Unser bisheriger persönlicher Spitzenreiter unter den vorliegenden Wahlversprechen ist jenes der DP, das da besagt, „Alexa“ (oder andere ans Internet angeschlossene Spracherkennungsprogramme) soll Luxemburgisch lernen.
Es ist für uns der Beweis, dass der lange Arm von Bettel, Cahen, Meisch und Co. bis ins Silicon Valley und in die Entscheidungszentralen von Google, Amazon usw. reicht und – nach einer Wiederwahl – wohl keinen Widerspruch dulden wird: Alexa muss „Ketty“ heißen und Luxemburgisch lernen …
In der Kategorie ernsthaftere Vorschläge fiel der LSAP-Programmkongress besonders dadurch positiv auf, dass sich die Parteijugend bei den Delegierten gegen den Vorschlag der Wahlkommission durchsetzte und das – beim Referendum durchgefallene – Wahlrecht ab 16 Jahren wieder (wie 2013) ins Programm hievte.
Auch scheint die LSAP es diesmal mit der Umsetzung sozialer, ja sogar sozialistischer Politik ernst zu nehmen.
Nach nunmehr fast 50 Jahren ohne Fortschritt bei der wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden (die in der betrieblichen Realität via Kollektivverträge schon oft von Arbeitszeitmodellen mit weniger Stunden abgelöst ist) bietet die Partei der Wählerschaft die 38-Stunden-Woche an; dies ist nicht der einzige Vorschlag der Partei in Richtung gerechtere Gesellschaft, auch wenn vieles wenig konkret bleibt. So soll die Armut bekämpft werden, eine gerechte Verteilung des Reichtums und eine gerechte Besteuerung von Arbeit und Kapital angestrebt werden.
Die zwei für viele Durchschnittswähler wohl spürbarsten Probleme des Landes, also (fehlende) Mobilität und Wohnungsnot, wurden von allen Parteien, die bislang fertige Programme vorgelegt haben, identifiziert und mit potenziellen Lösungen geschmückt. Hier werden denn auch erste größere Unterschiede klar. Der DP bleibt der Besitz – auch von unbebautem Bauland – so wichtig und unantastbar, dass sie das Problem lediglich mit Baulandverträgen angehen will; spezielle Steuern oder gar Enteignung lehnen die Liberalen, die ein „Sowohl als auch“-Programm (statt eines „Entweder oder“-Programms, eines der rhetorisch starken, aber aussageschwachen Highlights von Präsidentin Corinne Cahen) vorlegten, ab.
Bei den Verkehrsproblemen deuten sich – glaubt man den Parteiprogrammen – ein kostenloser öffentlicher Transport und eine erste „surenchère“ zwischen den Parteien an. Die DP möchte Gratis-Busse und -Züge sofort; die LSAP erst, nachdem die Infrastruktur dies hergibt (aber innerhalb der nächsten Legislatur). Die Grünen, die paradoxerweise nicht für kostenlose öffentliche Verkehrsmittel eintreten, setzen auf bewährte Themen wie hohe Lebensqualität, gesunde Natur, gute Entwicklungschancen für Kinder, Mitbestimmung.
Die drei Koalitionsparteien, die während der letzten Wochen (wohl nach Absprache aufgrund auffällig gewordener Dissonanzen) wieder verstärkt auf positive Elemente ihrer Bilanz hinwiesen, haben sich also bereits ausführlich positioniert und wären einer weiteren Auflage von Blau-Rot-Grün nicht abgeneigt. Ihre Programme sind jeweils 120 Seiten stark, also genauso umfangreich wie das der CSV, wie deren Generalsekretär Laurent Zeimet bereits verriet. Bis auf die Seitenzahl ist allerdings noch immer wenig Programmatisches von jener Partei bekannt, die wieder Verantwortung übernehmen möchte.
Die eigene abwartende Strategie wird den Christsozialen doch wohl keinen Strich durch die elektorale Rechnung machen …
Auf einmal hat die DP ihr Herz für " Lëtzebuergesch " entdeckt. Nicht zu fassen. Die sind doch nicht etwa im Begriff, auf dem Foto, im Chor die " Heemecht" zu singen?
Ech als Member wärd dei Selbstdarsteller emol net mei wielen
》Die zwei für viele Durchschnittswähler wohl spürbarsten Probleme des Landes, also (fehlende) Mobilität und Wohnungsnot, 《
Nein, denn: 80% der Wähler sind Hausbesitzer, die andern 20% wohl ihre Partner und Kinder, und die fehlebde Mobilität stört die Ottonormalwähler doch bloss Samstags Richtung Einkaufszentrum in Bartringen.