Headlines

„Truth isn’t Truth“

„Truth isn’t Truth“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Rudy Giuliani, Don Trumpolinis halbseidener Consigliere, setzt neue Maßstäbe auf dem Gebiet des Orwell’schen Newspeak, schreibt Francis Wagner in seinem Editorial.

Es gibt nur einen George Orwell, und Rudy Giuliani ist sein Prophet: Mit seinem Statement in der NBC-Sendung Meet The Press am vergangenen Sonntag schrieb der ehemalige Bürgermeister von Gotham Geschichte auf dem Gebiet des Orwell’schen Newspeak: «Truth isn’t Truth» erklärte er da völlig entspannt, beim Versuch, seinen Herrn und Meister vor den Nachstellungen des Sonderermittlers Robert Mueller in Schutz zu nehmen. Der Mann, der sich einst als New Yorker Staatsanwalt höchsten Respekt beim Kampf gegen Korruption und Cosa Nostra erworben hatte, scheut nicht davor zurück, sich nunmehr als Don Trumpolinis halbseidener Consigliere vor der Weltöffentlichkeit zum Affen zu machen.

Giuliani ist ja nun beileibe nicht der Erste, der versucht, den krankhaften Lügner Trump mit der Behauptung rauszuhauen, dass es so etwas wie objektive Wahrheit ohnehin nicht gäbe und dass daher in letzter Konsequenz alle «Fakten» reine Ansichtssache seien. Trumps Beraterin Kellyanne Conway hatte sich bereits im Januar 2017 mit der Erklärung hervorgetan, dass ihr Chef und dessen damaliger Pressesprecher Spicer nicht lügen, sondern vielmehr aufgrund «alternativer Fakten» argumentieren würden.
Einer von Trumps Anwälten, konfrontiert mit mehreren sich unmissverständlich widersprechenden Aussagen seines Mandanten zu ein und demselben Thema, befand jüngst, dass «Fakten» ja nun bekanntlich nichts Statisches seien, sondern sich mit der Zeit weiterentwickeln würden, was daher auch «sich weiterentwickelnde» Aussagen darüber rechtfertige.

Ob US-amerikanische Richter angesichts eines Meineides aus dem Lügenmaule Trumps oder eines seiner Gehilfen sich dereinst diese Art von Gossenphilosophie ebenfalls zu eigen machen würden, gilt indes alles andere als sicher.

Der republikanische Publizist Rick Wilson hat dieser Tage ein Buch mit dem Titel «Everything Trump Touches Dies» veröffentlicht, in dem er darlegt, wie der diabolische Blondschopf nicht nur seine Partei ins Verderben führt, sondern auch all jene restlos korrumpiert, die in seine Dienste treten: Leute wie Giuliani, McConnell oder Huckabee Sanders, die sich unter Aufgabe des letzten Funkens von Selbstachtung dazu erniedrigen, die Schwindeleien ihres allerhöchsten Gebieters so lange hinzubiegen, bis sie diese als die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit verkaufen können.

Die größten Kriminellen in dieser elenden Schmierenkomödie sind letztlich die versammelten Großkopferten der republikanischen Partei, die sich – mit nur ganz wenigen Ausnahmen – Don the Cons Willkürherrschaft unterwerfen, ganz einfach, weil er einen Großteil von dem tut, was sie sich schon seit Jahrzehnten sehnlichst erwünschen: in erster Linie sein unerbittlicher Kampf gegen die Rechte von Arbeitnehmern und Minderheiten sowie gegen den Schutz der Umwelt. Und natürlich auch seine nachgerade rührende fiskalische Barmherzigkeit gegenüber darbenden Milliardären.

Dass darüber auch die Demokratie flöten zu gehen droht, scheint den meisten herzlich egal zu sein: Sie ist nämlich für sie – wie dies schon Sultan Erdogan so trefflich zu formulieren wusste – wie eine Straßenbahn: Man benutzt sie, um an sein Ziel zu kommen. Und dann steigt man aus.

Lucilinburhuc
23. August 2018 - 20.09

Ruhig Blut. Die Welt geht nicht wegen dieses Clownes unter. Betrachten wir dieses Intermezzo in absehbarer Zukunft als lehrreiches Kapitel zwecks Auffrischung des kollektiven Gedächtnis, das wahre Demokratie kein Selbstläufer ist.

roger wohlfart
22. August 2018 - 19.21

Truth isn't Truth, but Trump is Trump ! Eine Katastrophe für die Demokratie. Die wenigsten wissen heute die Demokratie und ihre wahren Werte zu schätzen. Und so steuern wir mit offenen Augen ungebremst mit 300km/h in die Mauer.

Gardner
22. August 2018 - 16.41

Die Anklage gegen Clinton lautete Meineid und Behinderung der Justiz.

KTG
22. August 2018 - 12.17

Es ist schon paradox: alle möglichen Richter und Staatsanwälte in den USA, sogar oberste Richter in vielen Staaten, werden gewählt, nur die obersten Richter des Landes dürfen ausgerechnet vom Präsidenten eingesetzt werden, der ja sonst eher wenig zu sagen hat (so mächtig ist ein US-Präsident eigentlich gar nicht).

Grober J-P.
22. August 2018 - 10.51

Land der unbegrenzten UNMöglichkeiten, glaube das stimmt mittlerweile. Poor new world.

Jacques Zeyen
22. August 2018 - 10.01

Bravo.
Wer sich selbst begnadigen kann und eine Art Ermächtigungsgesetz durchbringt,Bundesrichter ab-und einsetzen darf hat freie Hand und kann machen was er will. Wenn man bedenkt ,dass ein Clinton es fast bis zum Impeachment geschafft hätte weil er jemandem sein Saxophon gezeigt hatte,dann müsste der Potus doch schon lange ausser Landes sein.