Bürgermeister Gilles Roth (CSV) wies am Dienstag bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs für das kommende Jahr darauf hin, dass die Gemeinde im Notfall auf ein stabiles Polster zurückgreifen könne. Man habe genügend Mittel, um sämtliche in der Schöffenratserklärung aufgeführten Projekte umzusetzen. Die Eigenfinanzierungskapazität liege bei rund 15 Millionen Euro im Jahr.
Dazu kämen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer und die Finanzreserven. Auch die staatliche Zuwendung aus dem “Pacte logement” sei wichtig, sagte Roth. Die Schuldenlast von Mamer sinke, sie liege momentan bei 27,54 Millionen Euro. Die Gemeinde zahle jährlich 2,8 Millionen zurück. Auch die Zinslast sei gering. Auf 8,6 Millionen an Schulden bekäme man sogar Negativzinsen (Zinsen, die ein Gläubiger an den Schuldner entrichtet, Anm. d. Red.), ergänzte der Bürgermeister. Für nächstes Jahr sei auf jeden Fall keine Kreditaufnahme geplant.
Modernes Ambiente in altem Gemäuer
Bei den Bauvorhaben setzen die Gemeindeverantwortlichen auf das Motto „Modernes Ambiente in altem Gemäuer“. Nach 18 Jahren bekommt das Mamer Schloss endlich ein Facelifting: Festsaal, Sitzungsraum für den Gemeinderat und „Bergerie“ werden umgebaut und den neuesten technischen Vorgaben angepasst. Die Arbeiten beginnen im Januar 2020. Ab dann wird der Gemeinderat seine Sitzungen in dem großen Versammlungssaal der „Kinneksbond“-Schule in Mamer abhalten.
Auf dem Areal des “Kinneksbond” selbst tut sich auch etwas. Eine Musikschule und ein Schwimmbad sollen dort entstehen. Beide Projekte kosten über 40 Millionen Euro. Die Bauzeit beträgt rund 30 Monate.
Der “Wëlle Bau” im Zentrum von Mamer wird ebenfalls für etwa 5 Millionen Euro renoviert. In dem alten Gemäuer werden ein Restaurant und ein Festsaal Platz finden. Im nächsten Jahr beginnen darüber hinaus die Ausbauarbeiten am Chalet der Pfadfinder-Gruppe “Mamer Wiselen”.
Holzem und Capellen
Aber nicht nur in Mamer wird fleißig renoviert, restauriert, erweitert und umgebaut. Der Dorfkern von Holzem soll ein neues Gesicht bekommen. Zum einen wird der Festsaal modernisiert und vergrößert werden. Zum anderen sind ebenfalls eine Neugestaltung der place de la Résistance, des Anwesens “Jacqué” und der ehemaligen Schule sowie eine Erneuerung der Fassade der Kirche und Instandsetzungsarbeiten am Friedhof vorgesehen. Das Vereinslokal soll künftig für Lagerzwecke genutzt werden. Die Arbeiten hierfür beginnen nächstes Jahr.
Der größte Ort der Gemeinde ist Capellen. Bis Ostern sei der Ausbau der Tennishalle abgeschlossen, meint der Bürgermeister. Der gesamte Sport- und Freizeitpark werde aufgewertet. Der “Comice agricole” wird indes einer Modernisierung unterzogen, die Sanitäranlagen im Kulturzentrum werden ersetzt. Außerdem werden die Wege zum Friedhof mit neuen Pflastersteinen versehen und ein neues Leichenschauhaus kommt hinzu.
Lebendige Gemeinde
Ein ehrgeiziges Programm, fasste Roth zusammen. Daneben werde man aber den Unterhalt der bestehenden Infrastruktur nicht vernachlässigen. Der “Parc d’activités op der Cap“ bekommt einen neuen Straßenbelag. Die Bürgersteige im oberen Teil der Ortschaft werden erneuert. In Mamer stehen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der rue Kirpach, rue du Commerce und route de Holzem an. “Die Kläranlage muss ausgebaut werden”, unterstrich der Bürgermeister. Hierfür wurden für die kommenden Jahre insgesamt 20 Millionen Euro veranschlagt.
Es gehe aber nicht nur um die Infrastruktur. Eine Gemeinde benötige „eine Seele“, betonte der erste Bürger von Mamer. Verschiedene Maßnahmen sollen das Vereinsleben dynamisieren. Öffentliche Plätze, Animationen, Festivals usw. sollen die Einwohner zusammenbringen. In diesem Zusammenhang müsse auch die Schaffung des „Service à l’égalité et à l’inclusion“ gesehen werden. Die Abteilung ist im Josy-Barthel-Haus untergebracht. Auch die „Fête de l’inclusion“ soll im nächsten Jahr wieder stattfinden. Die Zuschüsse für die örtlichen Vereine steigen derweil um satte 20 Prozent.
Mehr Gemeindemitarbeiter
Mamer setzt des Weiteren auf Nachhaltigkeit. In diesem Jahr wurde ein Diplomingenieur eingestellt, der sich vorrangig um Mobilitäts- und Umweltfragen kümmert. Im Haushalt sind 500.000 Euro für Klimamaßnahmen vorgesehen. In diesem Rahmen hat die Gemeinde am Dienstag auch eine Resolution des Klimapaktes angenommen. Darin wird die Existenz der Klimakrise offiziell anerkannt und die Gemeinde verpflichtet sich, sich durch gezielte Maßnahmen aktiv am Kampf zu beteiligen. Dazu gehören der Verzicht auf Plastik, das Ersetzen der „klassischen Beleuchtung“ durch LED-Lichter, die konsequente Förderung der Mülltrennung, der erneuerbaren Energiequellen und der sanften Mobilität.
Mamer wächst. Um die Gemeinde, die im kommenden Jahr die 10.000-Einwohner-Grenze überschreiten wird, auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, wird in Sachen Gemeindepersonal aufgestockt. Die Zahl der Angestellten dürfte dann die 100er-Marke überschreiten. Die Haushaltsvorlage für 2020 wird am 13. Dezember im Gemeinderat diskutiert.
Nein zur Spekulation
“Mamer wird sich nicht zum Handlanger der Immobilienspekulation machen”, ärgerte sich Bürgermeister Gilles Roth. Die Grundstücksspekulation sei jedoch in der Gemeinde eine triste Realität. Das würden mehrere Beispiele beweisen. Deshalb werde man demnächst ein Exempel statuieren und einfach ein Gelände, das zu Spekulationszwecken brach liegengelassen wird, wieder neu einstufen – auch wenn dies eine lange Gerichtsprozedur zur Folge hat.
Zahlen
Ordentlicher Haushalt:
Einnahmen: 45,031 Millionen Euro
Ausgaben: 30,974 Millionen Euro
Gewinn: 14,056 Millionen Euro
Gewinn 2019: 6,719 Millionen Euro
Gewinn 2019 und 2020: 20,776 Millionen Euro
Außerordentlicher Haushalt:
Einnahmen: 2,813 Millionen Euro
Ausgaben: 22,298 Millionen Euro
Verlust: 19,485 Millionen Euro
Bilanz: Gewinn von 1,290 Millionen Euro
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