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Serbiens später Modellrekrut – Verteidigungsminister Alexsandar Vulin feiert Soldatendebüt

Serbiens später Modellrekrut – Verteidigungsminister Alexsandar Vulin feiert Soldatendebüt

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Zu Kriegszeiten ließ sich Serbiens heutiger Verteidigungsminister Aleksandar Vulin als untauglich ausmustern. Nun hat sich der 46-jährige freiwillig zur Grundausbildung ungedienter Reservisten gemeldet. Kritiker fragen sich, ob der neue Soldatenblitzkurs eher der Wehrertüchtigung oder der Therapie der Zivilistenkomplexe des späten Rekruten dient.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad

Zumindest Serbiens ranghöchster Rekrut sieht sich selbst als „Vorbild“ und Beispiel für eine wehrwillige Nation. „Wenn ich 15 Tage meines Lebens geben kann, warum sollte das nicht auch jemand anderes tun können?“, verkündete Verteidigungsminister Aleksandar Vucic in dieser Woche zum Auftakt seiner späten Grundausbildung: „Es gibt keine Rechtfertigung, seinem Land nicht zu dienen, für sein Land nicht zu kämpfen.“

Vor gut einem Vierteljahrhundert hatten viele der Alters- und Landesgenossen des spätberufenen Neusoldaten ihren Zwangseinsatz auf den Schlachtfeldern der Jugoslawien-Kriege mit dem Leben zu bezahlen. Dem heute 46-jährige Vulin, der in den 90er-Jahren früh als regimetreuer Politiker Karriere machte, blieb der Kriegsdienst trotz besten Soldatenalters damals erspart. Er sei „wegen seiner schlechten Augen“ ausgemustert worden, erklärte Vulin nach seiner Vereidigung zum Verteidigungsminister vor zwei Jahren eher verlegen.

Faszination für Springerstiefel und Kampfanzüge

Gedient hatte er zwar nie, aber aus seiner Faszination für Springerstiefel und Kampfanzüge auch schon in seinem früheren Amt als Chef von Serbiens Kosovo-Kanzlei nie einen Hehl gemacht: Am liebsten machte er sich damals in schwarzen Fantasieuniformen in Serbiens seit 2008 unabhängige Ex-Provinz auf.

Auch als Verteidigungsminister versucht der ungediente Zivilist seine fehlende Militärerfahrung gerne mit martialischen Auftritten und Erklärungen zu kompensieren: Vor allem gegenüber den einstigen Kriegsgegnern Kroatien und Kosovo wartet Vulin stets mit besonders unversöhnlichen rhetorischen Breitseiten auf.

Nun hat dem Minister ein neuer Soldatenblitzkurs zur Möglichkeit verholfen, sein Berufsmakel des ungedienten Zivilisten endlich zu tilgen. Freiwillig hat sich Vulin zur 15-tägigen Grundausbildung ungedienter Reservisten in der Kaserne von Pozarevac gemeldet, die eigentlich nur 30- bis 35-jährigen Wehrfähigen vorbehalten ist.

Mehr Sehvermögen durch Augenoperation

Nach vier Augenoperation in Moskau habe sich das Sehvermögen des späten Rekruten merklich verbessert, erklärt der serbische Dienst der russischen Sputnik-Agentur Vulins wundersame Wandlung vom untauglichen Wehrpflichtigen zum tauglichen Reservisten. Serbiens regierungsnahe Boulevardpresse zeigt sich vom späten Modellsoldat begeistert, die Fachwelt indes wenig beeindruckt. Vulin stelle sein „politisches Marketing“ wieder einmal über die Armee-Interessen, konstatiert der Militäranalyst Aleksandar Radic in der Zeitung Danas. Der Minister mache die Armee „zur Realityshow“, ärgert sich ein Sprecher der Soldatengewerkschaft.

Der frühere Verteidigungsminister Dragan Sutanovac glaubt, dass Vulin die neue Ausbildung zur Therapie seiner „offensichtlichen Komplexe“ als Ungedienter nutze: Statt die Modernisierung der Armee voranzutreiben, habe er sich auf „seine alten Tage selbst rekrutiert“, um zu zeigen, dass er mit den Jahren „stets jünger und fähiger“ werde.

 

Jacques Zeyen
8. März 2019 - 9.18

Man könnte das vielleicht auch als "Feigheit" bezeichnen.Denn Krieg ist sehr gefährlich.Promibeispiel ist unser Dabbel-Jhu Bush der seine Vaterlandsliebe auch aus der sicheren zweiten Reihe kundtat.