Die Lage erinnert viele an die Situation während der Ölkrise 1973, als Tankstellen wegen ausbleibender Kraftstofflieferungen schließen mussten. Auch in diesen Tagen ist einigen Tankstellen in der Region Trier der Sprit ausgegangen, mal ist es nur der Diesel, mal das Benzin. Einige Tankstellen müssen zeitweise schließen, weil die unterirdischen Tanks fast leer sind, berichtet der Trierische Volksfreund.
Schuld daran sind dieses Mal nicht, wie vor 35 Jahren, Lieferstopps von ölproduzierenden Ländern, sondern das Niedrigwasser im Rhein – wegen der Trockenheit der vergangenen Monate. Weil die Tankschiffe, die Kraftstoff im Ölzentrum von Rotterdam laden, wegen der zu geringen Wassertiefe nicht mehr voll beladen fahren dürfen – zum Teil transportieren sie nur 20 Prozent der sonst üblichen Menge – fehlt es an Spritnachschub. Die Tanklager entlang des Rheins sind so gut wie leer.
Dass Luxemburg keine Nachschubprobleme beim Sprit hat, zeigt sich darin, dass dort die Preise seit Anfang des Monats gefallen sind, Super kostete hier derzeit 1,219 Euro. Anfang Oktober waren es 1,292 Euro gewesen. Auch Diesel ist billiger geworden. Die Tankstellen in Luxemburg werden laut Volksfreund überwiegend mit Kraftstoff beliefert, der mit Lkw aus Belgien kommt.
Lkw müssen Schiffe ersetzen
Das ist in der Region Trier anders. Der Kraftstoff für die Tankstellen muss derzeit per Lkw aus weiter entfernten Lagern transportiert werden. Auch wenn es vereinzelt regnet, reicht das noch nicht aus, um den Rhein ausreichend ansteigen zu lassen.
Allerdings muss an den Zapfsäulen wie auch für Öl derzeit deutlich mehr gezahlt werden als noch vor ein paar Wochen. Vor allem in den Regionen, in denen es Nachschubprobleme gibt, sind die Preise deutlich gestiegen. Und das macht sich auch bei der Teuerungsrate für den Oktober bemerkbar. Laut Statistischem Landesamt sind die Verbraucherpreise im Vergleich zum Oktober 2017 um 2,6 Prozent gestiegen. Hauptgrund dafür seien die deutlichen Preisanstiege bei Heizöl (plus 49,7 Prozent) und Kraftstoffen (plus 16,2 Prozent).
Vorerst werde es bei diesen hohen Preisen bleiben, sagt Herbert Rabl, Sprecher des deutschen Tankstellen-Interessenverbands (TIV). Selbst wenn es wieder genügend Wasser im Rhein gebe, würden Sprit und Öl nur langsam wieder billiger. Die Mineralölkonzerne gäben zwar schnell höhere Kosten an die Kunden weiter, aber wenn es darum geht, die Preise zu senken, ließen sie sich zumeist Zeit, sagt Rabl. Er betont auch, dass es keine allgemeine Spritknappheit gebe. Verschiedene Ursachen hätten zu den Problemen vor allem in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen geführt. Zum einen nennt er einen Brand in einer Raffinerie im bayrischen Ingolstadt Anfang September.
Lieferengpässe in Bayern und Österreich
Dadurch komme es immer noch zu Lieferengpässen bei Kraftstoff in Bayern und in Österreich. So könne der in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz wegen des Rhein-Niedrigwassers fehlende Sprit nicht aus Bayern geliefert werden, sondern müsse aus Tanklagern in Norddeutschland oder eben aus der Notreserve des Bundes herbeigeschafft werden. Das führt laut Rabl nicht nur zu höheren Kosten, sondern auch zu logistischen Problemen. Die Speditionen müssten ihre Touren anders planen, und Tankstellen würden weniger oft beliefert. Da könne es durchaus sein, dass die dortigen Erdtanks zeitweise mal weniger voll seien.
Rabl glaubt aber nicht, dass es Tankstellen gibt, die gar keinen Sprit mehr haben. Trotzdem: „Wir haben eine schwierige Situation.“ Eine Situation, die vor allem die Kunden bezahlen müssen. Laut Rabl sind die Spritpreise derzeit so hoch wie schon seit fünf Jahren nicht mehr. Allerdings nicht überall in Deutschland. Im niedersächsischen Hameln zum Beispiel kostete der Liter Super gestern Mittag 1,499 Euro, in Wittlich waren es 1,619 Euro.
Quelle: Volksfreund.de
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