Beispiel Kufa
Die Kulturfabrik im Juni 2020 Foto: Emile Hengen

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Nein, wir werden an dieser Stelle nicht feierlich die „Heemecht“ anstimmen und auch nicht die rot-weiß-blaue Flagge hissen, ein kurzer Blick auf Luxemburg und seine Entwicklung ist am Vorabend von Nationalfeiertag aber erlaubt und sicher nicht falsch. 

Dieser Tage erlebten wir einen emotionalen Generationenwechsel, der doch vieles über unser Land und seine Entwicklung während der letzten Jahrzehnte aussagt. Und mit „unser“ sind selbstredend alle italienieschen, portugiesischen, französischen, belgischen, ja selbst deutschen, alle „schwarzen“, „weißen“, „gelben“ Freunde gemeint, die im Großherzogtum leben und das bilden, was heute, unabhängig vom Pass, als Nation verstanden werden sollte.

Ein Blick zurück: 1980 wurde das altehrwürdige Escher Schlachthaus in seiner primären Funktion stillgelegt. Nur noch einige Schinken von Metzger Werdel „solperen“ in den Anlagen an der Luxemburger Straße vor sich hin, als der junge Hochschullehrer Ed. Maroldt die Stätte mit ihrem damals noch maroden Charme entdeckt und dort mit seinen Schülern ein Theaterstück probt. Der kulturbegeisterte Nachwuchs lässt sich von da an nicht mehr aus den Gemäuern vertreiben. Ab 1982 bauen die jungen Schauspieler zusammen mit anderen als „Theater GmbH die bestehenden Räumlichkeiten in Probe- und Aufführungssäle um, arbeiten sich Salzsäure-gerüstet an der Entfernung des seit Jahrzehnten eingetrockneten Rinder- und Schweinebluts ab und räumen tonnenweise Stahlkäfige und Unrat weg. Schnell wird klar, dass ein Ort, an dem eine andere Kultur als die offizielle lebt, dringend gebraucht wird, und das „Schluechthaus“ zieht Kreative an wie der Gestank der toten Tiere einst die Mücken. Die Galerie Terres Rouges entsteht, Musiker richten sich Probesäle ein. 1983 wird die Vereinigung Kulturfabrik gegründet, die sich u.a. mit einer Straßenblockade und weiteren ebenso spektakulären wie illegalen Aktionen gegen ein schon fest beschlossenes Projekt zum Bau einer Tankstelle wehrt und dieses schlussendlich verhindern kann. Ende 1996 wird eine Konvention zwischen Staat, Gemeinde und Kulturfabrik unterschrieben und Ende 1998 wird das Kulturzentrum Kulturfabrik offiziell eröffnet. 

Allerdings nicht ohne weiterhin Gegner, ja Feinde zu haben. Während des intensiv und aggressiv geführten Wahlkampfs um das Escher Rathaus 1999 (den die CSV erstmals knapp vor der LSAP gewinnt) machten die Schwarzen die Kleinbürger störende Kulturstätte zum Thema und ihr damaliger Spitzenkandidat Ady Jung prägte die Bezeichnung „Ratelach“ für das alte Schlachthaus. Neuwahlen Anfang 2000 verlor die CSV. Abgesichert durch eine Konvention mit Staat und Gemeinde konnte sich die junge Kulturstätte weiterentwickeln und ist heute in Esch und weit darüber hinaus eine feste Größe.

Am Donnerstag zogen sich einige der Schüler von 1980-82 aus dem Verwaltungsrat der Kufa zurück: 40 Jahre würden reichen, so Präsident Michel Clees und auch sein Vize Christian Kmiotek wollte einen Generationenwechsel. Dass es die Kulturfabrik überhaupt geben konnte, so Clees, habe an der Bereitschaft gelegen, kompromisslosen Einsatz für ein Ziel zu zeigen, bereit zu sein, sich Gehör zu verschaffen, zu demonstrieren, Aktionen durchzuführen.

Ein also noch vor einem knappen Vierteljahrhundert gefährdetes alternatives und linkes Kulturprojekt ist ein fester Bestandteil der Stadt geworden, das von Politik und Bürgern gleichermaßen unterstützt wird. Knapp 50 Menschen aus vielen Ursprungsländern haben hier Arbeit gefunden und sind ein schönes Beispiel dafür, was Luxemburg heute ausmacht und sowohl kulturell als auch politisch schnell vorangebracht hat sowie eine Öffnung auf die Welt erlaubte, die sich lange mehr oder weniger spurlos am Großherzogtum vorbeientwickelte. Schneller als dies noch vor 25 Jahren vorstellbar war.

Das Letzte übrigens, was von Ady Jung und seinen Hasstiraden gegen die Kulturfabrik in ganz Esch übrig geblieben ist, ist die Bezeichnung des Kufa-Cafés: Das „Ratelach“ wird auch an Nationalfeiertag geöffnet sein …   

Jerry Scholer
22. Juni 2020 - 10.45

D‘Kulturfabrik wir an den Grennerjoeren en Stéck „Antigesellschaft „an huet sech géint all Unpassung un den etabléierten System gewiert. Haut ass se en Deel vun desem etabléierten Kulturbusiness gin, hieren Flair fort .