Das Zusammenwirken von Mensch und Technik hat im Bereich der Musik längst nichts Schockierendes mehr – spätestens seit dem Aufkommen von Synthesizern, Effektgeräten und Drum-Machines steht die Technik im Gegensatz für eine Ausweitung der Klangwelten, die Künstler schaffen können. AIVA trägt die Entwicklung jedoch einen Schritt weiter – und ersetzt den menschlichen Komponisten durch ein Programm. Mittels neuronaler Netzwerke durchsucht die Software eine Vielzahl eingespeister Werke nach Mustern und leitet mathematische Regeln ab, wie ein symphonisches Werk aufzubauen ist.
Nachdem die Komposition „Opus 23“ bereits 2017 – nicht ohne Protest – am Luxemburger Nationalfeiertag im Vorprogramm der Festlichkeiten aufgeführt wurde, hat AIVA einiges an Fahrt aufgenommen. Bei einem TED Talk 2018 verriet der CEO, Pierre Barreau, einen der großen Pläne für die Zukunft: die Möglichkeit, Menschen mit ihrem persönlichen, auf sie zugeschnittenen Soundtrack zu beglücken.
Die Konkurrenz in dem Bereich schläft nicht: Mit der App Endel gibt es bereits die Plattform eines Berliner Start-ups, die ebenfalls individualisierte Soundtracks anbietet, basierend auf biometrischen Einflüssen wie Herzschlag oder Bewegung. Aber auch externe Parameter bindet Endel ein: die Tageszeit, das Wetter, die Jahreszeit, den Wochentag oder die Termine im Kalender auf dem Smartphone. Endel hat bereits einen Major-Label-Vertrag mit Warner Music in der Tasche und mehrere finanzkräftige Investoren wie den Amazon Alexa Fund oder die japanische Avex-Gruppe.
Aiva – 1hour music collection
AIVA (Artificial Intelligence Virtual Artist) is an AI composing soundtrack music: https://www.aiva.ai/ 00:00 – Opening Jingle 00:19 – Op. 24 «I am AI» 03:24…
Vor dem Hintergrund ist es sinnvoll von AIVA, sich nun an NetEase anzulehnen: Der chinesische Internetgigant betreibt mit music.163.com das fernöstliche Äquivalent zu Spotify und tritt auch als Spieleentwickler auf – Barreau seinerseits hat als erklärtes Ziel angegeben, immersive Soundtracks für Videospiele zu generieren, die sich je nach Situation und Verlauf des Spiels weiterentwickeln. Die 1,5 Millionen Euro, die AIVA nun am 6. Juni eingesammelt hat, sind vor dem Hintergrund als strategische Investition des Konzerns zu sehen und erlauben dem Luxemburger Unternehmen eine Positionierung auf dem internationalen Markt.
Zu Demaart
" erlauben dem Luxemburger Unternehmen eine Positionierung auf dem internationalen Markt." Wer sagt das? Wer glaubt das? Wer sind die Barreau's?