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Ein Sommerabend im Februar – Jeremy Loops bringt das Atelier zum Tanzen

Ein Sommerabend im Februar – Jeremy Loops bringt das Atelier zum Tanzen

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Die besten Konzerte sind oft diejenigen, die man ohne jede Erwartung besucht. Am 1. Februar war der südafrikanische Singer-Songwriter Jeremy Loops im Atelier zu Gast und zeigte höchst eindrucksvoll, dass keine noch so sauber produzierte Aufnahme den Geist eines guten Liveauftritts einfangen kann. Eine Apologie.

Auch wenn man beruflich zu Konzerten geht, gibt es Termine, auf die man sich ganz besonders freut. Jeremy Loops› Auftritt gehörte für mich nicht zu dieser Kategorie, sondern war eher eine Pflichtveranstaltung im Sinne des selbst auferlegten Strebens nach Diversität im eigenen Musikkonsum. Quasi der Versuch, über den eigenen, musikalischen Tellerrand zu schauen – und der Beweis, dass sich solche Blicke immer wieder lohnen.

Im Vorfeld hatte ich mich natürlich mit der Musik befasst, hatte mir Videos bei Youtube angesehen und die Alben durchgehört, mir die Kurzbiografie des Künstlers durchgelesen und auch versucht, sein Werk im Kontext des Genres zu verordnen. Seit Dub FX auf Youtube viral ging und Loop-Stations – also Geräte, mit denen man live Sequenzen aufnehmen und unverändert wiederholen kann – ihren Platz im popkulturellen Bewusstsein errungen haben, ist einiges an Zeit verstrichen. Das Innovationspotenzial schien in dem Bereich doch etwas ausgereizt und was ich mir für den Abend erwartete, war ein durchaus unterhaltsames, aber doch letztlich epigonenhaftes Wiederkäuen bekannter, musikalischer Themen.

Süßer Irrtum

Was sich dann am Freitag zutrug, überstieg die niedrig gesteckten Erwartungen bei Weitem. Nicht nur erwies sich Jeremy Loops als ein virtuoser Künstler, der sowohl seine Instrumente als auch den Raum, in dem er auftritt, völlig beherrscht. Er hatte auch noch eine Truppe an Musikern mit dabei, die auf der Bühne ein derart synergetisches Zusammenspiel offerierten, dass das ansonsten eher fußfaule Publikum luxemburgischer Konzertstätten nicht mehr aus dem Tanzen herauskam.

Den Anfang machte der luxemburgische Künstler Bartleby Delicate, der mit Sequencer und Gitarre eine höchst eigenwillige Interpretation des Singer-Songwritings lancierte und trotz noch vereinzelt vorhandener, technischer Schwächen eine überzeugende Performance ablieferte – ein gelungener Auftakt zum Headliner des Abends. Dessen Auftritt begann unerwartet bereits im Backstage mit einer übers Funkmikrofon gespielten Mundharmonika. Vom aufbrandenden Jubel auf die Bühne geschwemmt begannen dann die Loops – und eine eingängige und zugleich einzigartige Kombination von Folk, Pop und Rap.

Das Gefühl, einzigartig zu sein

Diese Wandelbarkeit war ein bestimmendes Merkmal des Abends – mal dominierte das Saxofon in fast schon jazzigem Anmut das Spiel, dann drängten sich wieder Synthesizer und elektronische Beats in den Vordergrund und bisweilen stand Loops auch alleine mit der Akustikgitarre vor seinen Fans. Und Fans waren am Ende des Abends alle, die vor der Bühne standen – ich inklusive. Denn neben der Musik brachte der Künstler noch ein weiteres Talent mit: Ein Gefühl für sein Publikum und eine Art, ihm zu vermitteln, dass dieser Abend und dieser Gig einzigartig seien.

Ich war selten so glücklich über einen Irrtum. Denn auch wenn Jeremy Loops das Rad sicherlich nicht neu erfunden hat und sich Zitaten und Versatzstücken unterschiedlichster Genres bedient, so ist das Gesamtpaket doch ein Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt. Die rohe Energie und die Freude an der Musik, die der Künstler zu jeder Sekunde auf der Bühne versprühte, entließen jeden Besucher am Ende des Abends mit einem Stück Sommer im Herzen in die verregnete Februarnacht. Ein Kritiker mag einwenden, dass das nicht unbedingt die Aufgabe der Kunst sei und hätte sicherlich auch nicht unrecht. Aber, und so viel Pathos muss an dieser Stelle sein, es war verdammt schön.

 

Von unserem Korrespondenten Tom Haas