Solarpanels zieren zunehmend die Dächer der Häuser in Luxemburg. Die Gemeinde Sanem experimentiert nun mit einem neuen Konzept: Solarmodule, die in die Straße eingebaut werden. Gestern wurde der erste «Wattway» in Luxemburg feierlich eingeweiht.
Von Misch Pautsch
Die Idee, Solarpanels auf dem Dach anzubringen, erklärt sich von selbst: Sie kriegen möglichst viel Sonnenlicht ab, sind im korrekten Winkel angebracht, um effizient zu funktionieren, vor Schäden geschützt und stehen nicht im Weg rum, da Häuserdächer für andere Anwendungen denkbar ungeeignet sind.
Die Montage wird, wenn auch manchmal langwierig und immer noch teuer, Jahr für Jahr billiger. Warum würde man sie nun in die Straße einbauen wollen, wo sich reihenweise neue Herausforderungen stellen? Die Oberfläche, die die Solarzellen schützt, muss lichtdurchlässig, aber druck- und abnutzungsresistent genug sein, um den Verkehr auszuhalten. Und vor allem rutschfest muss sie sein – bei jedem Wetter. Die Neigung, die Solarzellen benötigen, um möglichst effizient zu funktionieren, entfällt. Pannen würden nicht nur den Ausfall des betroffenen Panels, sondern auch Reparaturen samt Straßensperre bedeuten. Warum also in diese neue Technologie investieren?
Wird es funktionieren?
«Vor allem um zu sehen, ob es funktioniert. Es ist ein interessantes, innovatives Projekt und das erste seiner Art in Luxemburg», erklärt Bürgermeister Georges Engel (LSAP). «Der ‹Wattway› ist ein neues Glied in der Kette unserer grünen Politik. Es handelt sich hierbei um ein Zukunftsprojekt, das, wenn es sich als erfolgreich herausstellt, sicherlich bald auch an anderen Orten zu finden sein wird.»
Vizepremier und Wirtschaftsminister Etienne Schneider gratulierte der Gemeinde zu dem «mutigen Projekt, das nur das neueste in der langen Reihe innovativer Initiativen der Gemeinde ist». 28,8 m2 der flachen Panels wurden in die wenig befahrene Straße hinter dem Rathaus verbaut. Geschützt werden sie von einer Kunstharzschicht, die etwas weniger als einen Zentimeter dick ist und regelmäßig mit einer neuen Oberschicht bezogen werden muss, da sie abnutzt. Dies soll für die nötige Reibung sorgen, um den Eigenschaften einer klassischen Straße aus Asphalt möglichst nahezukommen. Schmutz sei kein Problem für den Betrieb der Geräte.
Kostenpunkt des Projektes bisher: 76.000 Euro. Diese wurden zu gleichen Teilen von der Gemeinde Sanem und der Firma Sudgaz übernommen. Technologie, die noch in den Kinderschuhen steckt, ist bekanntlich teuer und die Solarpanelstraße bestätigt dies: Das Quadratmeter «Wattway» kostet somit im Moment etwa 2.638,88 Euro, deutlich mehr als vergleichbare Anlagen, die nicht in der Straße eingebaut sind.
Strom für die Server
Insgesamt sollen 3.105 Kilowattstunden Strom jährlich produziert werden, mit denen die Server des Gemeindehauses betreiben und 1,9 Tonnen CO2 gespart werden.
Die Gemeinde scheint darauf zu bauen, dass alles funktioniert, denn auf dem Dach des Rathauses sucht man klassische Solarzellen vergeblich. «Auf dem Gebäude der Feuerwehr und der ‹Maison relais› haben wir aber welche», verrät uns ein Gemeindemitarbeiter. Es bleibt also abzuwarten, ob es sich bei dem Projekt um den ersten Schritt hin zu einer neuen Art der Energiegewinnung durch Solarzellen handelt oder es bei Innovation um der Innovation willen bleibt.
Unabhängig davon, wie die Zukunft der jungen Technologie aussehen wird, zeigt sich Bürgermeister Engel zufrieden: «Wir versprechen uns aus dem Projekt vor allem Erfahrungen, die wir mit allen, die an der Technologie interessiert sind, teilen werden.»
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können