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Festival: „Wer Contern sagt, sagt BD und wer BD sagt, sagt Contern“

Festival: „Wer Contern sagt, sagt BD und wer BD sagt, sagt Contern“

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Bereits zum 26. Mal verwandelt sich ein kleines beschauliches Dorf namens Contern in ein über die Grenzen des Großherzogtums hinaus bekanntes Mekka für Comic-, Bande-dessinée- und Graphic-Novel-Begeisterte. Das „Festival international de la BD“ in Contern am dritten Juliwochenende gehört zum Pflichtprogramm für Fans der neunten Kunst und bietet für jeden Interessierten eine Einführung in eine Kunstart, wie sie wandelbarer nicht sein kann.

Von Sascha Dahm

Es ist schwer, einen Menschen zu finden, der überhaupt keinen Bezug zu Comics pflegt: Während viele ihre Kindheit mit dem Lesen von Tintin, der Entenhausener Welt um Donald, Dagobert und Tick, Trick und Track oder dem Luxemburger Superheld par excellence, dem Superjhemp – der in diesem Jahr eine erneute Renaissance erlebt –, verbracht haben, sind andere gerne Jünger des Marvel- oder DC-Kosmos rund um Superman, Batman, Iron Man usw. und pilgern für jeden neuen Hollywood-Streifen in die hiesigen Kinos.

Comics sowie Comic-Verfilmungen sind, schaut man sich die weltweiten Besucherzahlen der einzelnen Filme, internationaler Comic-Messen und -Events an, Teil unserer Populärkultur geworden. Dies muss nicht unbedingt verwundern, sind doch erste Tintin-Comics bereits 1929, erste Micky-Maus-Geschichten Anfang der 1930er und der erste Superman-Comic 1938, der einen regelrechten Boom in den USA auslöste, erschienen und haben Generationen bis heute mehr oder weniger mitgeprägt.

Auch in Luxemburg handelt es sich beim Comic nicht um eine reine Modeerscheinung der letzten Jahre, sondern bereits 1948/1949 wird mit Pe’l Schelchter und seinen zwei Geschichten über „De Bim an de Jopi“ in der Revue der Grundstein für die Geschichte der BD in Luxemburg gelegt. Es folgen Geschichtenreihen von Félix Mersch („De Menn an de Benn“), Gab Weis („De Mil an der Revue“), Paul Katow („Das Spukschloss“), Übersetzungsreihen von Lex Roth (Tintin, Asterix an Obelix) und natürlich ab 1988 bis 2014 29 Superjhemp-Alben. Genau dieser Superjhemp erlebte in den vergangenen Jahren eine wahre Renaissance: Während es bereits in den 1990ern erste Ideen für einen Film gab, mit „Thierry national“ in der Hauptrolle und unter der Regie Andy Bauschs, dauerte es dennoch bis 2018, bis mit „De Superjhemp retörns“ der wohl erfolgreichste Luxemburger Film aller Zeiten in die Kinos kam und die alte Liebe zu den Sprachwitzen und dekonstruierten Luxemburger Klischees wieder aufleben ließ.

2019 nun folgt nach dem Film eine eigene Expo mit dem Titel „De Superjhemp ënnert dem Röntgebléck“ im Literaturarchiv in Mersch – die noch bis November besucht werden kann – samt wissenschaftlichem Katalog, und es zeigt sich, dass die Auseinandersetzung mit einem Comic wahrlich mehr als nur reines Hobbytum sein kann, da es gerade die Werke der neunten Kunstform sind, die sich in Symbiose von Text und Zeichnung mit historischen, gesellschaftlichen oder populären Themen beschäftigen …

Betrachtet man das offizielle Plakat für das Festival 2019 aus der Feder vom diesjährigen Juryvorsitzenden Pascal Bresson, wird diese Verschmelzung von Kunst und Historie deutlich, da mit den „Dräi Eechelen“ ein Luxemburger Monument gezeichnet wird, das die Festungs- sowie Kriegsgeschichte Luxemburgs aufarbeitet. Passend hierzu hat Bresson Soldaten vor dieses Bauwerk gezeichnet, die nicht unweigerlich an den 100-jährigen Geburtstag des Endes des Ersten Weltkrieges angelehnt sind. Betritt man nun den heiligen Comic-Boden wird schnell deutlich, dass sich Contern mit unglaublich viel Liebe zum Detail dem Comic-Genre widmet und es eigentlich nicht falsch wäre, das Dorf zum offiziellen Comic-Epizentrum Luxemburgs (oder der Großregion) zu ernennen. Man könnte zum Beispiel an eine Autorenresidenz in Contern denken, wie sie im Burglinster Schloss oder in Echternach bereits etabliert ist und sich hier gänzlich auf den Comic fokussieren.

Nun, hierbei handelt es sich um Zukunftsgedanken … Augenblicklich zeigt das BD-Festival Contern mit über 60 Autoren – darunter die Marvel-Zeichner Mike Collins und David Lopez – zahlreichen Händlern, Konzerten, Animation und ganzen fünf hochinteressanten Ausstellungen rund um das Thema Comic eine immense Vielfältigkeit. Besucht man die Ausstellungen, so wird man unter anderem in die großartige Geschichte des Pferdes in der BD eingeführt und es zeigt sich abermals, wie nah Comics der Wissenschaft stehen. Wer sich für detailgetreue Miniaturen der Comics von etwa Marsupilami oder Michel Vaillant interessierte, auch der konnte in einer kleinen, aber feinen Expo mehr als auf seine Kosten kommen.

Eines fällt in Contern jedoch alljährlich in besonderem Maße auf: Während sehr bekannte Künstler den Weg nach Luxemburg finden, sind diese nicht nur zum kurzen Zwischenstopp zugegen, sondern auch zum Anfassen nah: Autogramme, Gespräche, Fotos, alles funktioniert problemlos und begeistert natürlich Fans und Besucher. So ist nicht verwunderlich, dass das BD-Festival jedes Jahr prozentual zur Einwohnerzahl gesehen fast das Zehnfache an Besuchern anlockt und in den nächsten Jahren sicherlich auch durch die Anwesenheit bekannter und (noch) unbekannter Autoren Tausende den Weg finden werden. Die Worte von Bürgermeisterin Marion Zovilé-Braquet könnten passender nicht sein: „Wer Contern sagt, sagt BD und wer BD sagt, sagt Contern.“ In diesem Sinne auf die nächsten 26.