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Warum Stoiker über den Tod nachdenken, um besser zu leben

Warum Stoiker über den Tod nachdenken, um besser zu leben

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Der Autor Donald Robertson ist Mitbegründer der «Stoiker- Woche». Wir unterhielten uns mit ihm über die Philosophie, die schon bei den Römern und Griechen beliebt war und sogar den römischen Kaiser Marcus Aurelius zu überzeugen wusste. 

Einführung: Die Stoiker früher und heute

Der Überlieferung nach wurde die Schule des Stoizismus um 300 v. Chr. von Zenon von Kition begründet. Bei einer Geschäftsreise soll das Schiff des reichen Händlers gekentert sein, sodass er mittellos in Athen strandete. Dort stieß er auf eine Schrift über den Philosophen Sokrates, die ihn so begeisterte, dass er sich erkundigte, wo er diese «Philosophen» treffen kann. Er wurde an den Zyniker Krates von Theben verwiesen, der damals in Athen lehrte. Einige Jahre später begründete Zenon seine eigene Schule. Die Stoiker trafen sich in der «stoa poikile» (dt.: bemalte Säulenhalle), die der Philosophie später ihren Namen geben sollte.

Die Stoiker glauben, dass der Mensch auf viele Dinge, die ihn umgeben, keinen oder nur sehr begrenzten Einfluss hat. Dazu zählen etwa das Verhalten anderer Menschen, das eigene Ansehen, der Besitz und sogar der eigene Körper. Einen Einfluss haben die Menschen auf ihre eigenen Gedanken und ihr eigenes Handeln. Die Stoiker versuchen, sich von den Widrigkeiten der Welt nicht negativ beeinflussen zu lassen und sich selbst durch die Praxis ihrer vier Tugenden zu vervollkommnen: Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Mut. Mit diesen Tugenden wollen sie den Problemen des Lebens begegnen.

Heute versteht man unter einem Stoiker eine Person, die immer ruhig ist und sich durch nichts aus der Fassung bringen lässt. Stoikern wird deshalb oft fälschlicherweise nachgesagt, dass sie all ihre Gefühle unterdrücken oder gar keine Gefühle haben. Dem ist aber nicht so. Tatsächlich versuchen Stoiker lediglich, negativen Einflüssen gegenüber gleichgültig zu sein. Anders als andere Schulen der Philosophie geben sie aber zu, dass das Gute dem Schlechten vorzuziehen ist. Essen ist besser als Hungern. Ein Dach über dem Kopf ist besser als kein Dach zu haben.

Stoiker bereiten sich jedoch auf das Schlechte vor. Etwa durch die «premeditio malorum», eine Übung, bei der sie sich regelmäßig bis ins kleinste Detail vorstellen, was ihnen zustoßen könnte. Dadurch soll das Schlechte seinen Schrecken verlieren. Bei einer anderen Übung versuchen Stoiker, sich vorzustellen, wie klein sie im Verhältnis zur Welt oder gar dem Universum sind, um ihre Probleme besser einordnen zu können und ihnen nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Der (unerreichbare) Idealtyp der Stoiker ist der «Weise». Er führt ein tugendhaftes Leben und ist unempfindlich gegenüber der Außenwelt.

Das Gespräch mit dem Autor Donald Robertson

Tageblatt: Warum sollte eine antike Philosophie wie Stoizismus heute für die Menschen von Nutzen sein?

Donald Robertson: Auf die Frage, warum irgendwer auf die Idee kommt, diese längst vergessene, 2.300 Jahre alte Philosophie wieder auferstehen zu lassen, gibt es mehrere Antworten. Zum einen ist das Aufkommen evidenzbasierter Psychotherapie zu nennen, vor allem der kognitiven Verhaltenstherapie. Diese Therapie wurde ursprünglich vom Stoizismus inspiriert. Beide – der Stoizismus und die kognitive Verhaltenstherapie – stützen sich auf die Idee, dass wenn wir wütend, ängstlich oder niedergeschlagen sind, unsere Gefühle vor allem von unseren Überzeugungen beeinflusst werden. Die Stoiker hatten diese Idee bereits vor 2.300 Jahren. Sie haben sie sogar von Sokrates übernommen. Über die kognitive Verhaltenstherapie fand dies dann, ab den 60ern, seinen Weg in die Selbsthilfeliteratur.

Daneben erzählen uns die Leute, mit denen wir zu tun haben, dass Stoizismus für sie eine westliche Alternative zu Buddhismus oder Yoga ist. Viele Leute interessieren sich für diese orientalischen Lebensphilosophien, suchen aber nach etwas, das ihnen aus ihrer eigenen Kultur vertrauter ist und finden dies im Stoizismus. Dann gibt es noch Menschen, die sich für Philosophie interessieren, aber etwas suchen, das greifbarer ist. Sie wollen etwas Einfaches, Bodenständiges, das ihnen im Leben hilft und nicht etwas Akademisches wie Existenzialismus. Andere wiederum fühlen sich zum Christentum hingezogen, suchen aber nach etwas, das besser zu ihrer agnostischen oder atheistischen Weltsicht passt. Stoizismus kann die Lücke, die Religion hinterlassen hat, für diese Menschen besser füllen als eben eine Religion.

Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, ob Stoizismus wirkt? Kann so etwas gemessen werden?

Es kann bis zu einem gewissen Grad gemessen werden. Es ist schwierig, diese Dinge zu messen, die viele Komponenten haben. Je komplexer etwas ist, umso schwerer und langwieriger ist es, es zu erfassen. Wir können sagen, dass die Aspekte des Stoizismus, die von der kognitiven Verhaltenstherapie benutzt werden, sich als effektiv erwiesen haben. Diese Behauptung für Stoizismus als Ganzes aufzustellen ist komplizierter, da es so viele Dinge umfasst. Bei unserem eigenen Projekt machen wir im Moment Pilotstudien. Wir sammeln mit Fragebögen Daten über Charaktereigenschaften und machen Befragungen vor und nach der «Stoic-Week».

Derzeit können wir noch keine vollwertige randomisierte, kontrollierte Studie vorweisen. Aber wir haben vielversprechende Daten von Menschen um die ganze Welt. Mit etablierten Methoden die auch in Studien in der Psychologie benutzt werden, wurden Daten über gute und schlechte Laune sowie Zufriedenheit erhoben und diese zeigen signifikante Verbesserungen bei den Teilnehmern unseres Online-Kurses. Ich muss einschränken, dass das überschlägige Zahlen sind und wir noch am Anfang stehen, aber es ist genug Anlass, um eine richtige Kontrollstudie über Stoizismus zu machen.

Stoiker empfehlen, darüber nachzudenken, was während des Tages und im Leben Schlimmes passieren kann. Stoiker scheinen auch eine besondere Beziehung zum Tod zu haben. Wie kann so etwas zu mehr Zufriedenheit führen? Ist das nicht widersprüchlich?

Heute werden immer mehr Selbsthilfe-Bücher veröffentlicht, die einen anderen Standpunkt einnehmen als die üblichen Bücher über positives Denken. Oliver Burkemans «The Antidote» oder Derren Browns «Happy» vertreten einen skeptischeren Standpunkt. Sie argumentieren, dass es für die persönliche Entwicklung besser ist, eine realistischere Sichtweise einzunehmen und negative Ideen zu akzeptieren und sich dem anzupassen. Viele Leute in diesem Subgenre beschäftigen sich mit Stoizismus, weil sie es als einen frühen Vorgänger dieser modernen Reaktion gegen das positive Denken wahrnehmen. Das Gleiche finden wir in der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie sagt, wir sollten realistisch denken statt positiv.

Stoiker behaupten, dass man sich mit positivem Denken etwas vormacht. Für Stoiker ist die Realität wichtiger als Positivität. Es ist wichtig, mit negativen Emotionen – die im Leben unvermeidbar sind – umzugehen zu lernen und etwas dagegen zu unternehmen, wenn wir unsere Lebensqualität erhöhen und unser Potenzial entfalten wollen. Eine Art und Weise, wie man das machen kann, ist, die Dinge zu konfrontieren, vor denen man Angst hat. Wenn wir das tun, gewöhnen wir uns an sie. Wenn wir über Dinge nachdenken, die uns Angst machen, dann nimmt die Angst davor – unter normalen Umständen – mit der Zeit ab.

Ich kann so aber auch Fähigkeiten erlernen, die mir helfen, meine Probleme besser zu lösen, wenn mir ein Unglück zustößt oder ich Pech im Leben habe. Stoizismus hilft dadurch, psychologische Widerstandskraft aufzubauen. Es liegt in der Natur von Philosophen, tiefer zu graben. Die Stoiker fragen sich also, was das größte Unglück im Leben ist und das führt sie dazu, über den Tod zu nachzudenken. Sokrates hat diese Tradition begonnen, unsere eigene Sterblichkeit zu reflektieren.

Für Stoiker war es wichtig, sich mit ihrer Sterblichkeit zu versöhnen. Sie glaubten, dass wir dann auch unsere anderen Ängste und Sorgen bewältigen können. So können wir das Hier und Jetzt besser genießen. Wir leben mit dem unausgesprochenen Selbstbetrug, dass wir unsterblich sind und schätzen das Leben nicht genug. Wer seine Sterblichkeit rational und philosophisch akzeptiert – so die Stoiker –, führt ein besseres Leben.

Heißt das gleichzeitig, wir sollten nichts unternehmen, um das Leben zu verlängern und zu verbessern?

Die Stoiker würden sagen, dass das Leben etwas «vorzuziehendes Gleichgültiges» ist. Sie denken, dass es natürlich und vernünftig ist, überleben zu wollen. Für sie ist der Überlebenstrieb die grundlegende Kraft, die Tiere und Menschen antreibt. Wenn die Stoiker das menschliche Verhalten analysieren, kommen sie zu dem Schluss, dass wir mit einem Überlebenstrieb geboren werden. Dann wachsen wir auf und werden Vernunftwesen und fangen an, andere Dinge wertzuschätzen als das bloße Überleben.

Dadurch werden wir nicht nur befähigt, zu leben, sondern gut zu leben, indem wir Tugenden pflegen. Die Schlussfolgerung ist, dass wir das Leben verlängern sollten, aber nicht, wenn wir dafür diese anderen Qualitäten opfern müssen, die wir lernen, hoch zu schätzen. Es geht also nicht nur darum, zu überleben, sondern zu überleben und dabei ein gutes Leben zu führen.

Sie haben ein Wort benutzt, das heute sehr antik anmutet: «Tugenden» (engl. «virtues»).

Ja, das Wort ist in der Tat antiquiert. Ich frage mich manchmal, ob wir nicht ein moderneres Wort dafür im Stoizismus finden sollten. Vielen Leuten gefallen allerdings die Sonderbarkeiten der alten Texte. Einiges von der Terminologie ist schwer ins moderne Englisch zu übersetzen. Die Griechen haben eine Sprache benutzt, um über Psychologie und Emotionen zu sprechen, die sich sehr von unserer unterscheidet.

Wenn wir das Wort «Tugend» benutzen, dann klingt das aufgeblasen und es wurde sehr von der Geschichte des Christentums beeinflusst. Wir sprechen hier aber über vorchristliche Philosophie. Das Wort Tugend hatte einen viel breiteren Sinn und meinte so etwas wie sein Potenzial im Leben zu entfalten. Die Griechen würden sagen, ein Pferd hat «arete» (Tugend), wenn es stark und schnell ist. Ein Mensch hat «arete», wenn er praktische Weisheit besitzt und sein Potenzial als rationales Wesen nutzt.

Darauf bauen sie dann auf. Sie denken, dass ein Mensch, der weise und rational lebt und über sein Handeln nachdenkt, Selbstkontrolle, Mut und soziale Tugenden (wie Gerechtigkeit und Fairness) an den Tag legt.

Was hat Sie zum Stoizismus gebracht? War es Ihre Erziehung oder sind Sie später darauf aufmerksam geworden?

Als Jugendlicher war ich interessiert an Dingen wie Philosophie, Selbstentfaltung, Meditation, Selbsthypnose. Ich habe vielleicht nach einem rationaleren Ersatz für das Christentum gesucht – etwas zwischen einer Philosophie und einer Therapie. Meinen ersten Abschluss habe ich in Philosophie gemacht. Wenn man akademische Philosophie studiert, dann lernt man ziemlich jede Schule der Philosophie kennen, außer den Stoizismus. Die Stoiker werden in den Lehrplänen nicht wirklich abgedeckt. Ich dachte mir, Existentialismus sei interessant als Lebensphilosophie, aber auch sehr abstrakt und kompliziert und schwer umzusetzen.

Dann habe ich eine Ausbildung zum Therapeuten gemacht und habe die kognitive Verhaltenstherapie kennengelernt. Mir vielen die Ähnlichkeiten zum Stoizismus auf und ich hatte das Gefühl, dass mir etwas entgangen ist. Es war eine der wenigen bekannten Philosophien, mit denen ich mich aber nie genauer beschäftigt hatte. In meiner Master-Arbeit wollte ich mich mit Psychotherapie und Philosophie beschäftigen und dachte mir, ich sehe mir die Stoiker an. Sobald ich Marcus Aurelius gelesen hatte, hatte ich eine Erleuchtung und dachte mir: «Das ist, was ich immer gesucht habe.» Es eine perfekte Kombination aus den Dingen, nach denen ich mich umgeschaut hatte. Und es bot einen breiteren philosophischen Rahmen für die kognitive Verhaltenstherapie.

Aus Eigeninteresse habe ich vor zwanzig Jahren angefangen, Vorträge zu halten und Artikel zu schreiben. Zu meinem Erstaunen habe ich festgestellt, dass andere Menschen sich aus den gleichen Gründen dafür interessieren. Nach meinen Vorträgen sind die Leute zu mir gekommen, um zu reden und dann erschienen immer mehr Bücher und das allgemeine Interesse schien mit der Zeit zuzunehmen. Jetzt haben wir 43.000 Menschen in unserer Facebook-Gruppe. Letztes Jahr haben 7.000 Menschen bei der Stoic-Week mitgemacht. Es sind jedes Jahr mehr geworden und ich hätte nie gedacht, dass es sich so entwickeln würde. Ich hatte gedacht, ich wäre da über eine historische Obskurität gestolpert.

Bekannte historische Persönlichkeiten wie Marcus Aurelius waren Stoiker. Der Stoizismus war sowohl bei den alten Griechen als auch bei den Römern beliebt. Wie kann er da «obskur» sein?

Heute sehen wir Menschen wie Sigmund Freud oder Karl Marx als Begründer der Moderne. Dabei war freudianische Psychoanalyse gerade einmal 50 bis 60 Jahre lang populär. Trotzdem halten wir es für eine wichtige Sache. Wir wissen nicht, wie lange Marxismus überleben wird. Vielleicht ein paar Hundert Jahre. Stoizismus hat fast 500 Jahre lang als lebendige philosophische Tradition überdauert. Stoizismus wurde 230 vor Christus begründet. Marcus Aurelius war einer der Letzten, die wir kennen. Wir finden nur sehr wenige Bezüge zum Stoizimus aus der Zeit nach Marcus Aurelius. Er starb 180 n. Chr.

Welchen antiken Autor bevorzugen Sie? Empfehlen Sie Marcus Aurelius?

Marcus Aurelius ist einer meiner Lieblingsstoiker. Sein Büchlein ist aphoristisch und bietet sich an, um daraus zu zitieren. Viele Menschen greifen gerne zu seinem Buch. Es gibt drei Hauptvertreter des Stoizismus, deren Werk überlebt hat. Alle drei sind späte römische Vertreter: Seneca, Marcus Aurelius und Epictetus. Von den Begründern haben wir leider nur Fragmente. Diese drei Vertreter sind alle auf ihre Weise interessant. Von Marcus haben wir seine persönlichen Notizen. Er sind sehr persönliche und praktische Dinge. Er schreibt nicht viel über die Argumente und Theorie des Stoizismus.

Von Seneca haben wir Aufsätze und Briefe, die er an andere geschrieben hat – als eine Art Beratung. Von Epictetus haben wir Mitschriften von Diskussionen, die er mit seinen Schülern geführt hat. Er ist der einzige Lehrer, von dessen Werk ein guter Batzen überlebt hat. Sie alle haben etwas zu bieten, sind aber sehr unterschiedlich voneinander in ihrem Denken, in ihrer Persönlichkeit und in der Art und Weise, wie sie ihre Überlegungen darstellen.

Muss man Philosoph oder Akademiker sein, um sich heute mit Stoizismus auseinanderzusetzen?

Nein. Es werden sehr viele populäre Bücher, Artikel, Webseiten oder Podcasts über Stoizismus veröffentlicht. Die meisten Menschen, die wir treffen, die sich dafür interessieren, sind keine Akademiker und haben keinen Universitätsabschluss in Philosophie. Es sind ganz gewöhnliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen. Und viele Bücher richten sich an dieses Publikum: zum Beispiel «How to be a Stoic» von Massimo Pigliucci oder «Stoicism and the Art of Happiness» von mir selbst. Die «Stoic-Week» ist eine Einladung von Akademikern an Menschen, für die dieses Thema komplett neu ist.

Wie funktioniert die «Stoic-Week»?

Wir haben die «Stoic-Week» vor mehreren Jahren gegründet. Es handelt sich dabei um einen Online-Kurs, der über eine Woche geht. Jeden Tag werden ein neues Kapitel und eine neue Übung vorgestellt. Ausgearbeitet wurde es von unserer «Modern Stoicism»-Organisation. Das ist ein fachübergreifendes Team, das von Professor Chris Gill gelenkt wird. Er ist emeritierter Professor für Antikes Denken an der Exeter University. Das Projekt war sein Idee. Wir haben ein Handbuch, das die Leute herunterladen können. Es enthält Vorbereitungen und sieben Kapitel. Außerdem gibt es eine E-Learning-Version.

Wer sich jetzt dafür einschreibt, bekommt eine Begrüßung und das Vorbereitungsmaterial. Wenn der Kurs beginnt, lesen die Teilnehmer jeden Tag ein Kapitel und denken über die Ideen darin nach. Sie reflektieren ihre eigene Sterblichkeit und nehmen andere Perspektiven ein. Wir erheben mithilfe von Fragebögen Daten von den Teilnehmern. Die Menschen sollen sich davor und danach selber einschätzen. Es gibt daneben Diskussionsrunden mit anderen Teilnehmern. Das erste Mal, als wir das gemacht haben, hatten wir 700 Teilnehmer. Bislang haben sich 3.000 Leute eingeschrieben. Es ist aber noch früh. Letztes Jahr hatten 7.000 Menschen teilgenommen.

Wer nimmt teil?

Wir haben eine Menge demografische Daten. Wir veröffentlichen jedes Jahr Zahlen auf unserer Website. Unser Teammitglied Tim LeBon verarbeitet die Daten. Die meisten Teilnehmer kommen aus den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich, aber es nehmen Menschen von überall auf der Welt teil.

Wahrscheinlich wegen der Sprache …

Genau. Das Ganze findet hauptsächlich in englischer Sprache statt. Wir haben erwartet, dass viele Briten teilnehmen, weil das Projekt an der Universität in Exeter seinen Anfang nahm und die meisten Teammitglieder anfangs Briten waren. In Relation zur Bevölkerung jedoch hat Kanada die meisten Teilnehmer.

Wie steht es um das Verhältnis Frauen zu Männer? Ich habe den Eindruck, die meisten bekannten Stoiker sind Männer. Wie sieht es im Alltag aus?

Das ist ein spannendes Thema und die Antwort darauf ist ein wenig komplex. Viele Menschen haben den Eindruck, dass Stoizismus eine maskuline Philosophie ist. Die Stoiker haben allerdings weibliche Schülerinnen aufgenommen. Es sind Vorlesungen von Epictetus’ Lehrer Musonius Rufus erhalten, in denen er argumentiert, dass Mädchen genauso in Philosophie unterrichtet werden sollten wie Jungen. Die Stoiker hatten eine Maxime, die auf Kleanthes, den zweiten Lehrer des Stoa, zurückgeht: «Tugend ist die gleiche bei Mann und Frau.» Sie glaubten, dass beide Geschlechter vom Stoizismus profitieren können. Manche Leute gehen so weit, Stoiker als Proto-Feministen zu bezeichnen. Jedenfalls waren sie offener für Frauen als andere philosophische Schulen.

Man darf aber nicht viele Schriften von weiblichen Stoikern erwarten, weil es generell nur sehr wenige weibliche Philosophen bei den alten Griechen und Römern gab. Unter unseren Teilnehmern sind drei Viertel Männer. Ich würde daraus aber nicht schließen, dass es eine maskuline Philosophie ist. Diese Ungleichverteilung bei den Geschlechtern entspricht der Ungleichverteilung in allen Feldern der Philosophie. Ich habe mit Leuten gesprochen, die epikureische Gruppen leiten, und sie stellen dieselbe Ungleichverteilung fest. Es hat also wahrscheinlich nichts mit Stoizismus zu tun, sondern mit dem weiteren Feld der Philosophie. Aber man könnte behaupten, dass Stoizismus besser auf ein weibliches Publikum ausgerichtet ist als andere Schulen.


Zur Person

Donald Robertson wurde in Schottland geboren und hat 20 Jahre lang als Psychotherapeut in London gearbeitet, wo er an einer Schule für Therapeuten lehrte, bevor er nach Kanada emigrierte. Robertson ist der Autor von mehreren Büchern zu den Themen kognitive Verhaltenstherapie und Stoizismus. Sein neuestes Buch „How to Think Like a Roman Emperor: The Stoic Philosophy of Marcus Aurelius“ erscheint voraussichtlich im April 2019.

GMD
24. September 2018 - 14.02

vir wat klickt dir dann all Kéiers den Artikel un wann dir esou presséiert sidd beim online-Liesen?

Paul
24. September 2018 - 10.59

alt nees en artikel dé wochelaang presséiert online lieser nervt, well en net no 1-2 deeg verschwennt, as usual online

germain medlar
18. September 2018 - 18.11

alt nees e flotten Artikel vum Yves Greis
Merci