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EditorialMesser auf die Brust: Paulette Lenert und das Corona-Krankenhaus

Editorial / Messer auf die Brust: Paulette Lenert und das Corona-Krankenhaus
Paulette Lenert kann auch anders: Hinter den Kulissen verhandelt die vergötterte Gesundheitsministerin knallhart Foto: Editpress/Alain Rischard

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Zwei Monate lang war sie die Schutzpatronin gegen die Seuche, eine Heilige im Kampf gegen das Virus, das beruhigende Gewissen der Nation: Paulette Lenert. Verängstigte und orientierungslose Menschen lasen ihr mit religiösem Eifer jedes Wort von den Lippen ab. Nie wieder würde man das Leid der Märtyrer in den Krankenhäusern vergessen. Nie wieder würde man Lohnverhandlungen müde belächeln. Versprochen. Selbstlos schritten ihre Jünger auf die Balkons, klatschten, fluchten und riefen: „Dat ka jo net sinn. Wou sinn eis Masken? A wat déi elo kaschten!“ Tag für Tag entdeckten sie ein fremdes Wesen, den Kapitalismus, mit seinen freien Märkten, der ihnen immer noch tolle Päckchen vor die Tür lieferte, leider aber keine Masken und kein Desinfektionsmittel mehr. Nein, nie wieder würden sie zulassen, dass diese neoliberale Bestie, die ihre „Paulette Nationale“ bekämpfte, sie jemals wieder angreifen würde.

Mehrere Exit-Phasen später, volle Terrassen und freiheitsliebende Menschen, so weit das Auge reicht: Co-ro-was? Die Lerneffekte sind überschaubar, das Geleistete vergessen – und die Bestie derart quicklebendig, dass Paulette Lenert ihr das Messer auf die Brust setzen muss. Ihr Ziel: dass die Krankenhäuser endlich zentralisiert, koordiniert und strukturiert zusammenarbeiten. Was sie zu Beginn der Krise zähneknirschend durchblicken ließ, setzt die Gesundheitsministerin inzwischen hinter den Kulissen um. Damit nicht ganz Luxemburg mobilisiert werden muss, um Masken und Schutzkleidung auf einer chinesischen Website zu bestellen, will Lenert das Gesundheitswesen krisenfest machen.

Seit Wochen hat sie Tageblatt-Informationen zufolge alles, was Rang und Namen im Gesundheitssektor hat, getroffen: Die chaotischen Zustände des enthemmt individualisierten Systems sollen beendet werden. Ihr Plan: die Schaffung eines Logistikzentrums und eines Pandemie-Lazaretts, des sogenannten „Corona-Krankenhauses“. Wie komplex dieses Vorhaben ist, wie viele Interessen dabei kollidieren und wie viel taktisches Geschick es braucht, um am längeren Hebel zu sitzen, zeigt sich an den Äußerungen der verschiedenen Interessenvertreter. Lenerts Idee wird prinzipiell von niemandem abgelehnt – allerdings ist sie mit logistischen, sicherheitspolitischen, gewerkschaftlichen, medizinischen und ökonomischen Forderungen konfrontiert. Die Gesundheitsministerin hat aber scheinbar unter dem Eindruck der Corona-Krise ihre Entscheidung getroffen. Denn ihr Ultimatum an die Krankenhaus-Präsidenten ist mehr als deutlich: Macht mit, sonst wird das Ganze von der öffentlichen Hand übernommen oder an einen privaten Anbieter outgesourct! Die angedrohte Entmachtung hat gewirkt: Die Krankenhaus-Präsidenten unterstützen Lenert. Im Alleingang.

Dass die kritischen Gegenstimmen auf offene Fragen in Lenerts Plänen hinweisen, ist demnach nachvollziehbar. Was man jedoch bei aller berechtigten Kritik nicht vergessen sollte: Luxemburg ist bislang mit einem blauen Auge davongekommen, die Pandemie längst nicht überstanden – und die nächste Krise nur eine Frage der Zeit. Will man immer wieder die Rockhal im Eiltempo zweckentfremden, Masken auf Alibaba.com bestellen und so lange mit Müllsäcken als Schutzkleidung im Krankenhaus arbeiten, bis die Bestie gnädigerweise Material ausspuckt?

Nomi
31. Mai 2020 - 13.41

E Corina Spidool : Waat ee Bloedsinn.

Equippementer bei der Armei', fir dass domadder an kurzer Zeit 1-4 Feldspidooler kennen obgebaut ginn, so'u wei' mer elo gemeet hun , JO !!

Victor
30. Mai 2020 - 17.36

@H.Horst

"Höchste Zeit die zwischenzeitlich beerdigten Pläne eines Militärhospitals zu realisieren. Auf den Satelliten könnte man zugu sten dieses Hospitals und einer Sanitätskompanie verzichten."

Satelliten bringen Geld, eingemottete Hospitäler kosten bloß Geld.

Sophia
30. Mai 2020 - 17.30

@J.Scholer

"Auf den Notfall vorbereitet sein , trifft er nicht ein umso besser. Wir Luxemburger haben soviel unsinnige Projekte finanziert, doch den Zivilschutz, die Vorsorge für eventuelle Katastrophen ist dem Sparzwang unterlegen. Der einheimische Spaß- und Konsumvogel ist Verdränger in Punkto Katastrophen, Kriege,…"

Mmm, ich kann mich aber erinnern, dass Sie immer gegen Militär, halbe Schiffe, Flugzeuge und Satelliten hier gestänkert haben.

H.Horst
29. Mai 2020 - 19.42

Höchste Zeit die zwischenzeitlich beerdigten Pläne eines Militärhospitals zu realisieren. Auf den Satelliten könnte man zugu sten dieses Hospitals und einer Sanitätskompanie verzichten. Das wäre ein Zugewinn den man auch im Rahmen der EU und NATO einbringen könnte.

Claire
29. Mai 2020 - 13.10

@J.Scholer

"Auf den Notfall vorbereitet sein , trifft er nicht ein umso besser. Wir Luxemburger haben soviel unsinnige Projekte finanziert,"

Amplaz Héichuewen a soss Idiotien ënnert Denkmalschutz ze stellen, déi fir Milliounen renovéiert a beliicht ginn an déi ni méi ee wäert bekucke, wa bis dee leschte Schmelzaarbechter gestuerwen ass, hätte mer besser mir géifen sou e Pandemie-Spidol kréien a Bunkere voller Material drënner, déi natierlech och musse vun Zäit zu Zäit erneiert ginn an déi bestoend Saachen an deenen anere Spideeler verbraucht ginn.

Lully
29. Mai 2020 - 12.21

dat ass ee Commentaire mat Peffer dran
d'Läit sichen êmmer no iirgendengem Heiland oder iirgend een Objet wou se vergötteren
et ass jo ze verstoén, d'Kiirche waren zou, da muss een Ersatz hiir
wann ee bedenkt wat esou een hellegen Virus ka färdeg brengen
Alles gêt op d'Kopp gehéit, et gêlle keng Gesetzer méi, wéingst dem Virus gêt Alles wat nach iirgenwéi standfest war gekillt
d'Mênscherechter läien op Äis
ee Pandemie-Gesetz gêt vun Haut op Muer erschaaft
ee Pandemie-Spidol muss elo hiir asw
ma wat kênne mêr frou sen dat Alles esou gud velaaf ass an nach weider esou ka gud fonktionnéieren
Alles super, Chapeau
Lully

Nomi
29. Mai 2020 - 10.24

Waat notzt et engem ze Iwerliewen an engem Bunker well et ass just e Kredit ob Zeit.
Egal wei', mir mussen all irgendwand am Holzkostuem goen !

Firwaat gett dem Mensch angetriechtert, datt heen net duerf Krank gin ! Mat natierlecher Liewensweis gett ee net krank !

TNT
29. Mai 2020 - 10.20

Will man immer wieder die Rockhal im Eiltempo zweckentfremden, Masken auf Alibaba.com bestellen und so lange mit Müllsäcken als Schutzkleidung im Krankenhaus arbeiten, bis die Bestie gnädigerweise Material ausspuckt?
Na wer hat denn die Pointe verpennt. Als Anfang Februar die Sache in Italien losging, nahm keiner die Nummer ernst. Remember 1DIOC1. Von den Volkszertretern kaum zu sprechen....
Und was den einheimischen Spass und Konsumvogel angeht, das stimmt, da sind wir keine Insel, den gibts nämlich WELTWEIT und durchgängig in jeder GENERATION.
Und wollen wir dem Schwitzer HeidiundderGrossvater Beispiel folgen, und jedes Haus mit einem Bunker verzieren?
Nunja, einbunkern kann sich jeder, e puer Zillen, Beton an faerdeg ass de Lack.
Aber wer ist die Bestie? China? Südkorea? Echt jetzt?
Aber solange Krankenhäuser Profit und Gewinn-orentiert sind, wird das nix

J.Scholer
29. Mai 2020 - 8.05

Auf den Notfall vorbereitet sein , trifft er nicht ein umso besser. Wir Luxemburger haben soviel unsinnige Projekte finanziert, doch den Zivilschutz, die Vorsorge für eventuelle Katastrophen ist dem Sparzwang unterlegen. Der einheimische Spaß- und Konsumvogel ist Verdränger in Punkto Katastrophen, Kriege,...Luxemburg ist keine Insel. Auch in Punkto Schutzräume , sogenannte Bunker gab es bisher nicht in den Vorstellungen unserer Gesellschaft. Wie schnell die Situation sich ändern kann , hat diese Pandemie aufgezeigt und auch Kriege sind keine Dinge des Unmöglichen.