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Orthodoxer Bruderzwist: Kirchenkampf erreicht nun auch Ex-Jugoslawien

Orthodoxer Bruderzwist: Kirchenkampf erreicht nun auch Ex-Jugoslawien

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Der Streit um die Eigenständigkeit der ukrainisch-orthodoxen Kirche sorgt nicht nur im früheren Sowjetimperium, sondern auch auf dem Balkan für Wirbel. Vor allem die serbisch-orthodoxe Kirche warnt vor einem neuen Schisma. Denn auch im zerfallenen Ex-Jugoslawien streiten sich die Kirchenfürsten um Seelen, Liegenschaften, Geld – und Einfluss.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Belgrad

Friedvolle Einkehr vermögen Serbiens Kirchenfürsten angesichts der drohenden Spaltung in der orthodoxen Christenwelt selbst unter den hohen Kuppeln ihrer prunkvollen Gotteshäuser kaum mehr finden. Erstmals in der Geschichte der orthodoxen Kirchen bestehe die «reale Gefahr einer großen neuen Teilung, dieses Mal nicht zwischen Ost und West, sondern im Osten selbst», warnt Bischof Irinej von Backa vor einer Neuauflage des «Großen Schisma» von 1054, dem Bruch zwischen der orthodoxen und katholischen Kirche.

Es ist der Streit um die Eigenständigkeit der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die nicht nur im Osten des Kontinents, sondern auch auf dem Balkan grenzüberschreitend die Kirchenfundamente gehörig erbeben lässt. Bartholomäus I., der in Istanbul residierende Patriarch von Konstantinopel, hat Mitte Oktober den ukrainischen Glaubensbrüdern das Recht auf Eigenständigkeit und die offizielle Loslösung von der russisch-orthodoxen Kirche zuerkannt – und damit nicht nur in Moskau empörte Reaktionen ausgelöst.

In dem sich zuspitzenden Bruderstreit zwischen der mächtigsten, reichen und mit Abstand mitgliederstärksten russischorthodoxen Kirche und dem offiziell ranghöchsten, aber eher mittellosen Patriarchen von Konstantinopel versuchen die meisten Kirchenfürsten auf dem Balkan, sich vorläufig um eine klare Parteinahme herumzudrücken. Doch es ist nicht nur die Sorge vor einer Eskalation des Kirchenkampfes, sondern auch um den eigenen Hinterhof, die im zerfallenen Ex-Jugoslawien die vollbärtigen Würdenträger nervös werden lässt. Denn die Anerkennung ihrer Loslösung von der serbisch-orthodoxen Kirche strebt außer der mazedonisch-orthodoxen auch die kleine montenegrinisch-orthodoxe Kirche an.

Kein einheitliches Bild auf dem Balkan

Auch bei dem als Folge des Streits um die Ukraine neu auflodernden Balkan-Kirchenkampf stehen weniger die Seelen und eher Liegenschaften, Geld und Macht im Mittelpunkt. Vor allem die mazedonisch-orthodoxe Kirche fühlt sich durch die Anerkennung der Eigenständigkeit der ukrainischen Kirche gestärkt: Bereits im Mai hat sie in Istanbul erneut die Anerkennung ihrer bereits 1967 erklärten Loslösung beantragt. Die Sympathien der Balkankirchen scheinen beim Kräftemessen zwischen den Patriarchen in Moskau und Konstantinopel zwar eher bei den russischen Glaubensbrüdern zu liegen. Doch einheitlich ist das Bild keineswegs.

Während Serbiens Kirche den offenen Schulterschluss mit Moskau sucht, hält sich die eigentlich nach Russland orientierte bulgarisch-orthodoxe Kirche bisher bedeckt. Zerrissen ist laut der Agentur «Balkan-Insight» die griechisch-orthodoxe Kirche: Einerseits sei der Patriarch von Konstantinopel immer ein Grieche, andererseits fühlten sich viele griechische Geistliche Russland und Serbien verbunden. Die rumänisch-orthodoxe Kirche wiederum liegt in der benachbarten Moldau mit den russischen Glaubensbrüdern im Clinch. Während die moldauisch-orthodoxe Kirche als Tochter der russisch-orthodoxen Kirche operiert, steht die konkurrierende «Orthodoxe Kirche Bessarabiens» unter rumänischen Fittichen.

Anastasiev
26. Oktober 2018 - 17.46

Mal abgesehen vom unanständigen Ton: der Chor der westlichen Medien verschweigt, dass die Ukrainische Kirche längst eigenständig ist unter der Leitung des Metropoliten Onufrij, mit eigenem Bischofskonzil und Geistlichem Gericht ohne höhere Instanz. Auch finanziell gibt es mit Moskau keine Transfers. Zwei Splittergruppen aber werden jetzt politisch in der Ukraine instrumentalisiert. So wie in Montenegro die Politik eine Spaltung aktiv betreibt. 2016 hat Bartholomäus das Oberhaupt in Kiew noch klar anerkannt. Jetzt wird auch er (der "eher mittellose") politisch instrumentalisiert. Es gibt kein Papsttum in der Orthodoxie - Bischöfe sind in ihren Diözesen eigenständig. Durch die eigenmächtige Aktion aus Konstantinopel wird jedoch die orthodoxe Kirchenstruktur untergraben. Das ist die Sorge. Und diese Sorge gilt der Kirche und den Seelen, denn angegriffen wird der Konsens - und zwar durch kirchenfeindliche Kräfte. Der Artikel ist verzerrend einseitig und desinformativ.