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„A wat ass da mat …?“ – Zu den Ursachen der Verrohung politischer Kultur

„A wat ass da mat …?“ – Zu den Ursachen der Verrohung politischer Kultur
30092019, Luxembourg,-Kirchberg, Ministère de l'Environnement, du Climat et du Développement durable, 4, place de l'Europe, Point presse par la Ministre Carole Dieschbourg au ministère de l'environnement concernant affaire Roberto Traversini, dgàd: Luc Zwank, Mike Wagner, Carole Dieschbourg, Michel Leytem, © Editpress/Fabrizio Pizzolante

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„Jo, mee d’CSV ass net besser.“ „Et geet hir nëmmen dorëms, déi Gréng futtizemaachen.“ „D’Dräierkoalitioun soll destabiliséiert ginn.“

Die letzten Tage und Wochen haben tief in Luxemburgs (politische) Seele blicken lassen. Was dabei am deutlichsten auffällt: die nervtötende Verwendung des sogenannten „Whataboutism“. Auf ernst zu nehmende Vorwürfe wird platt mit Gegenvorwürfen reagiert. „Hu mir soss keng Problemer?“ „Jo, mee d’CSV huet genee esou vill Mëscht gebaut.“ Nun stimmt es, dass die konservative Oppositionspartei die Grünen nicht mit Samthandschuhen anfasst. Und es stimmt ebenfalls, dass sich die CSV nicht zu sehr in der Rolle des noblen Ritters gefallen sollte. Aber werden potenzielle Missstände durch diese Art von Argumentation bekämpft?

Eher nicht. Selbst wenn die Gegenvorwürfe, wie im Fall der CSV, sachlich richtig und angebracht sind, erfüllen sie nur einen Zweck: dem politischen Gegner den Mund zu stopfen, Themenwechsel herbeizuzwingen und von eigenen Fehlern abzulenken. Dies gilt sowohl für Politiker als auch für ihre Sympathisanten und Wähler. Wer sich solcher Totschlagargumente bedient, will die Wahrheit gar nicht erfahren. Selbst wenn die CSV im Zuge dieser Wahrheitssuche am Ende den Kürzeren ziehen könnte: Es scheint die „Jo, mee“-Fraktion gar nicht zu interessieren, was an den Vorwürfen der Opposition stimmt und wobei es sich nur um billige Polemik handelt.

Man inszeniert sich lieber als Querdenker, schimpft auf die Medien und redet das Fehlverhalten klein. Selbst die Ermittlungen der Luxemburger Staatsanwaltschaft werden in diesem Zusammenhang nicht einmal abgewartet, sondern schlicht und ergreifend ignoriert. Demnach gilt nicht die Unschuldsvermutung, sondern die falsche Gewissheit: „Wir haben uns nichts vorzuwerfen.“ Das kleine Problem: So funktioniert ein Rechtsstaat nun einmal nicht.

Wenn Missstände nur noch mit anderen Missständen beantwortet werden, bis Fakten und Meinungen einen toxischen Brei bilden, bleibt am Ende eine gefährliche politische Kultur, wie man sie aus anderen Staaten kennt. Eine Kultur des politischen und zivilgesellschaftlichen Zynismus. Eine Kultur, in der es keine Rolle mehr spielt, ob es eine kritische Gegenöffentlichkeit gegenüber den Entscheidern der Regierungs- und Oppositionsparteien gibt und ob rechtsstaatliche Prinzipien von Behörden eingehalten beziehungsweise nach bestem Gewissen interpretiert werden. Eine Kultur, in der Transparenz im Sinne der Bürger als Zumutung empfunden wird, wenn sie nicht vom Parteifreund gefordert wird.

Demnach hat die viel beschworene Verrohung der politischen Kultur nicht nur mit den teils fragwürdigen und kritisierbaren Methoden der CSV zu tun, sondern auch mit der grünen Scheinheiligkeit: Wer seine Fehler erst nach massivem öffentlichen Druck zugibt, braucht die Schuld dafür nicht nur beim politischen Gegner zu suchen.

GuyT
8. Oktober 2019 - 15.54

Jeder weiß in seinem Umfeld von Vetternwirtschaft. Traversini hat sich recht wenig Zuschulden kommen lassen und wird schwer attackiert. Wie steht es um CSV- Mann Roth der sich in Mamer begünstigt hat? Oder in wie vielen Gemeinden hat der Bautenschöffen manch undurchsichtige Entscheidungen getroffen. Schade, dass Marc Thoma nicht mehr wirkt.

Epikur
7. Oktober 2019 - 8.59

Die CSV hat vielleicht Recht, kritisiert aber die Vetternwirtschaft, die sie selbst jahrzehntelang praktiziert hat. Die progressiven Regierungsparteien sollen mit dieser schwarzen Gewohnheit brechen und eine transparente Politik betreiben, anstatt die Vetternwirtschaft der CSV zu kopieren. Sonst helfen sie der CSV nur zu einem unverdienten und unerwarteten Comeback.

tarzan
6. Oktober 2019 - 11.17

man hat die welt mit dem aufgebaut was da war. das war nun mal kohle, erdöl, stahl,... sonst wäre man nie bei maschinen oder e-autos angelangt. natürlich hätten unsere vorfahren, also die höhlenmenschen, ihr fleisch auch mit Sonnenkollektor grillen können. tja, chance verpasst.

Nëckel
5. Oktober 2019 - 13.41

An Höhlen hausen ? Do koum mär elo e flotten Gedanken: wéi géif eis Welt an Zukunft ausgesin, wa mär wirklech d'Rad e puer Joerhonnerten kéinten zerëck dréinen an eis nach emol dierften entwëckelen ? Géifen mär déi Fehler aus de leschten 200 - 300 Joer nees machen ? Wéi wär et, wa mär draus geléiert hätten ? Wär/Ass de Mënsch iwerhaapt intelligent genuch, doraus ze léieren ? Oder géifen mär nees Maschinnen bauen, Wierker, déi enormen Knascht an d'Luucht blosen ? Géif mär nees an déi informatesch/technologesch/digital Fal tappen, an eis komplett ofhängeg machen ? Oder hätten mär des Kéier d'J....., eist Liewen fest an der eegner Hand wëllen ze behalen ?

Deen deen am Eck setzt !
4. Oktober 2019 - 22.45

de Schmatt !

de Schmatt
4. Oktober 2019 - 14.11

Wien souz dann elo hannen am Eck?

jang_eli
4. Oktober 2019 - 14.09

Här Sabharwal: Zitat vun Ärem Artikel hei driwwer. "(...) Selbst die Ermittlungen der Luxemburger Staatsanwaltschaft werden in diesem Zusammenhang nicht einmal abgewartet, sondern schlicht und ergreifend ignoriert. (...)" Ma daat gëlt awer och fir d'CSV a net nëmmen fir déi Gréng, wéi Dir et undeit.

Realist
4. Oktober 2019 - 13.49

Zitat: "Et geet hir (CSV) nëmmen dorëms, déi Gréng futtizemaachen." Was wäre denn daran schlecht? Wenns nach den Grünen ginge, würden wir wieder in Höhlen hausen und an Gräsern knabbern.

RomG
4. Oktober 2019 - 11.59

Ech kann dësem Kommentar nëmmen zoustëmmen. Allgemeng kann een feststellen, dass et keng richteg Kultur vum politeschem Debat méi gëtt.

An wat mech speziell an dëser Affär verwonnert huet, dat waren d'Tweeten vun der fréierer Direktesch an Chefredaktesch vum tageblatt, der Madamm Danièle Fonk. Wann ech dat gutt suivéiert hunn, dann hat Sie ausser en puer "Whataboutism" näischt zu Saach selwer ze soen. Dat hunn ech perséinlech erstaunlech fonnt.

Jek Hyde
4. Oktober 2019 - 10.58

D'ass ëmmer deenen âneren hir Schold. Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er selbst hineinfällt :((

de Prolet
4. Oktober 2019 - 9.53

Pure Hypokrisie und Scheinheiligkeit ! In der Politik ist das Eingeständnis von Fehlern oder Fehlverhalten nicht angesagt. Es gehört anscheinend nicht zur politischen Kultur. Aber diese Salamitaktik, immer nur so viel zuzugeben wie aufgedeckt wird und an die Öffentlichkeit kommt, muss definitiv ein Ende haben. Es ist einfach albern und nicht erwachsen, immer den andern die Schuld an den eigenen Verstössen zu geben. Zivilcourage, Mut, Einsicht, Anstand und Ehrlichkeit sind gefragt überall in unserer Gesellschaft, besonders aber in der Politik.

Deen deen am Eck setzt !
4. Oktober 2019 - 9.50

Ech sinn deen , wou den nach Buergermeeschter (RT) den 18 ten September bei der Gemengerotssetzung soot ( du, fir den Gary Diderich) an deen , deen du hannen am Eck setzt....., an derer ganzer Geschicht an hirer Berichterstattung ass deen Artikel hei , deen deen de NOL OP DE KAPP trefft. Wann dei Geschicht emol richteg opgeklaert ass , waerten vill Journalisten , Grenger, Politiker, Wieler a soss vill aaner Leit sech se d'Fro mussen stellen, A WEI WUAR DAAT MEIGLECH? Ma dann soen ech einfach, kuckt iech d'Berichterstattung vun verschidden Medien un, matt hiren Kommentaren , d'Aussoen vun verschidden Politiker a Wieler! ESOU ASS DAAT MEIGLECH!

Jacques Zeyen
4. Oktober 2019 - 9.28

".. von eigenen Fehlern abzulenken." Genau darum geht es.Und es gibt einen Namen dafür: Heuchlerei.
Und das ist nun wirklich nicht christlich. Unsere Köpfe sollten sich zusammensetzen und Gesetze und Kontrollen schaffen,die Vetternwirtschaft im Keim ersticken. Die Unantastbarkeit ab einer gewissen sozialen Stufe hat uns diese Probleme eingehandelt. Das ist,wie Sie richtig schreiben "Missstände mit Missständen bekämpfen".
Ob der Schuss der CSV nicht nach hinten losgeht??