Falls es noch eines Beweises bedurft hätte, so hat die Dokumentation der ARD-Dopingredaktion in Zusammenarbeit mit dem Rechercheverbund correctiv.org ihn erbracht: Der Konsum von Schmerzmitteln im Fußball ist ein Problem, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich. Dabei ist nicht unbedingt die Tatsache, dass Schmerzmittel im Fußball weit verbreitet sind, so überraschend, sondern vielmehr das Ausmaß und die Selbstverständlichkeit, mit der auf „Painkillers“ zurückgegriffen wird.
Die Recherche beschränkt sich zwar auf den Fußball in Deutschland, doch der Konsum von Schmerzmitteln betrifft nicht nur den gesamten Sport. 2009 wurden 1.024 Teilnehmer des Bonn-Marathons befragt und 60 Prozent gaben an, schon vor dem Start auf Schmerzmittel zurückgegriffen zu haben. Wenn man schon monatelang für ein solches Event trainiert, dann soll dies nicht durch ein Zwicken in der Wade oder einen stechenden Schmerz im Knie zunichtegemacht werden. An mögliche schwerwiegende Folgeschäden denken wohl nur die wenigsten, wenn sie am Start stehen.
Wirklich überraschend ist dieses Ergebnis aus dem Breitensport nicht. Wie in so vielen Bereichen ist der Sport auch hier bloß ein Spiegelbild der Gesellschaft. Auch im Alltag greifen viele schnell mal zur Pille, um leistungsfähig zu sein oder zu bleiben. In Deutschland zum Beispiel sind einer Studie zufolge rund zwei Millionen Menschen abhängig von Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln. Welche schwerwiegenden Nebenwirkungen solche Alltags-Medikamente haben können, wenn sie leichtfertig eingenommen werden, dessen sind sich nur die wenigsten bewusst.
Es ist ein Problem, das in einer leistungsorientierten Gesellschaft nicht aus der Welt zu schaffen ist. Vor allem weil Menschen oft alles andere als rational handeln. Sogar wenn sich die Menschen der Risiken bewusst sind, heißt das noch lange nicht, dass sie auf die Einnahme verzichten würden. Wenn dem so wäre, dann würde niemand mehr rauchen, Alkohol trinken oder andere Drogen nehmen. Trotzdem kann das Problem durch Aufklärung und Präventionsarbeit wenigstens eingedämmt werden. Der Griff zu Schmerzmitteln sollte eine bewusste Entscheidung sein, bei der man sich sowohl über die Wirkung wie auch über mögliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen im Klaren ist.
Ohnehin würde es nicht schaden, wenn das Bewusstsein für den eigenen Körper zunehmen würde. Schmerz ist schließlich nichts anderes als ein Warnsignal des Körpers, dass etwas nicht stimmt. Nimmt man bereits prophylaktisch Schmerzmittel, so nimmt man diese Warnsignale nicht mehr wahr und überfordert den eigenen Körper. Das Hören auf den eigenen Körper sollte bereits im Kindesalter gefördert werden. Dies ist ein Grund, wieso der Sportunterricht in der Schule von großer Bedeutung ist. Ein Bewusstsein für den Umgang mit Schmerzmitteln herbeizuführen, wird nicht von heute auf morgen funktionieren. Dafür ist der Griff zur Tablette in den vergangenen Jahrzehnten zu alltäglich geworden.
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