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Amnesie im Sport

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Die Tour de France ist vorbei, doch wie jedes Jahr werden die Diskussionen noch ein wenig anhalten. Dazu hat auch Andy Schleck beigetragen, der nach der letzten Etappe in Paris gegenüber dem Portal velonews.com erklärt hat, er sei davon überzeugt, dass der Radsport heute der sauberste Sport sei und auch zu seiner aktiven Zeit bereits sauber gewesen sei. Die Kritik an seinen Äußerungen ließ nicht lange auf sich warten. Twitter-Nutzer stellten die Frage, ob er, der Tour-Sieger von 2010, bereits unter Alzheimer leide. Der renommierte Anti-Doping-Kämpfer Gerhard Treutlein schrieb auf Facebook: «Andy Schleck lebt auf einer Scheibe.»

Und wenn man zurückblickt, muss man sich wirklich fragen, was Schleck unter sauberem Sport versteht. Müsste nicht gerade er, dem es 2010 verwehrt blieb, seinen Tour-Sieg bereits auf den Champs-Elysées zu feiern, einen gewissen Groll gegen Betrüger hegen? Er bekam den Tour-Sieg erst knapp zwei Jahre später, nach der Dopingsperre von Alberto Contador, zugesprochen. Und dabei war Contador 2010 nicht der einzige Fahrer, der erwischt wurde. Auch der Russe Denis Mentschow, der wie Schleck und Contador 2010 in Paris auf dem Podium stand, wurde nachträglich aus dem Klassement gestrichen.

Nachgerückt war damals Samuel Sanchez – der 2017 des Dopings überführt wurde. Mal ganz davon abgesehen, dass auch Andys Bruder Frank 2012 eine Dopingsperre absitzen musste und sich 2008 bereits wegen einer Überweisung an den spanischen Dopingarzt Fuentes verantworten musste (Frank Schleck konnte damals kein Dopingvergehen nachgewiesen werden, sodass das Verfahren eingestellt wurde).

Der Sport sorgt bei Athleten und Zuschauern für emotionale Momente. Vor allem rückblickend sind es oft nur diese, die einem im Gedächtnis bleiben. Man könnte meinen, es würde eine Art Sport-Amnesie geben, die einen sämtliche unerwünschten Geschehnisse im Rahmen einer Sportveranstaltung vergessen lässt. Das geht sogar so weit, dass es quasi zum Tabu wird, einige unbequeme Fakten überhaupt noch zu erwähnen. So zum Beispiel bei der Tour de France 2008. Aus Luxemburger Sicht war es eine herausragende Rundfahrt. Frank Schleck und Kim Kirchen trugen vorübergehend das «Maillot jaune», Kirchen zudem noch das Grüne Trikot und Andy Schleck gewann das Weiße Trikot des besten Jungprofis.

Ohne die Erfolge der luxemburgischen Profis schmälern zu wollen – immerhin wurde keiner von ihnen des Dopings überführt und auch für Sportler soll die Unschuldsvermutung gelten –, war die Tour 2008 dennoch eine der Skandal-Rundfahrten der jüngeren Vergangenheit, wenn es um das Thema Doping geht. Mit Dueñas, Beltran, Ricco und Piepoli gab es gleich vier Dopingfälle während der Tour (Casper wurde ebenfalls positiv getestet, allerdings konnte er später eine Ausnahmegenehmigung für Kortison nachweisen und wurde freigesprochen). Mit Bernhard Kohl und Stefan Schumacher wurden zusätzlich zwei Fahrer bei Nachkontrollen überführt.

Auch wenn der Blick auf diese Vorfälle mittlerweile etwas verklärt sein sollte, bleiben es Fakten, die belegen, dass der Radsport damals doch nicht ganz so sauber war. Aber es sind ja seitdem auch schon zehn Jahre vergangen, und wer erinnert sich da schon noch an sämtliche Details?

Pierrot Schiltz
6. August 2018 - 13.47

Dat Schlëmmst ass emol net dass gedopt get well dât wees mëttlerweil all Mensch. Schlëmm ass wann en Insider, dee jo besser bescheed wees, d’Leit verarscht a seet et wier net esou ??

Clemi
3. August 2018 - 7.51

Guter artikel alles auf den punkt gebracht

roger wohlfart
2. August 2018 - 17.55

Möchte mal wissen, welcher Toursieger nicht gedopt war. Das berühmteste und tragischste Doping"opfer",
der Brite Tom Simpson, starb an den Hängen des Ventoux vor laufenden Kameras. Das war vor einem halben Jahrhundert. In der Zwischenzeit hat sich in Sachen Doping nichts getan. Die Dopingfahnder sind den Moglern stets den berühmten Schritt hinterher. Von wegen blitzsauber! Die TdF wird nicht umsonst als die grösste Apotheke der Welt auf Rädern verhöhnt. Es ist als ob das Publikum Tomaten auf den Augen hätte. Oder wollen wir etwa alle nicht recht hinschauen, weil wir sonst um eine Illusion ärmer wären? Wir machen uns alle was vor. Der Sport im allgemeinen, ist das Spiegelbild unserer verlogenen Gesellschaft ,in der sich der, der Geld hat alles erlauben kann. Und welches ist die reichste Radmannschaft? Nicht doch zufällig Sky, oder ?

Mephisto
2. August 2018 - 15.44

Natürlich hat Andy recht ! Der Radsport war bereits von 1999 bis 2005 blitzsauber, also bereits vor seiner Zeit.

Jacques Zeyen
2. August 2018 - 15.37

Vielleicht müssen die Topfahrer auf einer Scheibe leben weil sie sonst "weg vom Fenster" sind.
Diese Leistungen ( 38.5Km/h-Schnitt unter Armstrong )sind mit Müsli und Nudeln nicht zu machen.
Und jeden Tag Topform ohne den kleinsten Hänger? Das glaubt wer will.
Wenn die WADA nur überführen kann wer zu dumm ist seine Mittelchen richtig einzusetzen,kann man
nicht von verläßlicher Kontrolle sprechen.Ein Polizeibeamter mit einem Spürhund scheint da erfolgreicher.
Ausser man hat den besseren Trainer,den besseren Leiter und den besseren Koch,wie die Sky-Mannschaft.
Gratukation schon im Voraus für den Toursieg 2019

MarcL
2. August 2018 - 11.50

Gute Sportberichterstattung hilft gegen Amnesie. Danke Herr Schleimer für den kritischen Blick!

ronald
2. August 2018 - 11.34

Et ginn Momenter am Liewen do soll een roueg emol einfach NEISCHT soen ! Esou eng Geleenheet huet dee Sportler definitif alt nees eng Keier verpasst ! Mir hun zu Lëtzebuerg TdF-Fuerer déi ganz genee Bescheed wëssen wat an hierem Sport gelaf ass an och nach ëmmer leeft, mais déi behuelen sech ganz einfach "low profile" . Wann en Sportler ewei en Bob Jungels ganz kloer huet missen hannert sengen eegenen Erwardungen zereckstoen, ass dat fir mech den Beweis dass do nach nët dee läschten Schratt ënnerholl ass. Ech hun léiwer en Lëtzebuerger Sportler deen mol heiansdo vir bei fueren kann ann dann awer och genau esou kloer Deeg huet wou en nët "geet".
Ech fannen et begréissenswert wann Journalisten sëch enger kloer objektiver Dopingsberichterstattung nëtt verschléissen an Kloertext schreiwen.

Jeck Hyde
2. August 2018 - 10.26

O wéi Recht hu Der. Mee Dir wësst och wann der 2 datselwecht machen ass et net datselwecht. ; ))