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Die Qualität zählt!

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Wieso ein kostenloser öffentlicher Nahverkehr nicht die richtige Lösung ist, sagt Francis Wagner.

Bus und Bahn für lau, das ist eines der Themen, über die man füglich streiten kann. Um gleich Farbe zu bekennen: Der hier schreibt, ist kein großer Anhänger davon.

Wieso? Nun, worum geht es hier eigentlich: Wir wollen, im Kampf gegen den Dauerstau und für die Dekarbonisierung unseres Verkehrswesens, Autofahrer, also Menschen, die derzeit den «MIV», den «motorisierten Individualverkehr», bevorzugen, zum Umstieg auf den öffentlichen Transport bewegen.

Wie so oft gilt hier für uns Luxemburger die Devise «vom Ausland lernen, heißt siegen lernen». Insbesondere von den Schweizern kann man sich abschauen, wie man’s machen sollte. Denn die Eidgenossen können es: Sie beweisen dies tagaus, tagein mit einem irrsinnig komplexen System, in dem Bahn, Tram, Metro, Bus/Trolleybus und sanfte Mobilität mehr oder weniger nahtlos ineinandergreifen. Sicher, auch hier geht hin und wieder mal was gehörig schief, doch insgesamt funktioniert der ÖT bei den Helveten mit der sprichwörtlichen Präzision ihrer Uhrwerke.

Die Schweiz hat durch die Bank einen günstigen Modal Split (zwischen ÖT und MIV) erreicht, obwohl Busse und Bahnen nicht gratis sind: Hier zeigt sich, dass der Wechsel aus dem eigenen Vehikel auf den ÖT hauptsächlich über die Qualität läuft und nicht über den Preis.

Qualität, das heißt in erster Linie, dass Bus und Bahn zuverlässig verkehren. Die Züge von SBB und «Privatbahnen» fahren nicht nur pünktlich, sondern – werte CFL, bitte mal herhören – sie fahren auch tatsächlich. Und werden nicht zwanglos «zuppriméiert». So wie das bei uns an der Tagesordnung ist, sobald ein Zug wieder mal so viel Verspätung angehäuft hat, dass er die Fahrplantrasse des darauffolgenden zu stören droht. Aber der Bau neuer Bahnsteige wird demnächst hoffentlich wirksam dazu beitragen, die untragbare Situation im Bahnhof Luxemburg – einem Flaschenhals, der gegenwärtig für Probleme im gesamten Netz sorgt – endlich zu entschärfen.

In Luxemburg wird der Umstieg der Autofahrer nicht über den Preis erreicht werden, weil der ÖT ohnehin bereits konkurrenzlos billig ist: Ein Jahresabo zweiter Klasse für sämtliche Bahnen, Busse und natürlich die Tram kostet hierzulande lediglich 1,20 Euro pro Tag.
Mit dem Auto kommt man für das Geld gerade mal fünf Kilometer weit.
Die Teilnahme am ÖT darf keine Lotterie sein: Wer regelmäßig eine gefühlte Ewigkeit im Regen auf den nächsten Bus warten muss, weil sein Zug wieder einmal «nur» fünf bis zehn Minuten Verspätung hatte, und dann auch noch zu spät zur Arbeit kommt, dem kann man es nicht verdenken, wenn er – Stau hin oder her – am Ende doch den Komfort der eigenen Blechkarosse vorzieht.

Apropos Komfort: Die CFL wäre gut beraten, wenn sie die erste Klasse beibehielte. Die relative Ruhe, die sie bietet, dürfte sowohl etlichen aktuellen Kunden wie auch umstiegswilligen Automobilisten die Bezahlung eines Komfort-Obulus durchaus wert sein.

Jacques Zeyen
22. Dezember 2018 - 20.53

Fazit: Die ganze Diskussion hat nichts mit dem Tarif zu tun,sondern mit der Kultur.
Wenn man nur noch in einem ÖT seine Ruhe haben kann wenn man eine teure erste Klasse zahlt,dann stimmt grundsätzlich etwas nicht. Das erinnert an die Elite-Wohnviertel in LA. Da schottet man sich ab. Wenn wir zulassen,dass unsere Gesellschaft verroht,durch Blödel-TV den Intellekt im Keller hält und somit automatisch soziale Missstände produziert,dann dürfen wir uns nicht wundern wenn uns die"Zombies" auch bei Tage auf die Füße treten. Wie gesagt: Die Ticketpreise decken die Kosten eines ÖT zu einer nicht erwähnenswerten Summe ab.
Es geht nur darum WER mitfahren darf und wer nicht. Benehmen kann man lernen,auch später. Der Rest ist Heuchelei.

Aender T.
18. Dezember 2018 - 6.39

Ich WILL zahlen. Besitze kein Auto, seit Jahren und will auch keins mehr. Einfach nicht mehr "angenehm" zu fahren. Wirklich keine Rücksicht mehr im Straßenverkehr (Euphemismus...)
Ich will aber auch nicht als Schmartozer dastehen. Ich will MEINEN Beitrag zahlen.
365€ im Jahr wäre doch eine schöne Summe...symbolisch und zumindest ein kleiner direkter Beitrag, um sicherzustellen, daß die Fahrer anständig entlohnt werden, und nicht alle auf einmal "LuxTram" Verhältnisse ertragen müssen. Das ist weniger als ein neues hippes Schlau-Gerät im Jahr kostet, für einen selbst, und die Kinder auch noch...was ja absolut Priorität hat...
Mir graut es jetzt schon vor all den "Umsteigern", von Auto auf öffentlich, die jetzt mit viel Freude und Gleichmut Kreuzungen und Busspuren zusetzen, weil die gleiche Mentalität auch Bustüren zusetzt und in den Bus stürmt bevor die Leute raus sind.
Nuje...Kinder werden heute eben nicht mehr erzogen, nur noch von der einen zur anderen Nachmittagsbeschäftigung gekarrt.
Ich sehe das größte Problem im "miteinander" wirklich im Mangel an Erziehung, an Manieren, an Mitdenken...
überall: Straße, Bahn, Supermarkt, Bürgersteig...
Sicher, es gibt mehr Menschen hier als vor 20 Jahremn, aber Proportional ist die Zahl der rücksichtslosen Egomanen gefühlt um 200% hochgegangen.
Nur so als Beispiel: früher, wenn wir als Kinder im Bus uns "de Batti" stellten, wurden wir vom Fahrer verwarnt, und dann war Ruhe. Versuchen Sie das mal heute, wenn Sie nicht frech angemault werden, riskieren Sie Schläge oder dummdreiste Sprüche wie: mäi Papp as Affekot...
Man weis also wo es herkommt...
(mich ärgert echt, daß da schöne Projekte auf Kirchberg geplant werden, diese unsäglich bescheuerte Brücke, wenn genau dieses Geld in echt nützliche Infrastruktur gesteckt werden könnte. Eine richtige Brücke für wirklich arbeitende Menschen die einfach nur vom Schicksal mit einem Tal zwischen ihrem Wohnort und ihrem Büro bestraft wurden. Sonderbar finde ich auch die Geldverschwendung für neue Logos von Gemeinden, oder neue "Looks" für die Exekutive. All dieses Geld fehlt an anderer Stelle, derweil anderswo einfach an Bussen fehlt.
(Ein Polizist für mich nicht weniger Autorität, wenn er aus einem stinkbanalen ungeschminkten Auto steigt, und ums MUDAM und sonstwo in der Ecke laufe ich gerne ein Paar Meter zu Fuß, echt, das sind keine Distanzen...)
Indignez vous!

roger wohlfart
14. Dezember 2018 - 17.07

Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Herr Wagner. Dieses Phänomen der Rücksichts- resp. Respektlosigkeit ist überall zu beobachten. Das ist grösstenteils eine Frage der Erziehung, auf die sowohl in der Familie als auch in der Schule scheinbar keinen allzu grossen Wert mehr gelegt wird. Und dies hat wahrlich nichts mit arm oder reich zu tun. Die Zeit der guten Sitten und des Anstandes sind leider längst passé!

Pir
13. Dezember 2018 - 20.51

Do huet de Jacques Zeyen awer vollkomme recht, do braucht der keng Excusen ze sichen!
CFL soll hier Arbescht anstänneg maachen an Leit déi sech derniewt behuelen aus dem Zuch geheien.

Marcel Gillander
13. Dezember 2018 - 20.00

Bin heute Morgen mit dem Zug auf der Nordstrecke unterwegs gewesen und habe schon mal einen Vorgeschmack auf den Nulltarif bekommen... nicht gerade angenehm oder eine Werbung für den Öffentlichen Transport. Mein Respekt vor den Zugbegleitern die die lautstarken Streithähne beruhigen konnten. Darüber hinaus hat es in den letzten Tagen wieder jede Menge von Zugannullierungen gegeben, sodass auf unserem Bahnnetz beinahe schon lateinamerikanische Zustände herrschen: Der Zug fährt vielleicht, oder vielleicht aber auch nicht! Herr Wagner hat mit seinen Überlegungen absolut recht. Als langjähriger Benutzer des ÖT freue ich mich nicht auf den Nulltarif sondern bin entsetzt und enttäuscht.

Jacques Zeyen
13. Dezember 2018 - 15.56

Das hat wohl mit Erziehung und Manieren zu tun.
Es gibt sie ,wie sie erwähnen auch jetzt schon,jene Rücksichtslosen.Aber dafür braucht man nicht zu den sozial Schwachen zu gehören. Es geht beim Nulltarif wohl darum ,dass alle vom ÖT profitieren können. Randalierer oder Trinker gehören nach wie vor vom Krontrollpersonal verwarnt oder gar vor die Tür gesetzt. Mit Populismus hat diese Bemerkung sicher nichts zu tun und ob das Unsinn ist lasse ich mal offen bis sich herausstellt,dass sich die Qualität in den Zügen verschlechtert nach Einführung des Gratis-ÖT.

Francis Wagner
13. Dezember 2018 - 11.45

"Man will sich nicht mit den Schmuddelkindern in ein Abteil setzen. Hand auf’s Herz?! Hab ich Recht?"
Sie haben mitnichten Recht, Sie verzapfen vielmehr hanebüchenen Unsinn. Ihre Unterstellung erfüllt den Tatbestand billigsten Gilet-Jaune-Populismusses. Es gibt nun mal Menschen, die es gerne etwas ruhiger hätten, die etwa im Zug lesen oder arbeiten wollen.
Es gibt leider auch im öffentlichen Transport immer mehr Kunden, die ganz einfach null Manieren und Bürgersinn an den Tag legen: Die rumbrüllen, ihr privates "Musik"-Programm zur Aufführung bringen, ihre "Bullisschung" auf die Sitzbänke legen und auch sonst alles um sich herum vollmüllen und -sauen.
Wichtig ist auch in diesem Zusammenhang, dass man Menschen nicht nach dem beurteilt, was sie sind (z.B. arm oder reich) sondern allein nach dem was sie tun (nehmen sie Rücksicht auf ihre Mitmenschen oder nicht?*). Es besteht daraus folgend für niemanden die Pflicht, das asoziale Verhalten unzähliger Zeitgenossen andauernd klaglos und demütig hinzunehmen. Ich selber hätte absolut nichts dagegen, zweiter Klasse zu fahren, wenn es bei uns - wie in der Schweiz - Ruheabteile gäbe, in denen man nachdrücklich dazu angehalten wird, auf seine Mitpassagiere Rücksicht zu nehmen.
(* In diesem Sinne habe(n) ich/wir auch schon in der ersten Klasse geschwätzige Individuen, die ohne Ende lauthals in ihr Telefon reinsaften als wären sie alleine auf der Welt, zur Mäßigung aufgerufen.)

Jacques Zeyen
12. Dezember 2018 - 22.47

???????

Jacques Zeyen
12. Dezember 2018 - 22.44

Es war halt die Verbindung von Tram zwischen Zürich und Aesch (20Km)
von der die Rede war. Aber ich gebe ihnen Recht in Sachen IC oder bei uns in Frankreich(TGV) oder im großen Luxemburg(360Km Bahnstrecke)
wo die erste Klasse gern genutzt wird(man ist ist unter sich) Aber mir geht es darum zu erwähnen,dass es letztlich darum geht die soziale Schranke nicht durchbrechen zu wollen. Man will sich nicht mit den Schmuddelkindern in ein Abteil setzen. Hand auf's Herz?! Hab ich Recht?

L.Marx
12. Dezember 2018 - 21.13

Ok. Aesch gibt's in der Schweiz mindestens viermal. Zu dem Aesch, das Sie meinen, gibt's keine IC-Verbindung sondern nur eine mit S-Bahn und Bus. Der Unterschied zwischen Zug bzw. Bahn und S-Bahn ist ihnen schon bekannt? Der erste Post ist schon etwas verwirrend formuliert.

Jacques Zeyen
12. Dezember 2018 - 19.50

Weil die Verbindung Zürich-Aesch von Tram und Forchbahn gefahren wird und nicht von IC und es da keine erste Klasse gibt. Es geht ja wohl um den Nulltarif und den gibt es in der Schweiz eben nicht,im Gegenteil. Es ist sehr teuer für Leute die keine Nadelstreifen tragen. Und just darum geht die Debatte ja. Dass Leute aus den "unteren Reihen" auch die Bahn benutzen dürfen,obwohl die Herren mit Nadelstreifen damit ihre Probleme haben.(ausser wie sie schreiben die schweizer Nadelstreifen,aber das spricht ja nur für sie). So wie ich diese ganze Debatte interpretiere,scheint es ,dass genau diejenigen die gegen den Nulltarif sind,auch diejenigen sind die für ihre Tickets zahlen müssen.
Komfortobulus ist das Schlagwort. Wie sang einst F.J.Degenhardt:"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern,sing nicht ihre Lieder.Geh doch in die Oberstadt,mach's wie deine Brüder."

L.Marx
12. Dezember 2018 - 17.47

Wie kommen Sie darauf, dass es "in schweizer Zug oder Tram keine erste Klasse hat". Wenn Sie das schon in diesem deutsch-schweizerischen Stil schreiben müssten Sie eigentlich wissen, dass es so allgemein nicht stimmt. Richtig ist, dass es in den meisten Regional- und S-Bahnzügen keine erste Klasse gibt. In ihrem Beispielzug von Zürich Hbf nach Aesch hat's im Regelfall (IC) auch eine erste Klasse. Qualität bedeutet zumindest in der Schweiz in allererster LInie Pünklichkeit. Erster Klasse ist für die wenigsten ein entscheidender Komfort-Obulus. Oder warum fahren in Basel oder Zürich selbst Manager in Nadelstreifen mit Trambahnen, die teilweise 30 Jahre alt sind und echt durch (!) die Innenstadt rumpeln und nicht drum herum, wie das die Tram in Luxemburg (Oberstadt) machen wird. "Junkies" oder andere Aussteiger in den Zügen ist regional sehr unterschiedlich. In der Romandie etwa ist das schon etwas anders. Generell fühlt man sich aber in den schweizerischen Zügen sicher, selbst in Tagesrandverbindungen, obwohl es fast keine Kontrollen gibt. In den Nahverkehrszügen gibt es nicht mal mehr einen Kontrolleur. Dafür hat's aber oft Kontrolleure/Sicherheitsagenten auf den Perrons.

Pierre Wollscheid
12. Dezember 2018 - 13.56

Hallo H Wagner
Vollkommen ihrer Meinung, aber warum ist das jetzt so gekommen wo ja schon 50% gratis waren.
Die LSAP wollte von ihren Programm auch noch etwas zusätzlich haben. Bedenklich ist das die Grüne dieses Schauspiel mitgemacht haben. Die Zeit wir uns zeigen das der Ofenloche Transport koordiniert nur in einem Verbund mit allen Teilnehmer zu bewerkstelligen ist.
Das dieses ist nicht von heute auf Morgen zu machen ist ,müsste auch dem dümmsten in unserem Land klar sein.
Also was nichts kostet taugt auch nichts.
Wir sollten uns die Gedanken machen die anstehen beim Transport, das letzte was wir brauchen ist den Bürger glauben zu machen es würde nichts kosten, wir bezahlen alle Steuer und den Transport gratis also mit dazu.
Was wir uns Fragen sollten wie lange das alles zu bezahlen ist, wenn unser Wirtschafswachstum unter die magische 3% Hürde fällt.
Unsere Kinder werden es uns danken.

roger wohlfart
12. Dezember 2018 - 13.06

Habe vor 50 Jahren in der Schweiz studiert und habe schon damals festgestellt, dass die Eidgenossen uns auf vielen Gebieten meilenweit voraus waren, besonders in Sachen Verkehrsinfrastruktur und ÖT. Manche Mitbürger haben die Schweizer belächelt und sie als Hinterwäldler betrachtet. Hätte man in dem Alpenstaat für den Bau eines Tunnels so viel Zeit gebraucht wie bei uns, wäre das Land noch heute eine einzige Baustelle ohne Transitverkehr. Die Schweizet sind absolute Meister in weiser Voraussicht und Experten in der Planung anstehender Projekte. Sie überlegen bevor sie handel, wir handeln zuerst, mit den bekannten Resultaten.

Jacques Zeyen
12. Dezember 2018 - 11.32

Komfort-Obulus. Das scheint mir die Hauptursache zu sein,die den Streit um die Gratisbeförderung anfeuert.
Und das wird auch die Hauptursache sein,warum die meisten "verwöhnten" Luxemburger lieber das eigene Mobil (aber bitte E-Mobil-wegen des CO2-Ausstoßes und der Staubpartikel) in den nächsten Stau steuern. Und wer sitzt schon gerne neben einem "Aussteiger"? Beispiel Schweiz? Eine Fahrt vom Züricher Hbf nach Aesch(20 Km) ist richtig teuer,aber sie haben Recht,die Bahn fährt immer pünktlich. Aber die Organisation und die Infrastruktur haben nichts mit dem Fahrkartenpreis zu tun. Dafür sieht man nie "Junkies" oder ähnliche Aussteiger im Zug oder Tram und darum hat's auch keine erste Klasse. Mahatma Ghandis Karriere hat damit begonnen als er in Südafrika aus einem Zug geworfen wurde weil er als dunkelhäutiger Inder in einem 1.Klasseabteil saß. Danach ist er nie mehr erster Klasse gefahren. Aber wir sind eben keine Mahatmas.