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Wenn zwei sich lieben, ärgert sich der Dritte

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Kürzlich stellte Fernand Kartheiser stellvertretend für die ADR eine parlamentarische Anfrage, die kritisch auf das pädagogische Theaterstück «Ein Känguru wie du» Bezug nimmt, dessen Protagonist ein homosexuelles Känguru ist. Darin stellt der Parlamentarier die Natürlichkeit des künstlerisch Dargestellten sowie die Notwendigkeit, Schulkinder damit zu konfrontieren, infrage. Und hat wahrscheinlich unfreiwillig recht damit, dass das Gezeigte nicht den Tatsachen entspricht.

In der aktuellen Forschung zu gleichgeschlechtlichen Aktivitäten zwischen Tieren finden Beuteltiere nämlich nie (oder nur sehr selten) Erwähnung. Demnach verzerrt die Kreation «Ein Känguru wie du» die Wahrnehmung Heranwachsender, denen die Information vorenthalten wird, dass gleichgeschlechtliche Zuneigung bei insgesamt 1.500 anderen Tierarten vorkommt. Diese stellt beispielsweise bei Giraffen die Regel dar. Auch Delfine vom gleichen Geschlecht tun sich gerne mal gegenseitig was Gutes und sogar manche Käferherzen schlagen höher, wenn das Gegenüber nicht vom anderen Geschlecht ist.
Zudem weisen Ergebnisse mehrerer Studien darauf hin, dass gleichgeschlechtlicher Kontakt besonders häufig zwischen männlichen Tieren auftritt. Zum Beispiel interessiert sich der König der Löwen nicht nur für Löwinnen, und männliche Walrosse sind bis zur Geschlechtsreife sozusagen «homo-» und danach «bisexuell».

In der parlamentarischen Anfrage ist – wie häufig bei der ADR – von einem «natürlichen» Familienbild die Rede. Dementsprechend haben beispielsweise auch, um bei den Tier-Vergleichen zu bleiben, Theaterstücke über die Schwangerschaft von männlichen Seepferdchen ihre Legitimation. Denn so will es die Natur. Warum sollte man das auch verschweigen wollen?

Der Begriff «natürlich» bedeutet laut Duden: «in der Natur vorkommend, nicht künstlich vom Menschen nachgebildet, hergestellt». Letzteres passiert aber genau dann, wenn einzelne Menschen, Gruppierungen oder Parteien das Wort nach ihrem Geschmack interpretieren, verformen und zweckentfremden. In einem derartigen Kontext ist es unter anderem die Aufgabe von Journalisten, politische Behauptungen daraufhin zu überprüfen, ob sie einem wissenschaftlichen Vergleich standhalten. Zum Leidwesen so mancher Akteure lassen sich die objektiven Resultate dann meist schlechter verwenden als die ursprüngliche Aussage.

Der menschlichen Spezies gelingt es zwar durchaus, die Natur immer mehr zu zerstören. Ihre Gesetze zu ändern, steht jedoch nicht in der Macht des Menschen. Die Natur ist zäh. Und das ist gut so.

J.C.KEMP
12. Dezember 2018 - 13.19

ARD und ZDF sin mir doch lieber als ADR und AfD. ;-)

HeWhoCannotBeNamed
11. Dezember 2018 - 16.47

Naturwissenschaftlich alles pertinent. Ein Problem stellt sich aber bei der Argumentation : wenn 1500 rezensierte Tierarten potenziell homosexuelle Tendenzen haben, tausende und aber-tausende andere Arten aber nicht, dann könnte man auch wiederum schlussfolgern, dass es sich um eine minoritäre sexuelle Praxis handelt. Und, wenn wir den Moralaposteln folgen, somit auch falsch wäre. Womit wir beim "sein-sollen-Trugschluss" wären : "ist so, also soll es auch so sein". Nur : Menschen sind keineswegs reine Naturwesen, sondern lassen (naturgemäß!) viel Platz für Kultur. Und die sieht die verschiedensten Modelle für Sexualität, Familie, Gesellschaft vor. Die gesamte menschliche Sexualität ist wohl die am meisten von Normen und Werten geprägte Domäne - und das in allen Kulturen! Ich überlasse es der Phantasie eines jeden, sich auszumalen, was eine menschliche Sexualität wäre, die ausschließlich auf "natürlichen" Regeln beruhen würde...
Das naturalistische Argument ist allenfalls gut, um den Homophoben den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn man wieder die Leier vom "un-natürlichen" zu hören bekommt. Um aber ein komplettes Bild des Phänomens zu bekommen, sollte es erst gar nicht um die Diskussion um natürlich/unnatürlich gehen - es ist eine Frage der Gesellschaft und deren kulturellen Modelle in Bezug auf Familie und Sexualität.

roger wohlfart
11. Dezember 2018 - 14.18

Tschuldigung, habe mich vertippt: soll natürlich ADR heissen.

roger wohlfart
11. Dezember 2018 - 14.16

Die christlich katholische Kirche hat immer die Natur im Menschen bekämpft. Während sie das tat, haben zahllose ihrer Diener ihre natürlichen Sexualtriebe an ihren minderjährigen, oft gleichgeschlechtlichen Schutzbefohlenen ausgelebt. Oder sie haben sich kasteit, flagelliert oder ihre Frust, in Form von Wutausbrüchen, wiederum an Kindern ausgelassen. Und genau heute, wo diesen Triebtätern in der Soutane den Prozess gemacht wird, keift ein ARD Ageordneter auf die Homosexualität!

Epikur
11. Dezember 2018 - 12.13

Die irrationalen religiösen Dogmen können die Realität nicht verändern. Die Kritiker müssen aber auch bei der Wahrheit bleiben, sonst spielen sie ungewollt den Religionen in die Hände wie hier, da es wahrscheinlich keine homosexuellen Kängurus gibt.

Jacques Zeyen
11. Dezember 2018 - 9.22

"“in der Natur vorkommend, nicht künstlich vom Menschen nachgebildet, hergestellt” -
Und genau das ist das Problem der "kirchenlastigen",soll heißen konservativen ADR und der C-Parteien. Ihr Gott und die Natur scheinen eben nicht dasselbe zu sein. Denn wie "natürlich" sind ihre Dogmen und Gesetze,sprich moralischen Ansprüche? Ausleben der Sexualität in allen Varianten ist bei diesen Leuten Sünde. Und die Kirche stolpert tagtäglich über ihre irrigen,homophoben(da ist es wieder das Wort) "Gesetze". Als Clou der Perversion,predigen dabei ,oft selbst schwule, Priester, gegen die Homosexualität. Man zerrt kleine Kartheisers von 9 Jahren in den Beichtstuhl um ihnen "unkeusche Gedanken"zu entlocken. Das destruktive Resultat auf die Kinder sieht man dann in Parteien wie der ADR. Also bitte.Wenn zwei sich lieben soll jeder sich darüber freuen,denn dazu braucht es nun wirklich keine Uniform.