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Diesel und Silvester – Umweltgedanken zum Jahresende

Diesel und Silvester – Umweltgedanken zum Jahresende

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1963 war ein Jahr, dessen kulturelle Auswirkungen wir noch heute spüren: Vor 50 Jahren wurde der Sketch „Dinner for one“ für das Fernsehen aufgezeichnet. Seit 1972 gehören der betrunkene Butler James und Miss Sophie alljährlich zu Silvester wie Sekt und, da man es wenigstens am Ende des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes so richtig krachen lassen will, ein Feuerwerk. Laut der (nicht repräsentativen) Umfrage auf von tageblatt.lu würden allerdings zwei Drittel unserer Leser ein Böllerverbot in Ordnung finden, da es Mensch und Tier schadet. Mal davon abgesehen, dass die Knallerei vielen einfach auf die Nerven geht, gibt es dabei auch gesundheits- und umweltschädigende Folgen. Die gesundheitlichen spüren die Betroffenen oft direkt: Jedes Jahr sind Verletzte und in einigen Ländern sogar Tote durch Feuerwerke zu beklagen.

Doch was hat jetzt der Diesel in unserem Titel mit Silvester zu tun? Nun, glaubt man dem deutschen Umweltamt, werden (in Deutschland!) an Silvester durch Feuerwerkskörper 15 Prozent der jährlichen Feinstaubemissionen ausgestoßen. Das Umweltbundesamt schrieb am vorigen Donnerstag in einem Artikel mit dem Titel „Dicke Luft zum Jahreswechsel“ auf seiner Homepage (www.umweltbundesamt.de) von 4.500 Tonnen Feinstaub, die bei der Silvesterböllerei östlich der Mosel freigesetzt würden. „Die Menge entspricht in etwa 15,5 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge.“ Wow! Angesichts dieser Zahlen sollte man meinen, dass ein kleiner Diesel-Pkw doch nicht ins Gewicht fällt.

Diese Zahlen lassen sich natürlich nicht eins zu eins auf das Großherzogtum übertragen, schließlich sollen luxemburgische Raucher sogar mit dem Auto bis zur nächsten Ecke fahren, um Zigaretten zu kaufen. Es dürfte also keine schlechte Idee sein, wenn das nächste Mal jemand Ihre alte Dieselkutsche an den Pranger stellt und Sie als den schlimmsten Umweltsünder bezichtigt, diesen jemand zu fragen, was er Silvester gemacht hat. François Bausch, Minister für Mobilität, erklärte in einem Tageblatt-Interview vom Samstag, warum es vorerst kein Dieselautoverbot in Luxemburg geben wird: „Dabei ist das Ziel nicht, das Auto zu verbieten, sondern die Luft sauber zu bekommen.“ Bausch setzt lieber auf gute Ratschläge: Kauft keinen Diesel, forderte er.

Gegen das Silvesterböllern helfen auch keine Verbote, da es schwierig ist, sie zu überwachen, und noch schwieriger, etwaige Täter ausfindig zu machen. Obwohl große Gemeinden wie Luxemburg-Stadt, Esch/Alzette, Kayl oder Petingen die private Böllerei im Vorjahr untersagten, wurde das Verbot von vielen ignoriert. Aus diesem Grund helfen wohl auch hier nur gut gemeinte Ratschläge wie die des deutschen Umweltbundesamtes: Das persönliche Feuerwerk einschränken oder ganz darauf verzichten. Das helfe nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt, verursache weniger Müll und reduziere den Energieaufwand, der bei der Herstellung der Feuerwerkskörper anfällt. In diesem Sinne: Prost Neujahr, aber nicht „same procedure as every year“, zwar mit Sekt, aber ohne Böller. Retten wir doch zum Jahresanfang einfach ein bisschen die Welt!