Früher wurden dort Tiere geschlachtet, seit dem Jahr 2000 ist das Gebäude der Kultur gewidmet. Heute wird im „Kulturhuef“ die Geschichte des Buchdrucks gezeigt, eine Erfindung, welche die Welt wie wenig andere revolutionierte.
Besucher drängen sich keine in dem kleinen Museum, was ideal für Kulturinteressierte ist, die keine Menschenmengen mögen. Lediglich aus dem ersten Stock vernimmt man an diesem Julinachmittag Kinderstimmen, die an einem Papiermaschee-Bastelworkshop teilnehmen. Direkt zur Straße gelegen befindet sich ein – vor allem im Sommer – wichtiger Teil eines jeden Museums: das Bistro.
Die alten Gemäuer und die Pflastersteine im Innenhof des «Kulturhuef» erwecken den Eindruck, als hätte die Zeit stillgestanden. Im Museumsteil hingegen erinnert die Besucher nichts daran, dass hier einmal Tierblut geflossen ist. Im Erdgeschoss gleich hinter dem Eingang wird der Besucher zuerst durch den Museumsshop geschleust, ehe er auf die Sammlung von alten Druckmaschinen stößt. Darunter z.B. eine Linotype, ein Verfahren, das vor dem Desktop-Publishing (wobei das Zeitungsmachen am Computer erfolgt) genutzt wurde. Kleine Filme illustrieren die Funktionsweise einiger Maschinen. Per Knopfdruck kann man sich sogar den Maschinenlärm vorspielen lassen.
Im ersten Stock präsentiert das Museum seit Beginn Juli nun eine neue permanente Ausstellung: «Gutenberg revisited». Wurde vorher die Zeit von 1850 bis 1950 gezeigt, erzählen die verschiedenen Tafeln nun von den Anfängen der Schrift bis heute. An einer Zeitlinie sind bedeutende Daten aus der Geschichte der Buchdruckkunst wichtigen nationalen und internationalen Ereignissen gegenübergestellt. So erfährt der Besucher bspw., dass der Buchdruck in Luxemburg seinen Anfang im Jahr 1598 nahm.
Das geschriebene Wort war seit seinen Anfängen Geschichtszeuge, Kunst und Waffe zugleich. Doch erst der Buchdruck machte es möglich, Gedanken einer breiten Masse mitzuteilen. Seine Erfindung konnte in keine bessere Zeit als die der Renaissance fallen, als das Bedürfnis nach Wissensübertragung erheblich wuchs. Vor der Erfindung der Buchdruckkunst durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert war die Herstellung eines Buches eine zeitaufwendige Sache, die sich Jahre hinziehen konnte, da Bücher handgeschrieben wurden. Mit dem Druck der ersten Bibel 1452 wurde eine wahre Revolution in Gang gesetzt.
Anschaulich dargestellt sind ebenfalls die Berufe, die am Buchdruck beteiligt sind, wie z.B. die Buchbinderei. Es gab noch Zeiten, da man sich die Bücher ohne Einband kaufte. Bücherkaufen und -lesen war noch etwas Elitäres, sodass sich der Käufer bei einem Buchbinder – ein ehemals sehr verbreiteter Beruf – einen seinem Geschmack entsprechenden Einband bestellen konnte.
In der nun renovierten Ausstellung wurde der Zeitrahmen der dargestellten Geschichte des Druckwesens erheblich erweitert: vom Anfang der Schrift bis ins 21. Jahrhundert.
Am Anfang war zwar das Wort heißt es, erst Tausende von Jahren später folgte die Schrift. Ihr Aufkommen bedeutet der Übergang von der Vorgeschichte zur Geschichte. In einem kleinen Vorführraum wird ein Film über die verschiedenen Konservierungsformen der Schrift – Stein, Papyrus, Papier – sowie die wichtigsten Etappen der Druckgeschichte gezeigt.
Neben der Ausstellung hat auch das Gebäude eine erzählenswerte Geschichte: Von 1902 bis 1975 war es ein Schlachthof, danach war das Gebäude von diversen lokalen Vereinen, wie Pfadfindern und Festkomitees, und sogar als soziale Wohnungen genutzt worden. Seit dem Jahre 2000 funktioniert es als Kulturzentrum. Neben dem Druckereimuseum sind noch das Spielkartenmuseum Jean Dieudonné, eine Kunstgalerie und ein regionales Kino dort untergebracht.
Infos: www.kulturhuef.lu
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